„Kein unnötiges Risiko“ Wehrlein fehlt beim Formel-1-Saisonstart
Melbourne (dpa) - Unfreiwillig und schweren Herzens tauschte Pascal Wehrlein vor dem Auftakt der neuen Formel-1-Saison den Rennanzug gegen die kurze Hose.
Wegen der Folgen einer Nackenverletzung erklärte der Neuzugang des Sauber-Teams in Melbourne seinen Verzicht auf den Start im Großen Preis von Australien. „Es war eine ganz, ganz schwere Entscheidung. Wer mich kennt, weiß, wie ehrgeizig ich bin“, sagte der Worndorfer im Fahrerlager des Albert Parks, ehe er am Kommandostand den Auftritt seines kurzfristig eingesprungenen Vertreters Antonio Giovinazzi beobachtete.
Er sei wegen seines Trainingsrückstands nicht fit genug für den Grand Prix am Sonntag (7.00 Uhr MESZ), bekannte Wehrlein. „Im Moment fühle ich mich noch nicht bereit dafür“, sagte er. Der 22-Jährige hatte sich die Verletzung Mitte Januar beim „Race of Champions“ zugezogen, als er bei der sportlich wertlosen Rennveranstaltung in Miami mit seinem Fahrzeug heftig in die Streckenbegrenzung krachte. Der frühere DTM-Champion konnte wegen der Blessur nicht an den ersten Testfahrten in Barcelona teilnehmen und musste sein Training wochenlang einschränken.
Mit den neuen Autos, die schneller durch die Kurven kommen und daher höhere Fliehkräfte auf die Piloten wirken lassen, ist gerade eine starke Nackenmuskulatur für die Fahrer unerlässlich. „Mein Fitnesszustand ist nicht so, wie er für eine komplette Renndistanz sein sollte“, gestand Wehrlein nach den ersten Trainingsfahrten am Freitag im Albert Park seinem neuen Arbeitgeber. Zuvor hatten ihm die Rennärzte noch die Starterlaubnis erteilt.
„Diese Entscheidung zu treffen, ist ihm nicht leicht gefallen. Das unterstreicht seine Qualitäten als Teamplayer“, sagte Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn. Der Rennstall wolle „kein unnötiges Risiko“ eingehen und habe sich daher für einen Fahrerwechsel entschieden.
Der Italiener Giovinazzi hatte Wehrlein schon bei den ersten Testtagen im Winter vertreten. Der 23-Jährige wurde in der vergangenen Saison Gesamtzweiter der Nachwuchsserie GP2. Der Ferrari-Schützling ist auch einer der Reservepiloten für die Scuderia-Stammfahrer Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen.
„Für ihn kam das sehr überraschend. Wichtig ist, dass er das Rennen bis zum Schluss durchfährt. Mehr kann man nicht verlangen“, sagte Teamchefin Kaltenborn. In der Qualifikation zeigte Giovinazzi als 16. eine sehr ordentliche Vorstellung, war nur knapp langsamer als Stammfahrer Marcus Ericsson.
Für Wehrlein ist es eine weitere Enttäuschung in seiner jungen Formel-1-Karriere. In der Vorsaison fuhr er im unterlegenen Manor meist hinterher, am Saisonende rutschte das Team in die Pleite. Die Hoffnung des bei Mercedes ausgebildeten Wehrlein auf eine Beförderung in den Silberpfeil von Weltmeister Nico Rosberg, der seine Karriere überraschend beendete, zerschlug sich im Winter.
Zwar ergatterte Wehrlein noch ein Cockpit bei Sauber, sein Einstand bei den Schweizern verläuft jedoch alles andere als nach Plan. Beim nächsten Rennen in China in zwei Wochen werde Wehrlein aber wieder dabei sein, versicherte Teamchefin Kaltenborn.