F1-Spitzenreiter Im Moment bleiben: Rosbergs „simples“ Erfolgsrezept
Sepang (dpa) - Im hochbrisanten Titel-Zweikampf wollen Nico Rosberg und Lewis Hamilton nicht ans Ende denken.
„Ich kenne die Situation und die Zahl der Punkte, aber ich konzentriere mich nur auf das Renn-Wochenende, das vor mir liegt. Das hat für mich bislang sehr gut funktioniert“, sagt Formel-1-Spitzenreiter Rosberg vor dem Großen Preis von Malaysia. Von Rennen zu Rennen planen, für den Moment leben, kurzfristige Ziele setzen - genau das sagt auch Verfolger Hamilton, der nach zuletzt drei Niederlagen mit acht Punkten Rückstand auf seinen Mercedes-Teamkollegen nach Sepang gekommen ist.
Vor allem Rosberg hat diese Marschroute im dritten Titelduell mit Hamilton auf erstaunliche Weise perfektioniert. Nichts ist für den 31-Jährigen älter als der Sieg oder die Niederlage von gestern. „Das vereinfacht das Leben, ist viel simpler“, erklärt Rosberg. Der gebürtige Wiesbadener hat es damit geschafft, die vielen Enttäuschungen im engen Kampf mit Hamilton hinter sich zu lassen und wirkt gefestigter als je zuvor.
Dabei galt der Fan des FC Bayern bislang eher als das Bayer Leverkusen der Formel 1: Am Ende einer starken Saison immer wieder nah dran am Titel, und dann doch nur Zweiter. Diesmal könnte alles anders sein. Acht Saisonsiege hat Rosberg schon eingefahren, der jüngste in Singapur geriet zur Lehrstunde für Hamilton. Abgehakt, sagt Rosberg. „Das ist Vergangenheit, jetzt sind wir in Sepang, und ich habe das Gefühl, dass ich auch hier gewinnen kann.“
Hamilton will das verhindern, natürlich. Aber wie, das scheint dem Briten längst nicht mehr so klar wie noch in den vergangenen Jahren, als er Rosberg in den entscheidenden Phasen stets die Grenzen aufzeigte. Als er im Sommer aus 43 Punkten Rückstand in der Gesamtwertung 19 Zähler Vorsprung macht, schien für Hamilton erneut alles in den vertrauten Bahnen zu verlaufen. Nun muss der dreimalige Weltmeister plötzlich wieder über das Aufholen sprechen. „Grundsätzlich ist es aufregender, der Jäger zu sein“, versichert Hamilton. Wirklich überzeugend wirkt er dabei nicht.
Hamilton weiß, dass er Rosberg bald wieder einfangen muss. Der Druck wächst, sechs Rennen sind es noch. „Die Situation ist nicht anders als andere, in denen ich mich schon befunden habe. Ob ich jetzt das Richtige mache, wird die Zeit zeigen“, sagt Hamilton. Der 31-Jährige müht sich um Kontrolle, bei seinen Worten und auf der Rennstrecke. Das Momentum aber spricht für Rosberg.
Vom Team kann Superstar Hamilton auch im Saison-Endspurt keine zusätzliche Hilfe erwarten. Schon in Malaysia kann Mercedes den dritten Konstrukteurstitel in Serie gewinnen und sich damit den dicksten Batzen der über diese Wertung verteilten Vermarktungseinnahmen sichern. Danach haben Rosberg und Hamilton endgültig freie Fahrt.
Und der Deutsche will die Chance auf seinen ersten Titel endlich nutzen - auch, um die Zweifel an seiner Wettkampfhärte ein für allemal auszuräumen. „Wir treiben uns auf und neben der Strecke immer weiter an“, sagt Rosberg über das Dauerduell mit Hamilton. „Es ist ein großartiger Kampf, jedes Detail zählt.“