„Happy Hour“ für mehr Aufmerksamkeit: DTM wagt Neustart

Hockenheim (dpa) - Nach schwierigen Jahren mit sinkendem Zuschauerinteresse steht das Deutsche Tourenwagen Masters vor einem Neustart. Erstmals seit dem DTM-Comeback im Jahr 2000 ermittelt die Serie ihren Meister in zwei gleichwertigen Rennen an jedem Wochenende.

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„Das ist sicher ein entscheidendes Jahr, keine Frage“, betonte DTM-Boss Hans Werner Aufrecht vor dem Auftakt in Hockenheim am Wochenende. „Aber die DTM gibt es seit 30 Jahren, wir arbeiten am Reglement für 2017. Ich bin sehr zuversichtlich, was die DTM angeht.“

Damit die Serie eine Zukunft hat und im Werben um Aufmerksamkeit bei TV-Zuschauern und Sportfans wieder zulegen kann, gibt es 2015 von allem mehr. 18 statt zehn Rennen, zwei Qualifyings an jedem Wochenende und am Ende wohl länger Spannung im Titelkampf. BMW-Mann Marco Wittmann stand vergangenes Jahr schon nach dem achten Lauf als Champion fest. Zudem ist das freie Training am Freitag zurück. Einhellige Meinung: Gut so! „Die Fans wollen die Autos auf der Strecke sehen“, sagte der ehemalige Formel-1-Pilot Timo Glock (BMW) der Deutschen Presse-Agentur vor seiner dritten DTM-Saison. ARD-Experte Norbert Haug lobt die neue „Happy Hour“.

Für Aufrecht waren die Neuerungen zwingend notwendig: „Die Hersteller haben erkannt, dass das, was 1996 passiert ist, nicht wieder passieren darf“, sagte er mit Blick auf das zwischenzeitliche Aus der Serie vor fast 20 Jahren. Vier Jahre lang pausierte die DTM. „Damals hatten die Hersteller nicht die Kraft, sich zu einigen. Dieses Mal hatten sie die“, lobte Aufrecht Audi, BMW und Mercedes.

Wie schwer den selbstbewussten Markenvertretern das Kompromisse schließen dennoch gefallen ist, deutete Aufrecht während der letzten Tests in Oschersleben an. „Wenn man ein Reglement weitergestalten will, ist es zwangsläufig notwendig, dass die einzelnen Parteien Vorteile aufgeben. Um der Sache zu dienen. Wenn einer einen Vorteil beim Optionreifen hat und dann dafür stimmen muss, dass dieser Reifen verschwindet, dann ist das ein großes Opfer“, betonte er.

Ein Deal aus der vergangenen Saison zeigt seine Wirkung erst in diesem Jahr. Weil es so viel langsamer war als die Autos der Konkurrenz durfte Mercedes das C-Coupé weiterentwickeln. „Ich denke nicht, dass es eine bessere Saison wird. Ich weiß, dass es eine bessere Saison wird“, sagte Gary Paffett. Der erfahrenste Pilot im Kader der Schwaben und Meister von 2005 bleibt vor seiner zwölften Saison dennoch zurückhaltend: „Wir sind dichter dran, aber wir holen noch nicht alles aus dem Mercedes raus. Vielleicht am Ende der Saison. Aber für Hockenheim sind wir noch nicht bei 100 Prozent.“

Für Audi-Pilot Miguel Molina ist das allerdings Tiefstapelei. „Sie wären ungeschickt, wenn sie nicht die Besten wären“, sagte der Spanier. „Sie hatten sechs Monate mehr Zeit als Audi und BMW, das Auto weiter voranzubringen.“

Nach zwei Jahren mit dem kleinsten Kader aller drei Hersteller schickt Mercedes 2015 wieder acht Fahrer an den Start. Neu sind Maximilian Götz und der Österreicher Lucas Auer, Neffe der Formel-1-Größe Gerhard Berger. Gemeinsam mit BMW-Neuzugang Tom Blomqvist, dem Sohn der schwedischen Rallye-Legende Stig Blomqvist, machen sie die Rookie-Wertung unter sich aus. 17 der 24 DTM-Piloten tippten in einer anonymen dpa-Umfrage auf Blomqvist als besten Neuling der Gesamtwertung.