Vettels Rätsel-Rennen in USA: „Optimum war das nicht“

Austin (dpa) - Bepackt mit seinem Rucksack machte sich Sebastian Vettel schnell aus dem Staub. Auf seiner Abschiedstournee von Red Bull lief es auch beim drittletzten Rennen der Saison in den USA für den viermaligen Formel-1-Weltmeister überhaupt nicht rund.

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Vor der nächsten Etappe in Brasilien scheint es, als steuere er weiter schnurstracks auf seine erste sieglose Saison seit seinem Lehrjahr 2007 zu. Und dann steht auch noch die offizielle Bekanntgabe seines neuen Teams für 2015 aus.

Vettel kämpfte sich beim Grand Prix in Texas nach einem Start aus der Boxengasse zwar bis auf Rang sieben vor. Doch wie so oft in der pannenreichsten Saison seiner Formel-1-Karriere blieb der Heppenheimer am Ende ratlos zurück. „Ich weiß auch nicht, warum die erste Hälfte so langsam war“, grübelte der 27-Jährige. Immerhin: „Die zweite Hälfte war lebendiger.“

Angesichts der Austin-Strafversetzung nach einem unerlaubten Motorenwechsel war Vorjahressieger Vettel mit einer Alles-oder-nichts-Taktik gestartet. Dass die Marschroute alles andere als optimal war, war ihm bewusst. „Natürlich war die Abstimmung zu aggressiv. Wir wussten das, aber haben gesagt, dass wir nicht wirklich viel zu verlieren haben. Das Optimum war das nicht.“

Vettel sprach von einem nervösen Beginn. „Ich bin am Anfang gar nicht reingekommen und habe mich gefragt, was anders ist, weil wir uns praktisch das ganze Wochenende auf das Rennen vorbereitet haben“, erläuterte er. „Schade, ich dachte, wir hätten ein besseres Auto.“

Vettel muss sich das oft in dieser für ihn so deprimierenden Saison gedacht haben. Von einem Podiumsplatz in Austin war er weit entfernt. Mercedes-Pilot Lewis Hamilton triumphierte vor Nico Rosberg und Vettes Teamkollegen Daniel Ricciardo.

Im Titelkampf ist der Vierfach-Champion ohnehin komplett außen vor geblieben. Zwei Rennen vor Schluss liegt er mit 149 Punkten auf Platz fünf der Fahrerwertung. Der WM-Erste Hamilton hat 316 Zähler gesammelt und damit mehr als doppelt so viele wie Vettel.

Red-Bull-Teamchef Christian Horner stellte dem früheren Dominator und dessen erneut erfolgreicheren Teamkollegen Ricciardo ein gutes Zeugnis aus. „Beide haben einen ausgezeichneten Job gemacht, aber vor allem Daniel hat nach einem schwachen Start ein beeindruckendes Rennen geliefert“, konstatierte der Brite und räumte ein, dass Vettel einen Grand Prix mit „zwei Gesichtern“ erlebt habe.

„Hinten raus weiß ich auch nicht, was sich geändert hat, ob vielleicht andere ein bisschen langsamer gemacht haben“, rätselte der entthronte Titelverteidiger. „Es kam mir aber so vor, als hätte man den Schalter umgelegt, und dann ging's auf einmal.“

Doch noch ein anderes Thema beschäftigt Vettel derzeit: sein anstehender Arbeitgeber-Wechsel. Dabei stellt sich nicht die Frage nach dem Wohin, sondern danach, wann der Transfer verkündet wird.

Es gilt als beschlossene Sache, dass er nach seiner Kündigung bei Red Bull von der kommenden Saison an für Ferrari fährt. Hinter den Kulissen wird noch daran gearbeitet, eine Lösung mit dem Spanier Fernando Alonso zu finden, der neben Kimi Räikkönen aktuell der Topfahrer der Scuderia ist, aber noch einen Vertrag bis Ende 2016 besitzt. Es geht um viel Geld. „Ich hoffe, dass es bald was zu verkünden gibt“, sagte Vettel schon vor dem Rennwochenende in den USA. Momentan dürfe er aber noch nichts bekanntgeben. „Ich freue mich, wenn es soweit ist.“

Sein Noch-Vorgesetzter Horner möchte die Saison unbedingt „in einem Hoch“ abschließen. Vettel hätte sicher auch nichts dagegen, sich nach sechs Jahren Red Bull mit einem Paukenschlag zu verabschieden. Vor dem nächsten Grand Prix kommende Woche in São Paulo, wo er am 24. November 2013 letztmals ein Formel-1-Rennen gewann, und dem Finale am 23. November in Abu Dhabi weiß der ehemalige Dauersieger aber längst: „Das letzte Rennen wird sicher ziemlich emotional werden.“