Wanderarbeiter Hülkenberg fährt auch ohne Gehalt
Yeongam (dpa) - Mit dem Los des Wanderarbeiters der Formel 1 hat sich Nico Hülkenberg längst abgefunden. Sogar auf sein Gehalt würde der Rheinländer verzichten, damit sich die Räder der Königsklasse auch im nächsten Jahr weiter für ihn drehen.
„Es hängt vom kompletten Deal ab und ob ich persönliche Sponsorenfläche bekomme“, sagte der 26-Jährige vor dem Großen Preis von Südkorea in Yeongam. Für drei Teams ist Hülkenberg in den vergangenen vier Jahren bereits gestartet, auch bei Sauber stehen die Zeichen nach nur einer Saison auf Abschied. „Es gibt ein paar Optionen“, beteuerte er.
Nach dem bitteren Scheitern der wochenlangen Verhandlungen mit Ferrari wird Hülkenberg nun bei Lotus als Nachfolger des Finnen Kimi Räikkönen gehandelt, der zurück zur Scuderia wechselt. Auch Force India soll Interesse signalisiert haben. 2010 und 2011 stand der Emmericher dort zunächst als Ersatzfahrer, dann als Stammpilot unter Vertrag. Das Problem: Wie Sauber haben auch die anderen potenziellen Arbeitgeber finanzielle Sorgen und suchen daher nach Fahrern, die kostengünstig sind oder Sponsoren-Millionen mitbringen.
Eben deshalb muss sich der hochtalentierte Hülkenberg nun weit unter Marktwert feilbieten. Mit dem Geld aus Privatverträgen könne er im Notfall auch eine Weile ohne Gehaltszahlungen auskommen, gab er auf dem Korea International Circuit zu verstehen. „Ich habe keine Sorgen um meine Zukunft“, versicherte Hülkenberg vor dem 52. Grand Prix seiner Karriere.
Bei Sauber hat er seinen Kontrakt schon vor Monaten gekündigt, weil ihm sein Lohn nicht zum vereinbarten Zeitpunkt ausgezahlt worden war. „Fahrer kommen und gehen“, meinte Teamchefin Monisha Kaltenborn ein wenig fatalistisch. Der erst 18 Jahre alte Russe Sergej Sirotkin wird im kommenden Jahr einen der beiden Sauber-Boliden steuern, wenn er denn die notwendige Superlizenz erhält. Entscheidender Grund: Sirotkin bringt viel Geld aus Russland mit.
Hülkenberg kann so etwas nicht anbieten. Er hat nur sportliche Argumente. Alle 19 WM-Zähler für Sauber in den bisherigen 13 Rennen hat der Deutsche gesammelt. Sein Teamkollege Esteban Gutierrez ist noch punktlos. Aber: Der Mexikaner hat ebenfalls spendable Geldgeber im Rücken und darf daher auf Weiterbeschäftigung hoffen.
Weil nun auch brasilianische Unternehmen Millionen sammeln, um entweder den bei Ferrari ausgemusterten Felipe Massa oder sogar den Veteranen Rubens Barrichello mit einem Cockpit für 2014 zu versorgen, könnte es für Hülkenberg ganz eng werden. „Das sind Dinge, die brauchen Zeit, die ziehen sich“, sagte Hülkenberg betont gelassen. „Sicher ist nie etwas in der Formel 1, diese Lektion habe ich gelernt.“