Mit einem Sieg viel verloren

Ein Mittelfinger des Teamkollegen, Schelte von Teamleitung und Kollegen: Weltmeister Vettel gilt jetzt als Bösewicht.

Sepang. In tiefer Reue will sich Formel-1-Sünder Sebastian Vettel nach seinem Ego-Trip von Malaysia in die Team-Therapie begeben. „Es wird bestimmt noch jede Menge Gespräche geben, denen ich mich auch stellen werde“, beteuerte der Red-Bull-Pilot, beschämt über seinen Sieg-Klau in Sepang.

Mit seinem beinharten Überholmanöver gegen Stallkollege Mark Webber hat Vettel alte Wunden aufgerissen. Einen „Bürgerkrieg bei Red Bull“ witterte die englische Zeitung „Guardian“ am Montag.

Nach dem 27. Grand-Prix-Sieg seiner Blitzkarriere stand Vettel als Verlierer da. Und es drohen Nachwirkungen. Ein Vorteil im Titelrennen ist es sicher nicht, wenn das eigene Team sein Vertrauen missbraucht sieht und der Kollege zum Intimfeind wird. Hilfe von Webber kann WM-Spitzenreiter Vettel in den verbleibenden 17 Rennen kaum erwarten — im Gegenteil.

Webber fühlt sich betrogen und sieht seinen jungen Kollegen nicht zum ersten Mal übervorteilt. „Wir haben schon eine gewisse Geschichte. Aber ich sollte jetzt lieber nichts mehr sagen“, meinte der Australier schmallippig.

Seit ihrem Crash 2010 in der Türkei hat sich das Verhältnis der beiden Red-Bull-Stars nie wieder normalisiert. Diesmal sprach sein Vater Alan für ihn: „Red Bull ist ein europäisches Unternehmen, sie wollen vermutlich mit einem europäischen Jungen kämpfen.“

Webber selbst hatte schon auf dem Podium geätzt, das Team werde Vettel auch diesmal schützen. Direkt nach dem Überholvorgang hatte er Vettel den Mittelfinger gezeigt.