Großer Preis von Bahrain Hamilton spürt den Druck - Vettel auf „fliegenden Teppich“
Sakhir (dpa) - Der perfekte Saisonstart von Doppelsieger Sebastian Vettel trieb Lewis Hamilton noch in der Nacht von Bahrain zu einer dringenden Ermahnung an sein Team.
„Die Ferrari haben in den ersten beiden Rennen gezeigt, dass sie momentan die Oberhand haben. Es geht eng zu und wir müssen einfach bessere Arbeit abliefern“, sagte der Formel-1-Titelverteidiger und verordnete damit seiner Mercedes-Crew nach den unerwarteten Auftakt-Niederlagen kurzerhand ein paar Überstunden. Schon am Sonntag in China will der Silberpfeil-Star die Trendwende erzwingen, zu sehr schmerzt derzeit der Blick auf die WM-Tabelle.
„Wir haben ziemlich viele Punkte in den ersten beiden Rennen verloren. Ich hoffe, jetzt kommen bessere Tage für uns“, sagte Hamilton, ehe er nach Platz drei mit nun 17 Zählern Rückstand auf den WM-Führenden die Wüste von Sakhir verließ. Vettel indes hätte das Glück des Augenblicks nach seinem schwer erkämpften Sieg gern noch festgehalten. Von einer neuen Hackordnung mit Ferrari an der Spitze wollte der 30 Jahre alte Hesse nichts wissen. „Es fehlt uns noch ein bisschen, es gibt noch viel Arbeit. Mercedes ist weiter der Favorit“, analysierte Vettel.
Tatsächlich konnte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff auch lange nach der Zieldurchfahrt nicht fassen, dass die Silberpfeile trotz eines schnelleren Autos und brillanter Strategie am Sonntag doch wieder Vettel den Vortritt lassen mussten. „Wir hatten das Rennen schon gewonnen“, meinte Wolff. Doch Vettels gewagter Taktik-Konter und seine Steuerkunst auf abgefahrenen Reifen gegen den heranrauschenden Valtteri Bottas ließen auch Wolff verzweifeln. „Das ist enorm frustrierend“, sagte der Österreicher.
Die Ferrari-Bosse überhäuften ihren Chefpiloten mit Lobeshymnen. Und die „Gazzetta dello Sport“ schwärmte: „Seb hat seinen Ferrari in einen fliegenden Teppich verwandelt und ihn in die Welt der Träume gebracht.“ Als der Scuderia zuletzt vor 14 Jahren so ein Saisonstart gelang, gewann Michael Schumacher auch gleich noch die nächsten drei Rennen und wurde am Ende zum siebten Mal Weltmeister.
Mit einem derartigen Durchmarsch indes rechnet der von einigen Medien als „Magier“ gefeierte Vettel nicht. „Es bringt nichts, zu weit vorauszuschauen. Es wird nicht einfacher, es ist noch ein langer Weg“, warnte der Heppenheimer. Auch Ferrari-Präsident Sergio Marchionne verbot jegliche Selbstzufriedenheit. „Wir müssen einen hohen Grad an Konzentration wahren, präzise und mit Leidenschaft weiterarbeiten“, befahl der Unternehmenschef.
Bewiesen hat Ferrari immerhin schon, dass die Vorhersagen für einen WM-Langweiler mit erneuter Mercedes-Dominanz zu voreilig waren. In Australien brauchte Vettel gegen Hamilton noch das Rennglück, als er von einem Rechenfehler bei den Silberpfeilen profitierte. In Bahrain dagegen gewann der Herausforderer verdient aus eigener Kraft. „Er hat sehr deutlich gemacht, dass die Ferraris nicht bereit sind, diese Saison eine Statistenrolle zu spielen“, urteilte die spanische Zeitung „Sport“. Für Mercedes-Manager Wolff ist das keine Überraschung. „Es wird sehr eng bleiben. Das Kräfteverhältnis wird sich von Strecke zu Strecke verschieben“, sagte der Österreicher.
Ähnlich sieht es Hamilton, der in Shanghai zum ersten Mal in dieser Saison so richtig unter Druck stehen dürfte. „Ferrari ist eine Macht, mit der wir rechnen müssen. Wir können nicht behaupten, wir haben das bessere Auto als sie“, sagte der Brite und betonte mit ernster Miene: „Wir haben einen echten Kampf vor uns.“