Für Haug ist klar: Glock ist ein Titelkandidat in der DTM
Klettwitz (dpa) - Im Konjunktiv gewinnt man keine Meisterschaften. Das weiß auch Ex-Formel-1-Pilot Timo Glock.
Hätte er die 18 Punkte für den nachträglich aberkannten zweiten Platz von Hockenheim auf dem Konto, dann wäre er nun vor den beiden Rennen am Lausitzring klar Gesamtführender im Deutschen Tourenwagen Masters. Doch daran will der 34 Jahre alte BMW-Fahrer gar nicht denken - denn er kommt auch so mit dem wohl größten Selbstvertrauen seiner DTM-Karriere nach Klettwitz. Mit Rang drei und nur sechs Zählern Rückstand auf Spitzenreiter Paul di Resta (Mercedes) ist Glock so gut wie noch nie seit seinem Einstieg in die Serie 2013.
„In den vergangenen Jahren gab es die einen oder anderen Probleme, aber in dieser Saison habe ich ein gutes Gefühl“, sagte Glock vor den Saisonrennen fünf und sechs. „Ich mache gar nichts anders, als in den Jahren zuvo. Ich habe einfach Spaß momentan“, erzählte er.
Ex-Mercedes-Motorsportchef und ARD-Experte Norbert Haug urteilte sogar: „Timo gehört zu den wenigen ehemaligen Formel-1-Fahrern, die in der Lage sind oder waren, der DTM ihren Stempel aufzudrücken.“
Dabei drohte Glock vor gut drei Jahren das gleiche Schicksal wie den anderen ehemaligen Piloten aus der Königsklasse. Die hatten, betrachtet man die fünf unmittelbaren Glock-Vorgänger und lässt „Mister DTM“ Bernd Schneider dabei außen vor, eine katastrophale Bilanz vorzuweisen. David Coulthard, Ralf Schumacher, Mika Häkkinen, Heinz-Harald Frentzen und Jean Alesi kamen gemeinsam auf 205 Starts in der Tourenwagen-Serie. Herausgekommen sind dabei insgesamt sieben Siege, sieben Pole-Positions und 305 Punkte. Macht einen mageren Schnitt von rund 1,5 Zählern pro Rennen.
Glocks dritter Platz im dritten Rennen wirkte vor diesem Hintergrund lange wie ein Ausreißer nach oben, weder davor noch danach schaffte er es in seinem knallgelben Dienstwagen in die Punkte - bis zum letzten Saisonrennen der Saison 2013 in Hockenheim. Das gewann er und stellte alle Kritiker für die lange Winterpause ruhig.
Von einem Meisterschaftskandidaten war Glock aber auch in den folgenden beiden Jahren noch weit entfernt. Die Ergebnisse wurden insgesamt besser, Rennen ohne Punkte blieben aber in der Mehrzahl.
Doch nun, in seiner vierten DTM-Saison, scheint Glock wirklich angekommen zu sein. Seit seinem BMW-internen Wechsel von MTEK zum Team RMG sammelte er in vier Rennen 37 Punkte. Einzig eine um wenige Millimeter zu hohe Heckklappe verhinderte eine noch stärkere Ausbeute. Doch wegen des Regelverstoßes wurden ihm Rang zwei in Hockenheim und die dazugehörigen Punkte wieder aberkannt.
In die Rolle eines Meisterschaftskandidaten will sich Glock, der noch immer mehr Aufmerksamkeit bekommt als jeder andere seiner 23 Konkurrenten, aber nicht drängen lassen. „Ich schaue nicht ansatzweise auf die Meisterschaft. Ich habe viel Spaß am Rennfahren, alles andere ist mir egal“, sagte er nach seinem starken Auftritt in Spielberg. Dort hatte er seinen dritten DTM-Sieg am Samstag mit Rang vier am Sonntag veredelt. Für Haug ist deswegen klar: „Ja, er ist ein Titelkandidat. Aber, es gibt nach vier Rennen noch ein Dutzend andere.“