Viertschnellste Zeit „Forza Robert“: Kubica bei Formel-1-Tests wieder zurück
Budapest (dpa) - Unter Sprechchören seiner Fans hat Robert Kubica die Spekulationen über sein Formel-1-Comeback befeuert. Sechs Jahre nach seinem schweren Rallye-Unfall absolvierte der Pole bei offiziellen Testfahrten in Ungarn wieder die ersten Kilometer in einem aktuellen Formel-1-Auto.
Im Dauerklicken der Fotografen legte der 32-Jährige am Mittwoch auf dem Hungaroring beachtliche 142 Runden zurück - das entspricht etwas mehr als zwei Grand-Prix-Distanzen. In 1:18,572 Minuten fuhr Kubica sogar die viertschnellste Zeit auf dem anspruchsvollen Kurs in Budapest. WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel verabschiedete sich im Ferrari mit der Bestzeit von 1:17,124 Minuten in den verdienten Sommerurlaub.
„Es war ein fantastisches Gefühl für mich“, meinte Kubica nach seinem Test-Comeback. „Bis hierhin war es eine unglaubliche Reise, wo ich mir so viele Fragen beantworten konnte.“ Es sei jedoch noch zu früh zu sagen, „was der nächste Schritt“ sein werde.
Von „Kubica Day“ war in den sozialen Netzwerken die Rede, „Forza Robert“ stand auf einem riesigen Banner seiner Fans. 2372 Tage nach seiner Bestzeit in den Formel-1-Abschlusstests für Renault in Valencia war der Krakauer wieder in der Boxengasse. Bei seiner ersten Ausfahrt schepperte es gleich mal. Kubica steuerte den R.S.17 aus der Garage, dabei löste sich ein Garagenschild von der Decke und krachte über das Heck auf den Asphalt. Sein Wagen blieb jedoch unbeschädigt, seine Formel-1-Rehabilitation konnte starten.
Für Kubica ist es der optimale Testlauf gewesen. Dass er noch immer eine Motorsport-Begabung ist, daran zweifelt niemand. Allein seine Physis, vor allem sein beim Unfall von einer Leitplanke durchbohrter rechter Arm, musste sich im Stresstest bewähren. Keine leichte Aufgabe, schließlich wird den Piloten seit dieser Saison mit den schnelleren und breiteren Wagen physisch noch mehr abverlangt.
„Ich will nicht zuviel Risiko eingehen. Es geht ja nicht nur um meine Chance, sondern auch darum für das Team zu testen“, hatte Kubica vor den Probefahrten gewarnt. Der 76-malige Grand-Prix-Teilnehmer weiß jedoch selbst, dass ihn jeder Kilometer einem Formel-1-Cockpit näher bringt - vor allem jenem neben Nico Hülkenberg.
Denn der Brite Jolyon Palmer hat Renault in eineinhalb Jahren gerade mal einen mickrigen Punkt beschert. Über seine Ablösung nach der Sommerpause zum Grand Prix von Belgien wird längst spekuliert. Kubica wäre eine verlockende Alternative. „Robert könnte ein Kandidat für 2018 sein“, hatte Renault-Teamchef Cyril Abiteboul jedoch zuvor die Erwartungen gedämpft. Der Rennstall stehe hinter Palmer.
Kubica hatte 2006 als erster Pole ein Stammcockpit in der Formel 1 bekommen. Zwei Jahre später gewann der Mann aus Krakau im BMW den Grand Prix von Kanada. „Robert ist einer der schnellsten Piloten, gegen die ich je gefahren bin“, erzählte Mercedes-Mann Lewis Hamilton am Rande des Ungarn-Rennens. „Wenn er immer noch mit uns fahren würde, würde er mit uns um die Weltmeisterschaft kämpfen - wenn er sie nicht schon längst gewonnen hätte.“
Stattdessen bremste Kubica ein Horrorcrash im Februar 2011. Das Formel-1-Talent verunglückte bei der Rallye „Ronde di Andora“. Kubica zog sich schwere Verletzungen vor allem am rechten Arm und rechten Bein zu. Die betroffenen Stellen sind von Narben gezeichnet. Kubica kämpfte sich nach der Rehabilitation aber zurück und war danach insbesondere als Rallye-Pilot unterwegs.
Anfang Juni saß er wieder in einem Formel-1-Auto. Bei einem Privattest von Renault steuerte er einen Lotus-Renault E20 von 2012 über den Circuit Ricardo Tormo von Valencia. „Die letzten beiden Monate, in denen ich zweimal einen Renault von 2012 getestet habe, haben mir richtig Auftrieb gegeben“, befand Kubica. Seine Ausfahrt auf dem Hungaroring sicher noch viel mehr.