Schumacher trotz eines Trainingsunfalls locker
Suzuka (dpa) - Selbst der Trainingscrash brachte Michael Schumacher nicht mehr auf die Palme. Am Tag nach seinem angekündigten Rücktritt zum Saisonende wirkte der Formel-1-Superstar und Rekordchampion locker und gelöst.
Seine Rutschpartie am Freitag in die Reifenstapel am Rand der Rennstrecke im japanischen Suzuka steckte der Rekordchampion stoisch weg. Eine Schrecksekunde, mehr nicht. „Der Einschlag war relativ minimal“, sagte der Mercedes-Pilot nach dem obligatorischen Arztbesuch im Streckenhospital.
Mit einem freundschaftlichen Klaps für den Streckenposten war der siebenfache Weltmeister aus Kerpen zuvor aus seinem Silberpfeil gestiegen, als wolle er sich schon jetzt verabschieden. „Wir wissen doch alle, dass es mal Zeit ist zu gehen“, meinte der 43-Jährige und demonstrierte mit Worten und Gesten, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Am Abend zuvor hatte Schumacher noch einmal mit dem Team genau darüber debattiert. „Das war alles sehr nett und sehr locker“, berichtete der 91-malige Grand-Prix-Gewinner. Mit seiner Entscheidung hatte er am Donnerstag auch die Mercedes-Crew überrascht. Weder sein alter Intimus, Teamchef Ross Brawn, noch Motorsportchef Norbert Haug wussten Bescheid, als Schumacher zu der Rennstrecke gekommen war, auf der er 2000 und 2003 zwei seiner sieben Titel geholt hatte.
Dass Schumacher nun am Sonntag beim Großen Preis von Japan befreit seinen ersten Mercedes-Sieg erzielt, ist so gut wie ausgeschlossen. Am Freitag bereiteten die Silberpfeile mal wieder Sorgen. Beim Teamkollegen Nico Rosberg musste wegen eines Problems mit dem Öldruck gar der Motor gewechselt werden. An Schumachers Auto wurde bis in das Nachmittagstraining hinein das Setup geändert. Deutlich weniger Testzeit war die Folge. „Mein Ausrutscher hat da natürlich auch nicht gerade geholfen“, räumte Schumacher ein, lächelte aber entspannt. Wegen seines Auffahrunfalls in Singapur wird er beim 15. Saisonlauf ohnehin zehn Startplätze nach hinten versetzt.
Welches Ansehen der Altmeister trotz der bislang erfolglosen Mercedes-Jahre seit 2010 immer noch hat, wurde unmittelbar nach seiner Erklärung im Fahrerlager, aber auch durch Reaktionen von Fans und Freunden aus der Heimat deutlich. „Das freut mich. Es ist mir lieber, dass es so ist, als wenn es hieße, es wäre Zeit gewesen zu gehen. Deshalb finde ich es schön, dass man mir immer noch zutraut, dass ich das hinbekomme“, sagte Schumacher.
Sein Kumpel Sebastian Vettel ist sich sicher: „Man wird ihn nicht ganz verlieren.“ So wie der Doppelweltmeister hoffen viele in der Formel 1, dass Schumacher der Königsklasse erhalten bleibt. Offenbar laufen bereits Gespräche mit Mercedes, Schumacher dort in anderer Funktion einzubinden. „Es ist noch keine Entscheidung gefallen, aber es ist eine Möglichkeit“, bestätigte Motorsportchef Norbert Haug.
Schumacher könnte also am Umbau des schwäbischen Rennstalles mitwirken. Durch die Verpflichtungen von McLaren-Pilot Lewis Hamilton und Aufsichtsratschef Niki Lauda wurde der Umbruch bereits eingeleitet. „Die ganze Denke, den ganzen Spirit - da hat Michael Hervorragendes geleistet“, sagte Haug. Aber über seine Zukunft will Schumacher erst nach dem 25. November entscheiden. Beim Saisonfinale in Sao Paulo dürfte für den prominenten Aussteiger noch einmal eine rauschende Party anstehen.