Schumi und die irren Wechselgerüchte
Spa-Francorchamps (dpa) - Nicht mal vor Michael Schumacher haben die irrwitzigen Spekulationen in der Formel 1 haltgemacht.
Die britische Zeitung „Mirror“ fühlte sich vor dem Start in die zweite Saisonhälfte berufen, den siebenmaligen Weltmeister als möglichen Kandidaten für das freie Cockpit bei Red Bull ins Spiel zu bringen. Doch der winkte umgehend ab. „Michael genießt sein Leben, genauso wie er es jetzt führt“, sagte seine Managerin Sabine Kehm der Nachrichtenagentur dpa und versicherte: Schumacher gehöre nicht zu den Kandidaten für den Wagen neben Sebastian Vettel im kommenden Jahr.
Zumindest das wäre geklärt. Ansonsten geht die sogenannte „silly season“ in die Verlängerung - Ende offen. In zwei Wochen kommt der Große Preis von Italien. Es könnte zum Personal-Wochenende werden, wohlgemerkt: Es könnte. Teamchef Christian Horner stellte in Spa-Francorchamps zumindest in Aussicht, dass die Frage bei Red Bull bis dann geklärt sein könnte. Und was wäre für Rivale Ferrari schon besser, als beim Heimrennen im königlichen Park von Monza die Antwort auf die Spekulationen um den Platz neben Fernando Alonso zu geben?!
Im Mittelpunkt aller Spekulationen bleibt Kimi Räikkönen. Mittlerweile gesellt sich aber auch noch Jenson Button hinzu. Zwei Ex-Weltmeister, zwei Siegfahrer, zwei Titelkandidaten, wenn es das Auto hergibt. Mit in der Verlosung ist aber auch Nico Hülkenberg, 26 Jahre alt und ehemaliger GP2-Champion. Auch sein Name wurde des Öfteren schon im Zusammenhang mit der möglichen Nachfolge von Felipe Massa bei der Scuderia gehandelt.
Und die Hauptbeteiligten lassen alle Gerüchte weiter köcheln. „Nichts ist fix bis jetzt“, betonte Red-Bull-Teamchef Horner. Von gescheiterten Verhandlungen mit Räikkönen wollte er am Rande des ersten Saisonrennens nach der Sommerpause nichts wissen. Und auf den potenziellen Aufsteiger Daniel Ricciardo von Toro Rosso wollte sich Horner auch nicht festlegen lassen. Bei Räikkönen klang die Lagebeschreibung so: „Es wird viel geredet. Ich habe irgendwo gelesen, dass ich zu McLaren gehen würde, dann ist es Ferrari und dann gibt es Lotus.“ Für das Team aus Enstone fährt er derzeit.
Button betonte zwar unmissverständlich, dass er bei McLaren bleiben will, das Team hat die Option aber auf den 33 Jahre alten Champion von 2009 noch nicht gezogen. Er räumte ein: „Ein Ferrari-Sitz ist für jeden Fahrer in der Formel 1 eine große Gelegenheit.“ Hoffentlich bekomme jemand den Platz, der es verdiene. Manch einer würde ihn wohl auch ihm gönnen.
Es müsse doch Interessanteres geben, als die andauernden Spekulationen, befand Ferrari-Fahrer Massa. Während der Weggang von Mark Webber bei Red Bull seit einiger Zeit feststeht - der Australier wechselt zu Porsche ins Langstreckenprogramm -, ist die Zukunft des Brasilianers offen. Er will, aber will ihn auch Ferrari weiterhin?
„Es werden Gespräche geführt mit verschiedenen Teams“, versicherte der Deutsche Hülkenberg, es sei aber noch nichts sicher für die Zukunft. Er würde zu diesem Zeitpunkt niemanden ausschließen, auch seinen aktuellen, finanziell schwer angeschlagenen Arbeitgeber Sauber nicht. Solange das Nichtausschlussverfahren auch aus verhandlungstaktischen Gründen bei praktisch allen der Fall ist, wird es noch ein bisschen verrückt bleiben in der Formel 1. Ruheständler Schumacher dürfte auch das ein bisschen genießen.