Red Bull: Ricciardo sieht sich mit Räikkönen gleich auf

Budapest (dpa) - Daniel Ricciardos Kontrahent im Kampf um das freie Red-Bull-Cockpit ist kein Geringerer als Kimi Räikkönen. Für den Finnen sprechen ein WM-Titel, 20 Grand-Prix-Siege, 16 Pole-Positionen und die Routine von 184 Formel-1-Rennen.

Aber dennoch rechnet sich Ricciardo realistische Chancen aus, in der kommenden Saison neuer Teamkollege des dreifachen Champions Sebastian Vettel werden und damit den Aufstieg vom B-Team Toro Rosso zu Red Bull schaffen zu können. „50:50, wenn die Entscheidung zwischen Kimi und mir fällt“, sagte der sympathische Australier vor dem Großen Preis von Ungarn. „Ich denke, sie nehmen am Schluss den schnellsten.“

In Motorsportberater Helmut Marko hat Ricciardo einen mächtigen Fürsprecher. Wichtiger Pfeiler der Red-Bull-Philosophie sei es ja, Talente zu fördern und nach oben zu bringen, sagte der Österreicher. Auch sein aktueller Teamchef Franz Tost plädiert für eine Beförderung in den A-Rennstall: „Toro Rosso ist das Team, das die jungen Fahrer ausbildet. Wenn Daniel ausgewählt wird, würde mich das freuen. Er passt sehr gut oben bei Red Bull hinein.“

Ricciardo wertete es auf dem Hungaroring als „Kompliment“, dass er bei der Nachfolge seines zu Porsche wechselnden Landsmannes Mark Webber letzter verbliebener Kandidat neben Räikkönen ist. Aber trotz großer Überzeugung von den eigenen Fähigkeiten maßt es sich der 24-Jährige nicht an, sich auf eine Stufe mit Räikkönen zu stellen. „Er ist Weltmeister. Es wäre arrogant, wenn ich sagen würde, ich bin besser als er“, betonte Ricciardo. „Davon bin ich weit entfernt.“

Mit überzeugenden Leistungen in Vettels RB9 bei den Reifentests in Silverstone vor dem Ungarn-Rennen sammelte Ricciardo weitere Pluspunkte. Milliardär und Teambesitzer Dietrich Mateschitz bescheinigte dem Australier danach „exzellente Arbeit“. Ein solches Lob vom Red-Bull-Chef hat Gewicht. Tost wies zudem auf sein bislang gutes Abschneiden hin: „Daniel hat dreimal gepunktet und in der ersten Saisonhälfte überzeugt.“

Mit insgesamt elf Zählern liegt Ricciardo zwar zwei hinter seinem Teamkollegen Jean-Eric Vergne (13). Aber Tost begründete die Red-Bull-Entscheidung pro Ricciardo auch damit, dass dieser über die größere Formel-1-Erfahrung verfüge. Der Franzose sei „ziemlich nah an Daniel dran“. Vergne werde wohl auch nächstes Jahr für Toro Rosso fahren.

Droht also teamintern keine Konkurrenz mehr, könnte sich das Problem Räikkönen für Ricciardo von selbst erledigen. Es ist keinesfalls so, dass der Finne mit aller Macht zu Red Bull wechseln will. Und Lotus möchte den Star unbedingt halten, so dass Räikkönen in einer komfortablen Lage ist. „Es gib da nicht nur einen Aspekt, den ich berücksichtige. Das ganze Paket muss für mich passen“, sagte der Champion von 2007. „Ich weiß noch nicht, was ich mache. Aber egal wie die Entscheidung ausfällt, könnte es sein, dass sie manchen als blöd erscheint, aber für mich genau richtig ist.“

Ob Räikkönen also künftig für den gleichen Rennstall wie sein Kumpel Vettel fährt, hängt von ihm und Red Bull ab. Bei Ricciardo liegt der Fall komplett anders: Hier entscheidet ausschließlich sein Arbeitgeber; und für den Nachwuchsmann wäre die Beförderung das Nonplusultra. Zudem wäre die hausinterne Lösung die mit Abstand billigere Variante. Aber Red-Bull-Teamchef Christian Horner, der als Räikkönen-Befürworter gilt, wies vorsorglich darauf hin: „Das Gehalt spielt keine Rolle.“ Spätestens in Spa oder Monza soll klar sein, wer in der kommenden Saison Vettels Stallgefährte wird.