Vettel in Kanada sieglos - von Pirelli „überrascht“
Montréal (dpa) - Im sechsten Anlauf soll es klappen: Sebastian Vettel will endlich seinen ersten Sieg beim Großen Preis von Kanada feiern und damit seinen Vorsprung in der WM-Wertung weiter ausbauen.
„Wir versuchen, unser Maximum rauszuholen“, sagte der dreimalige Formel-1-Weltmeister vor dem siebten Saisonlauf an diesem Wochenende in Montréal. Der Circuit Gilles Villeneuve ist eine der wenigen Strecken, auf denen der 28-malige Grand-Prix-Gewinner noch nie triumphiert hat. Überhaupt ist der Kanada-Kurs neben dem Vorjahres-Debütanten Austin die einzige Piste im aktuellen Rennkalender, auf der noch nie ein Red Bull gewann.
Ein zweiter Rang im Regenchaos 2011 war Vettels bislang einziger Podestplatz auf dem 4,361 Kilometer langen Kurs am St.-Lorenz-Strom. „Das war einer der verrücktesten Momente. Noch eine halbe Runde war zu fahren, und ich machte meinen ersten Fehler, was uns den Sieg gekostet hat“, erinnert sich der Hesse. Auch Rang vier im Vorjahr wurmt Vettel noch. Weil er wenige Runden vor Schluss nochmals die Reifen wechseln musste, verlor er den scheinbar sicheren Podestplatz.
Am Sonntag könnten die stark kritisierten Pirelli-Pneus erneut rennentscheidend werden. „Auf einer Strecke wie Montréal, die sehr schnell ist, wird sich ganz bestimmt auch wieder einiges durch die Reifen entscheiden“, prognostizierte Vettel. Sein Red Bull hat mit die größten Probleme mit den schnell abbauenden Reifen. „Wir waren ehrlich gesagt etwas überrascht zu hören, dass wir für Montréal keine neuen Sätze bekommen würden“, klagte der Titelverteidiger. Schließlich habe man in den letzten Rennen sehen konnten, „wie schnell sich die Reifen auch ohne große Fremdeinwirkung auflösen können, womit ich auf die Sicherheit anspiele“.
Ursprünglich wollte Pirelli in Kanada veränderte Reifen fürs Rennen liefern. Aber nach dem Riesenzoff wegen des Tests mit Mercedes Mitte Mai, den Protesten von Red Bull und Ferrari in Monaco sowie den noch nicht absehbaren Konsequenzen für die Beteiligten stellen die Italiener nun nur im Freitagstraining zwei Sätze pro Fahrer zur Verfügung. Vettel versicherte, diese Entscheidung „erst mal“ hinzunehmen und das Beste daraus zu machen: „Leicht wird es sicher nicht, aber wir wären ja nicht wir, wenn wir diese Herausforderung nicht trotzdem gern annehmen würden.“
Seine schärfsten WM-Verfolger Kimi Räikkönen und Fernando Alonso hoffen nach ihren Flops beim Klassiker in Monte Carlo auf eine Wende. „Natürlich haben wir in Monaco auf die Spitze an Boden verloren, aber 21 Punkte Rückstand lassen sich aufholen, besonders, falls Sebastian auch ein schlechtes Wochenende an einem bestimmten Punkt haben sollte“, sagte Räikkönen und spielte damit auf den Vorteil seines Lotus bei den Reifen an.
Ferrari-Pilot Alonso erklärte: „In Monaco haben wir eine Etappe verloren, aber nicht die Tour. Wer um die WM mitfahren will, muss sein Risiko dosieren.“ Der spanische Doppel-Champion relativierte damit die Forderung des Ferrari-Präsidenten Luca di Montezemolo. „Der Grand Prix in Montréal muss die Wende bringen“, hatte dieser verfügt.
Im Gegensatz zum Triple-Champion Vettel haben Alonso (2006) und Räikkönen (2005) in Kanada schon einmal gewonnen. Aber angesichts von 29 Punkten Rückstand auf Vettel (107) könnte Alonso (78) selbst im Fall eines Siegs und eines Ausfalls des Deutschen nicht auf Position 1 vorstoßen. Räikkönen (86) hat indes diese Chance.
Der WM-Vierte Lewis Hamilton (62) hat beste Erinnerungen an dieses wegen der tollen Atmosphäre besonders beliebte Rennen. „Ich habe in der Vergangenheit auf dem Circuit Gilles Villeneuve immer gut abgeschnitten und konnte bereits dreimal dort gewinnen, zuletzt in der vergangenen Saison“, sagte der Mercedes-Pilot. „Nach Nicos Sieg in Monaco herrscht eine sehr gute Stimmung im Team.“ Teamkollege Nico Rosberg (Wiesbaden) hofft darauf, „den Schwung“ von Monaco nach Montréal mitnehmen zu können, „um dann zu versuchen, dort erneut ein starkes Ergebnis einzufahren“. Toto Wolff sieht die Silberpfeile zwar nicht als Favoriten, „aber ein Podestplatz muss unser Ziel sein“, sagte der Teamchef der Nachrichtenagentur dpa.