Hamilton schlägt deutsches Duo und holt Senna ein
Suzuka (dpa) - Nico Rosberg konnte sich beim Teamfoto nur mit allergrößter Mühe ein Lächeln abringen, Sebastian Vettel nahm die Niederlage von Suzuka gegen den übermächtigen Lewis Hamilton deutlich gelassener.
Der britische Formel-1-Spitzenreiter degradierte seine beiden deutschen WM-Verfolger beim Großen Preis von Japan zu Statisten und ist seinem dritten Titel wieder ein gutes Stück näher. Mit dem 41. Grand-Prix-Sieg zog Hamilton zudem mit Ikone Ayrton Senna gleich.
„Das ist ein emotionaler Tag, aber ich bin kein weinerlicher Typ, ich bin voller Freude, voller Glück“, betonte Hamilton, dessen Rennanzug voller Schampus war. Die Dusche hatte der drittplatzierte Vettel noch auf dem Podium vorgenommen. Auf der Strecke aber konnte der Ferrari-Star eine Woche nach seinem Singapur-Triumph Hamilton diesmal nicht ärgern.
Wie im Vorjahr musste sich der 28 Jahre alte Heppenheimer dem Mercedes-Duo geschlagen geben. Wie damals gewann Hamilton, obwohl Rosberg im zweiten Silberpfeil von der Pole Position gestartet war. Im WM-Klassement baute Hamilton dank des schon entscheidenden Überholmanövers in der ersten Kurve seine Führung auf 48 Punkte vor Rosberg aus, Vettel liegt 59 Zähler zurück. Schon im übernächsten Rennen in den USA kann Hamilton rechnerisch den Titel perfekt machen.
„Es geht sicher in die falsche Richtung, ich hätte heute gewinnen müssen“, räumte Rosberg ein. Zwar stellte er mit Mercedes die alten Machtverhältnisse wieder her, die in der Vorwoche beim Schwächeanfall von Singapur kurz ins Wanken geraten waren. Dennoch machte der 30 Jahre alte Wiesbadener aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. Auf dem obligatorischen Siegerfoto vor der Box jubelt die ganze Mercedes-Mannschaft, nur Rosberg schaut verkniffen.
Vor allem haderte er mit dem Manöver seines Teamkollegen gleich zu Beginn, mit dem Hamilton sich den Weg zum achten Sieg im 14. Saisonrennen ebnete. Er habe zurückstecken müssen in der zweiten Kurve. „Ich musste eine Kollision vermeiden“, meinte Rosberg. Hamilton, bestens gelaunt, mit breitem Grinsen und immer wieder mit Vettel auf der Pressekonferenz der drei Erstplatzierten scherzend, befand hingegen: So eng sei es nicht gewesen.
Nach dem erfolgeichen Überholvorgang zog Hamilton davon, dahinter war Rosberg sogar auf Platz vier zurückgefallen. Rosberg kämpfte sich aber wieder ran und schnappte sich durch eine einen früheren zweiten Reifenwechsel und eine „magische Runde“ (Vettel) zumindest auch noch den Ferrari-Mann. Hamilton war mit über 18 Sekunden Vorsprung einmal mehr in einer eigenen Liga unterwegs.
In den noch ausstehenden Rennen in Russland, den USA, in Mexiko, Brasilien und Abu Dhabi macht sich Mercedes-Teamchef Toto Wolff aber auch auf weitere Duelle mit Ferrari gefasst. „Es ist jetzt eine Mercedes-Ferrari-Zeit, die anbricht, in der wir nicht davon ausgehen können, dass es für uns immer 1 und 2 ausgeht“, sagte Wolff - der Doppelerfolg in Japan war der achte in dieser Saison. 2014 hatten die Silberpfeile elf geschafft. Dennoch war für Wolff nach dem Aussetzer in Singapur die wichtigste Erkenntnis: „Wir sind in der Spur.“
Das konnte auch Nico Hülkenberg von sich behaupten. Der Rheinländer, zuletzt in Singapur ausgefallen, zeigte in seinem Force India eine tolle Leistung. Der 28-Jährige aus Emmerich machte sieben Plätze gut, kam als Sechster ins Ziel und egalisierte damit sein bestes Saisonergebnis. Es sei nah dran gewesen an Perfektion, kommentierte Hülkenberg sein Rennen auf dem Suzuka International Racing Course: „Wir können zufrieden abreisen.“ Allen voran konnte das aber Hamilton. Bevor es nach knapp zwei Wochen Formel-1-Tour durch Asien in die Heimat ging, stellte der leidenschaftliche Musiker auf dem Podium nach einem „Konnichiwa“ und höflicher Verneigung vor seinen jubelnden japanischen Fans noch einen standesgemäßen Karaoke-Auftritt in Aussicht. Aus welchem Anlass? „Victory“, meinte er. Zu deutsch: Sieg.