Horrorcrash in Daytona: Viele Zuschauer verletzt
Daytona (dpa) - Wrackteile wirbeln durch die Luft, Fans schreien entsetzt und rennen um ihr Leben. Ein Horrorcrash hat am Samstag die NASCAR-Szene erschüttert.
Nicht mal 24 Stunden vor dem Hauptrennen mit der historischen Pole Position des amerikanischen Glamour-PS-Girls Danica Patrick traten Sport und Show erstmal in den Hintergrund. Nach offiziellen Angaben wurden bei dem schweren Unfall am Samstag auf dem Daytona International Speedway 28 Menschen verletzt, Medien berichteten sogar von über 30 Verletzten - zwei davon schwer.
„Ich hoffe und bete, dass alle Fans okay sind nach diesem schweren Unfall heute“, twitterte Patrick unmittelbar nach den dramatischen Ereignissen. Kurz vor der Zielflagge des Auftaktrennens der zweitklassigen Nationwide Series wurden insgesamt zwölf Wagen in den Crash verwickelt - bei einem Tempo von schätzungsweise 300 Stundenkilometern.
Der Bolide von Debütant Kyle Larson mit der Nummer 32 wurde regelrecht in die Streckenmauer gedrückt, stellte sich aufrecht und krachte in den Fangzaun. Die Front riss ab, Räder und Wrackteile wurden zu gefährlichen Geschossen. „Überall flogen Teile“, berichtete ein unmittelbarer Augenzeuge dem Sender ESPN: „Es war furchterregend.“ Eine Feuerspur zog sich über den Asphalt, Rauch stieg auf. „Wie in einem Kriegsgebiet“, meinte der Fan. Ein Rad mitsamt Aufhängung landete laut dem Bericht 40 Reihen von dem rund sieben Meter hohen Zaun entfernt auf der Tribüne.
14 Personen seien direkt an der Strecke im Medical Center behandelt, weitere 14 in umliegende Krankenhäuser gebracht worden, teilten die Verantwortlichen mit. Mehrere US-Medien berichteten, dass sich ein Opfer lebensgefährliche Kopfverletzungen zugezogen haben soll, ein anderer Fan soll sich zunächst auch in einem kritischen Zustand befunden haben. Dabei soll es sich nach Angaben von ESPN um einen 14 Jahre alten Jungen handeln. Dies habe ein Sprecher des Halifax Medical Center dem Sender bestätigt.
Der Präsident des Daytona International Speedways, Joie Chitwood, erklärte am Sonntag in einer Pressekonferenz noch einmal: „Alles, was ich zum jetzigen Zeitpunkt sagen kann, ist, dass wir 14 Personen in umliegende Krankenhäuser transportiert haben. Ich kann aber leider keine Auskunft darüber geben, wie viele Zuschauer darüber hinaus eigenständig ein Hospital aufgesucht haben.“ Die 14 Zuschauer, die im Streckenhospital behandelt wurden, hätten dieses wieder verlassen, sagte Chitwood. Mit verweis auf Rechtslage machte er weiterhin keine Angaben über die Schwere der Verletzungen.
Gedanken an eine Absage der 55. Auflage des Klassikers Daytona500 mit der aufsehenerregenden Pole für Patrick hatte er schon am Abend zuvor weggewischt. Die Strecke werde wieder hergerichtet. „Wir sind bereit für das Rennen“, so Chitwood. Und dabei kam es dann zum Glück bei zwei größeren Karambolagen nur zu leichteren Blechschäden. Den Sieg sicherte sich Jimmie Johnson vor seinem Chevy-Teamkollegen Dale Earnhardt jr. und Mark Martin. Polesetterin Patrick wurde starke Achte.
Sämtliche Fahrer, die am Vortag in den Unfall verwickelt und untersucht worden waren, hatten das Medical Center wieder verlassen können. Über die Schwere der Verletzungen der Fans und Zuschauer machten die Verantwortlichen keine Angaben. Nach Feiern war Rennsieger Tony Stewart ohnehin nicht zumute. „Ich habe den Unfall im Rückspiegel gesehen“, erzählte er. „Es ist schlimm, wenn die Fans mitbetroffen sind“, sagte der routinierte NASCAR-Pilot. „So sehr ich auch gern feiern würde, so wichtig der Erfolg auch war, meine Sorgen um die Zuschauer sind gerade einfach größer.“
Und es ist nicht das erste Mal. Der wohl schlimmste Unfall ereignete sich 1999 bei einem Rennen der IndyCar-Serie. Auf dem Charlotte Motor Speedway waren damals drei Fans ums Leben. 2001 starb NASCAR-Pilot Dale Earnhardt Senior auf dem Kurs in Daytona, danach wurden die Sicherheitsvorkehrungen - insbesondere die Streckenmauer und der Fangzaun - verbessert. Vor zwei Jahren endete eine IndyCar-Massenkarambolage auf einem Rennoval in Las Vegas für den britischen Star-Piloten Dan Wheldon tödlich.
Der mehrfache IndyCar-Champion und Indy500-Sieger Dario Franchitti forderte die Verantwortlichen von beider Serien sowie die Veranstalter nach dem neuen schrecklichen Unfall in Daytona auf, an Alternativen zu den Fangzäunen zu arbeiten. „Es muss eine bessere Lösung geben“, schrieb er bei „Twitter.“