68. Pole-Position Hamilton stellt Schumachers Rekord ein - Vettel Zweiter
Spa-Francorchamps (dpa) - Nach den Glückwünschen im Namen der Familie von Michael Schumacher wischte sich Lewis Hamilton Tränen der Rührung aus den Augen.
Zehn Jahre nach seiner ersten Pole Position in der Formel 1 stellte der 32 Jahre alte Brite mit einer sagenhaften Runde auf dem so eng mit Schumachers Karriere verbundenen Circuit de Spa-Francorchamps den Rekord von 68 Poles von Schumacher ein. „Ich fühle mich einfach nur geehrt“, sagte Hamilton. „Es war ein Privileg, dass ich gegen ihn und mit ihm fahren durfte.“
WM-Spitzenreiter und Schumacher-Kumpel Sebastian Vettel konnte trotz moralischen Zusatzschubs durch einen neuen Ferrari-Vertrag bis Ende 2020 die Pole seines schärften und härtesten Verfolgers nicht verhindern. Der viermalige Weltmeister kam rund drei Stunden nach der Bekanntgabe der Vertragsverlängerung in der Qualifikation zum Großen Preis von Belgien auf den zweiten Platz.
Er profitierte dabei allerdings sogar noch von einem Fehler seines bis dahin klar schnelleren Teamkollegen Kimi Räikkönen, der ihm dann auf dem letzten Drittel von Vettels schnellster Runde Windschatten gab. „Wir müssen uns nicht verstecken, wir stehen in der ersten Startreihe“, betonte Vettel. Räikkönen wird in Reihe zwei von Position vier in das Rennen (14.00 Uhr) starten. Noch vor ihm steht Valtteri Bottas im zweiten Mercedes.
Die nackten Zahlen der Startaufstellung und der Kampf um die WM waren das eine, die Emotionen durch die Erinnerungen an Michael Schumacher das andere. Der 48-Jährige ist seit seinem Skiunfall Ende Dezember 2013 aus der Öffentlichkeit verschwunden. Er erlitt damals ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Nicht er, sondern sein 18 Jahre alter Sohn Mick wird zu Ehren des ersten Formel-1-Siegs von Schumacher vor 25 Jahren eben in Spa-Francorchamps an diesem Sonntag vor dem Rennen den Weltmeister-Wagen des Rekordchampions von 1994 fahren.
Die Glückwünsche der Familie an Hamilton überbrachte indes Schumachers Wegbegleiter Ross Brawn. Noch auf der Zielgeraden sagte er im Namen der Schumachers: „Gratulation, dass Du Michaels Rekord eingestellt hast. Rekorde sind da, um sie zu brechen.“
Hamilton gelang die Bestmarke in seinem 200. Grand Prix. Zum ersten Mal hatte der Brite am 9. Juni 2007 in seiner ersten Formel-1-Saison in Montréal die Pole Position geholt. „Er ist der beste Formel-1-Fahrer der Gegenwart“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.
Vettel, Räikkönen oder Hamilton, Bottas - von der ersten Runde der K.o.-Ausscheidung an wurde es zum erwarteten Kampf um die Pole für das erste Rennen nach der Sommerpause. Die erste Bestzeit legte Vettel hin, vor Hamilton, Räikkönen und Bottas. Allerdings klagte Räikkönen bereits über heftige Vibrationen an seinem Auto. Der Finne gilt mit vier Siegen als der Spa-Experte unter den aktuellen Piloten. Im Freien Training am Morgen war er noch in Rekordzeit über den 7,004 Kilometer langen Kurs gerast.
Als Schnellster beendete Hamilton den ersten Zeitabschnitt auf den supersoften Pneus. Langsamster war Pascal Wehrlein. Für den 22-Jährigen aus Sigmaringen war der Fahrtag damit frühzeitig beendet. „Ich hatte einfach keinen Grip. Ich bin die ganze Zeit nur rumgerutscht“, sagte Wehrlein. Landsmann Nico Hülkenberg kam dagegen im Renault bis auf Platz sieben.
Auf den Reifen, mit denen er auch ins Rennen starten wird, legte Hamilton dann gewaltig vor. In 1:43,539 verbesserte er den wenige Stunden alten Rundenrekord von Räikkönen (1:43,916). Dahinter Räikkönen, Bottas, Verstappen und dann erst Vettel. Hamilton kam noch mal raus, und unterbot nun sogar die 1:43er-Marke in 1:42,927 Minuten, als Zweitschnellster dahinter Bottas.
Und so machte Hamilton weiter. Im Klassement liegt er 14 Punkte hinter Vettel. Bottas hat 33 Zähler weniger.