Schnauben für die Jagd auf Vettel: Alonso top

Valencia (dpa) - Kein Scharren mit den Hufen, aber ein leichtes Schnauben: Trainings-Primus Fernando Alonso setzt bei der Jagd auf den „Roten Bullen“ an der WM-Spitze auf einen langen Atem.

„Es ist noch viel Zeit und es gibt noch viele Rennen, um sich zu erholen“, sagte der spanische Ferrari-Star vor seinem zweiten Heimrennen in der laufenden Formel-1-Saison. Mit der Trainingsbestzeit zeigte sich der 29-Jährige dann aber in Valencia bestens genesen von den Rückschlägen der vergangenen Rennen.

Was er aber nicht nur im Training braucht, in dem alle mit unterschiedlichen Programmen und Zielsetzungen unterwegs sind, weiß Alonso auch: „Das beste Auto.“ Problem nur: Das hat er bislang nicht, darüber sollte auch eine Trainingsbestmarke nicht hinwegtäuschen. Nicht einmal, wenn er wie zuletzt in Monte Carlo und Montreal Siegchancen hatte. „Das ist ein Fakt. Das war kein Traum“, betonte Alonso vor dem Großen Preis von Europa in Valencia an diesem Sonntag. Fakt ist aber auch, dass Alonso seit dem 24. Oktober vergangenen Jahres (Südkorea - Vettel schied in Führung liegend wegen eines Motorschadens aus) auf seinen nächsten Sieg wartet.

Zu wenig für einen zweimaligen Champion, viel zu wenig für die Ansprüche seines leidenschaftlichen Arbeitgebers. „Wir sind Ferrari, wir sind verpflichtet jedes Rennen zu gewinnen“, meinte Alonso. „Aber andererseits denke ich, dass wir unsere Gegner verstehen und respektieren müssen.“ Ferraris Gegner sind vor allem Red Bull mit WM-Spitzenreiter Vettel (161 Punkte) und dem WM-Dritten Mark Webber (94) sowie McLaren-Mercedes mit dem Gesamtzweiten und Kanada-Sieger Jenson Button (101) und Lewis Hamilton (85) auf WM-Rang vier.

Die Wende muss bald kommen, sonst hakt Ferrari diese Saison ab. Nach dem Großen Preis von Großbritannien entscheide sich, „ob wir weiter um den WM-Titel mitfahren oder uns entschließen müssen, schon für das nächste Jahr zu arbeiten“, hatte bereits Teamchef Stefano Domenicali klargestellt.

Für den Italiener dürfte es nicht nur eine Frage der Ehre sein, das bislang meist lahmende Pferd wieder zum Ferrari-Markenzeichen, dem „cavallino rampante“, zu machen. Für Domenicali dürfte es auch um seinen Posten gehen. Alonso sitzt dagegen fest im Sattel. Sein Vertrag wurde bereits vorzeitig bis 2016 verlängert.

In Valencia erzählte er von seinen tollen Erinnerungen an den Mittelmeerort. Auch an die erste Fahrt im Ferrari-Rennwagen im Winter 2010. Gleichwohl tragen manche seiner Fans, die an die Strecke im Hafen von Valencia pilgern, noch immer den Renault-Dress - mit dem französischen Hersteller wurde Alonso 2005 und 2006 Weltmeister. Seither schlugen alle weiteren Versuche fehl: Ob mit McLaren-Mercedes, erneut Renault oder nun Ferrari, das seit Kimi Räikkönens Triumph 2007 auf die WM-Krone wartet.

Und auch 2011 droht wieder ein vergeblicher Versuch zu werden. Alonsos Erkenntnis vor dem achten WM-Lauf klingt jedenfalls eher zum Naserümpfen: „Obwohl ich die besten sieben Rennen meiner Karriere gefahren bin, sieht es so aus, dass wir eine sehr schlechte Saison haben.“