Wertarbeiter-Karriere: Hülkenberg jetzt Sauber-Chefpilot

Berlin (dpa) - In seinem dritten Formel-1-Jahr ist Nico Hülkenberg zum ersten Mal die Nummer eins bei seinem Team. Der Sauber-Rennstall setzt große Hoffnungen in den ehrgeizigen Neuzugang.

Bei seinem Dienstantritt erwies sich Nico Hülkenberg erstmal als eine Nummer zu groß für seinen neuen Arbeitgeber. „Es war eine echte Herausforderung, Nico ins Auto zu bekommen“, verriet Sauber-Chefdesigner Matt Morris nach den ersten Sitzproben mit dem 1,84 Meter großen Neuzugang des Schweizer Formel-1-Teams. Nach ein paar Anpassungen im Cockpit und ausgerüstet mit Spezialschuhen ist der Rheinländer nun aber bereit, die hohen Erwartungen des Rennstalls aus Hinwil zu erfüllen.

„In ihm sehen wir die Stärke, das Potenzial zu nutzen, das unser Auto hoffentlich hat. Das hat uns im vergangenen Jahr gefehlt“, sagte Teamchefin Monisha Kaltenborn. Sauber ist bereits Hülkenbergs dritte Station in der Königsklasse. 2010 debütierte der GP2-Meister im Williams und setzte mit der Pole Position im vorletzten Saisonrennen in Brasilien ein Glanzlicht. Kurz darauf lernte der Emmericher die Schattenseiten der Formel 1 kennen, als ihn Williams durch Pastor Maldonado ersetzte, der mehr Sponsorengeld mitbrachte.

Nach einem Jahr als Testfahrer bei Force India rückte er beim indischen Team zum Stammpiloten auf. Auch dort konnte Hülkenberg nach kurzer Eingewöhnungszeit überzeugen und hatte in der zweiten Saisonhälfte seinen Stallrivalen Paul di Resta fest im Griff. Nun soll Sauber der nächste Schritt auf der Karriereleiter sein und endlich der erste Podiumsplatz gelingen. „Ich bin sicher, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe“, erklärte Hülkenberg.

Zum ersten Mal geht der blonde Schlaks als Nummer eins in eine Saison. Sein Teamkollege Esteban Gutierrez ist ein Neuling. „Nico ist eine tolle Bezugsgröße für mich“, sagte der 21 Jahre alte Mexikaner. „Er ist sehr offen im Umgang, wir verstehen uns bisher gut“, versicherte Gutierrez.

Kommunikativ, clever, akribisch - Hülkenberg hat in der Formel 1 längst den Ruf als Wertarbeiter. „Man muss eine gewisse Besessenheit mitbringen, die Leidenschaft, wie viel man sich wirklich einbringt, wie viel man für den Sport lebt“, befand der 25-Jährige. Vor seiner Grand-Prix-Premiere arbeitete er einst wochenlang an der Werkbank in der Williams-Rennfabrik mit, um sein Fachwissen zu erweitern. Seine Devise klingt nach Erfolgsrezept: „Ich glaube, wenn man wirklich hart arbeitet, nicht nur auf der Strecke, sondern auch abseits der Strecke, dann wird das belohnt.“