Rosberg-Taktik verpufft: Hamilton zeigt keine Nerven
Abu Dhabi (dpa) - Nico Rosbergs Störenfried-Taktik für das WM-Finale der Formel 1 hat bei Lewis Hamilton noch keine Wirkung gezeigt. Der WM-Spitzenreiter fuhr in Abu Dhabi in beiden Trainings zur Bestzeit und ließ seinen Mercedes-Teamkollegen bei seiner schnellsten Runde 0,083 Sekunden hinter sich.
Dabei hatte sich Rosberg fest vorgenommen, seinen Widersacher im Titel-Zweikampf mit gezielten Attacken auf und neben der Strecke aus dem Gleichgewicht zu bringen. „Ich habe meine Runde nicht zusammenbekommen, bei ihm sah das viel sauberer aus“, bekannte der Gesamtzweite.
17 Punkte liegt der gebürtige Wiesbadener vor dem Rennen am Sonntag (14.00 Uhr) hinter Hamilton. Trotz der Vergabe doppelter Punkte auf dem Yas Marina Circuit genügt Rosberg auch ein Sieg nicht zum WM-Triumph, wenn sein Rivale Zweiter wird. „Ich bin guter Dinge, es ist sehr eng und ich fühle mich gut im Auto“, beteuerte Rosberg dennoch und drohte seinem Konkurrenten noch einmal ein wenig: „Wenn ich die Abstimmung zusammenkriege, wird es schon passen.“
Hamilton will sich von den Sticheleien seines Stallgefährten auf keinen Fall in einen Fehler zwingen lassen. „Ich werde sicher keine dummen Risiken eingehen, weil ich das nicht nötig habe“, schrieb der Mercedes-Pilot in einer Kolumne für die BBC.
Das letzte Grand-Prix-Wochenende wird für die Silberpfeil-Stars zur knallharten Nervenprobe. Schon als junge Kartfahrer waren die Jugendfreunde Hamilton und Rosberg um Meisterschaften gegeneinander gefahren, doch jetzt geht es um viel mehr. „Es ist ziemlich toll, dass wir jetzt 15 Jahre später tatsächlich in der Position sind, von der wir damals geträumt haben: im besten Formel-1-Team um Siege und den Titel kämpfen“, sagte Rosberg. „Aber jetzt ist das alles natürlich viel intensiver.“
Die Teamführung will nicht mehr in das Duell eingreifen. „Sie sollen frei sein, sie sollen machen können, was sie wollen, um Weltmeister werden zu können“, sagte Team-Aufsichtsratschef Niki Lauda der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Ich hoffe nur, darauf achten wir ganz genau, dass beide Autos ohne Defekte durchkommen.“
Mit einem gefühligen PR-Film hatte der Rennstall, der dieses Jahr die Konkurrenz fast nach Belieben dominierte, seine Vorfreude auf den Finalkrimi dokumentiert. Zu Schwarz-Weiß-Bildern von den wichtigsten Szenen dieser Saison ist Rudyard Kiplings Gedicht „If“ zu hören. „Wenn du Triumph und Niederlage hinnimmst, beide Betrüger gleich willkommen heißt“, heißen zwei der zentralen Zeilen.
Final-Favorit Hamilton, ohnehin für seine philosophischen Twitter-Botschaften bekannt, hat sich das schon zu Herzen vorgenommen. Im Fall einer Niederlage am Sonntag will er sich nicht zu sehr grämen. „Alles, ob Gutes oder Schlechtes, passiert aus einem Grund. Wenn die Dinge für mich nicht nach Plan laufen, denke ich nicht daran, wie viel Pech ich hatte. Ich versuche immer, das Glas als halb voll anzusehen“, ließ Hamilton wissen.
Noch aber liegen praktisch alle Trümpfe in seiner Hand. Die Konkurrenz scheint auch in Abu Dhabi nicht fähig, den Mercedes Paroli zu bieten und damit Rosberg Schützenhilfe zu leisten. „Wenn alles normal läuft, fahren die beiden natürlich auf Eins und Zwei ins Ziel, dann stellt sich die Frage nicht“, urteilte Vorjahressieger Sebastian Vettel, der mit 0,846 Sekunden Rückstand Trainingsvierter wurde.
Als Dritter lag der dänische McLaren-Fahrer Kevin Magnussen satte 0,782 Sekunden hinter Hamilton. Nico Hülkenberg steuerte seinen Force India auf Platz 13. Adrian Sutil kehrte als 16. zurück in die Sauber-Garage.