„Wer ist Schumacher?“ - Eddie Jordan wird 65

London (dpa) - Er war Wegbereiter für Ayrton Senna und Michael Schumacher, gilt als der Erfinder des Boxenluders und als „letzter Rock'n Roller der Formel 1“. Ohne Eddie Jordan wäre die Geschichte des Motorsports um einige Kapitel ärmer.

Noch immer mischt der ziegenbärtige Ire die Königsklasse als TV-Experte mit kreischend bunten Hemden und beißenden Kommentaren auf. „Der schönste Job, den ich je hatte“, schwärmt Jordan, der am Samstag seinen 65. Geburtstag feiert.

Seinen Weg auf die Rennstrecken dieser Welt aber fand der Toupetträger aus Dublin eher per Zufall. Zahnarzt wollte er einst werden, seine Eltern wünschten ihn sich als Priester. Am Ende wird er Bankangestellter, weil er endlich eigenes Geld verdienen will. Wegen eines Streiks in Dublin wechselt er für einige Monate nach Jersey und entdeckt dort seine Begeisterung für den Kartsport.

Bald fährt Jordan in unteren Formel-Klassen, feiert einige Siege und darf sogar einen Formel-1-Boliden von McLaren testen. „Früher hatte ich einmal den Traum, Weltmeister zu werden, doch dann gelangte ich an den Punkt, an dem ich wusste, dass ich es als Fahrer nicht schaffen konnte“, sagte Jordan einmal.

Die Konsequenz: Jordan wird Chef seines eigenen Teams. In einem seiner Autos fährt die spätere PS-Ikone Senna 1982 seine ersten Formel-3-Kilometer. Nach einigen Erfolgen wagt sich Jordan 1991 schließlich in die Formel 1. Als Rennstallbetreiber hat er längst kreative Methoden zur Geldbeschaffung entwickelt. Angeblich geben ihm die Gerichtsvollzieher immer wieder rechtzeitig Tipps, bevor sie zur Pfändung anrücken, damit er verduften kann.

Vor dem Rennen in Spa-Francorchamps 1991 kommt es dann zu einer Begebenheit, die Formel-1-Geschichte machen wird. Weil der Pilot Bertrand Gachot wegen eines Angriffs auf einen Taxifahrer zu einer Haftstrafe verurteilt wird, steht Jordan plötzlich ohne einen seiner Stammfahrer da. Manager Willi Weber bietet ihm einen jungen Deutschen namens Michael Schumacher an. „Wer, verdammt nochmal, ist Schumacher?“, fragt Jordan und fordert Geld von Weber.

Bei einem Test überzeugt Schumacher auf Anhieb, gegen eine weitere Zahlung überlässt Jordan dem Kerpener das Cockpit für Spa. „Das war schon so etwas wie Weihnachten für mich“, sagt Schumacher später. Auch wenn er nach starker Qualifikation im Rennen wegen eines Defekts nicht über wenige Meter hinauskommt, ist dies der Beginn der Formel-1-Karriere des erfolgreichsten Grand-Prix-Piloten.

Auch für Jordan folgen ein paar fette Jahre. Er sichert sich lukrative Sponsorendeals, schmeißt schrille Partys, klopft coole Sprüche. Vor der Teamgarage stolzieren leicht bekleidete Damen herum, darunter eine gewisse Katie Price. Für Jordan fahren Weltmeister Damon Hill, Rubens Barrichello, Eddie Irvine und eine Reihe von Deutschen. Ralf Schumacher, Heinz-Harald Frentzen, Nick Heidfeld und Timo Glock heuert er an.

Jordan hat ein Auge für Talente. Insgesamt gelingen dem Team vier Grand-Prix-Siege, zwei davon durch Frentzen 1999. Aber mit der Geldverbrennung der Werksrennställe kann der Vater von vier Kindern nicht mithalten. 2005 ist Schluss, Jordan verkauft seine Anteile und spricht von einer „Erlösung“.

Ganz allerdings mag der Hobby-Schlagzeuger, der seine Band „Eddie und die Räuber“ nennt, nicht von der Formel 1 lassen. Die britische BBC holt Jordan als Experten ins Fernsehen, auch dank seiner oft spöttischen Kommentare ist die Sendung inzwischen preisgekrönt. Sein Versprechen, auch in diesem Jahr wieder vor dem Mikrofon zu stehen, verschickt Jordan als zweiminütigen TV-Clip von seiner Yacht. Typisch Eddie.