Sutil über Japan: „Ein besonderer Ort“
Suzuka (dpa) - Für Formel-1-Pilot Adrian Sutil ist Japan vertrautes Terrain. „Es ist eine andere Kultur, die ich lieben gelernt habe. Es ist ein besonderer Ort“, sagte der Gräfelfinger im Interview der Nachrichtenagentur dpa vor dem Rennen in Suzuka.
Sutil fuhr am Anfang seiner Karriere in der japanischen Formel-3-Serie und hatte in Japan seine erste eigene Wohnung. Wegen seiner besonderen Beziehung zu Nippon ist der 28-Jährige froh, dass die Königsklasse auch nach den Katastrophen des Frühjahrs den Grand Prix am Sonntag austrägt. „Das war die richtige Entscheidung“, sagte Sutil.
Sie haben viel Japan-Erfahrung. Inwiefern hilft Ihnen das am Sonntag?
Sutil: „Das hilft eigentlich immer. Es ist eine schwierige Strecke mit vielen Kurven und einem sehr speziellen ersten Sektor. Aber es haben noch einige mehr Erfahrung hier. Ein gewisser Herr Schumacher ist schon über 20 Jahre in diesem Sport.“
Aber Sie sind hier nicht nur Rennen gefahren, sondern haben auch hier gelebt. Was verbinden Sie mit Japan?
Sutil: „Es ist ein schönes Land. Es hat mir hier sehr gut gefallen. Hat ein bisschen Zeit gebraucht, die ersten Monate waren ein wenig schwierig. Ich kannte keine Leute, die Sprache ist für uns sehr schwierig zu lernen. Aber wenn man ein bisschen reinkommt, dann ist es sehr schön. Toll sind die Menschen. Sie haben sehr viel Respekt voreinander, lächeln immer. Es ist eine andere Kultur, die ich lieben gelernt habe. Es ist ein besonderer Ort.“
Gibt es besondere Erinnerungen?
Sutil: „Eigentlich die ganze Zeit, die ich hier gelebt habe. Es war meine erste eigene Wohnung, die ich hatte. Ich bin von zu Hause ausgezogen, direkt nach Japan. Und zwar nicht nach Tokio, sondern eine Stunde außerhalb, in die Nähe von Fuji. Auf dem Land eigentlich. Mir selber zu helfen, war manchmal schwierig. Simple Sachen wie einkaufen wurden zum Abenteuer. Wenn man es hier schafft, als Ausländer zu überleben, kann man überall auf der Welt hingehen.“
Wie nahe gingen Ihnen die Katastrophen in Japan in diesem Jahr?
Sutil: „Das geht einem unter die Haut. Es ist Wahnsinn, wie schnell ein Land droht, zusammenzubrechen. Da sieht man wieder, welche Kraft die Natur hat. Zum Glück haben sie das hier einigermaßen überstanden. Aber es dauert bestimmt noch ein paar Jahre, bis alles wieder komplett normal ist. Umso beeindruckender finde ich, wie die Menschen damit umgehen, wie glücklich sie immer noch sind. Vielleicht ist das nur ein Schein. Aber als ich hier ankam, hat man nicht viel davon gemerkt. Die Leute hier sind das gewohnt, kommen sehr gut klar. Das verdient Respekt.“
Inwiefern kann denn die Formel 1 mit dem Rennen in Suzuka einen Beitrag zur Rückkehr in die Normalität leisten?
Sutil: „Es ist schön, dass wir gekommen sind. Es wäre nicht gut gewesen, wenn wir hier abgesagt hätten. Das war die richtige Entscheidung. Ich hoffe, dass viele Leute am Wochenende hier sein werden, dass wir eine gute Show bieten können, damit die Leute für ein paar Tage von den ganzen Katastrophen abschalten können, indem wir hochklassigen Rennsport bieten.“
Wie zufrieden sind Sie bislang mit Ihrer Saison?
Sutil: „Es ging eigentlich stetig aufwärts. Am Anfang war das Auto weit zurück. Erst ab Silverstone sind wir einen guten Schritt nach vorn gekommen. Und danach ging es kontinuierlich nach vorn. Es kommen noch fünf Rennen. Ich hoffe, dass ich meine Punktzahl im Vergleich zum Vorjahr noch erhöhen kann.“
Damit könnten Sie auch wichtige Eigenwerbung bei Teamchef Vijay Mallya betreiben. Wie steht es um Ihre Zukunft?
Sutil: „Noch habe ich keinen Vertrag. Natürlich wäre es angenehm. Aber so ist es in der Formel 1 manchmal, im Spitzensport. Manchmal muss man Geduld haben und warten. Ich versuche, meinen besten Job zu machen und dem Team zu helfen. Am Ende liegt es an denen, ob sie mich weiter verpflichten. Im Moment gibt es keine Gespräche mit anderen Teams. Es sind eigentlich keine Plätze frei. Und ich möchte mich auch verbessern. Ein besseres Team als Force India zu finden, ist im Moment schon schwierig.“
Was sagt denn Ihr Bauchgefühl?
Sutil: „Ich habe schon ein gutes Gefühl. Das Verhältnis ist immer sehr gut gewesen. Ich fühle mich hier sehr wohl, bin in der Formel 1 aufgewachsen mit diesem Team. Aber das heißt alles nichts. Wenn man nicht mehr rein passt oder ein anderer gerade besser rein passt in ein Team, dann muss man Platz machen. Aber das liegt nicht in meinen Händen. Das muss Vijay entscheiden. Ich denke, wir werden auf beiden Seiten fair sein und es nicht bis zum letzten Zeitpunkt offen lassen. Deswegen mache ich mir nicht großartig Sorgen.“