Keine Vettel-Geschenke in Brasilien zum Abschied
São Paulo (dpa) - Mark Webber sagt der Formel 1 ohne Gram good bye, bei Felipe Massa mischt sich Wehmut ins Arrivederci Ferrari. Beim emotionalen Finale der Formel 1 unter dem Motto Abschied tut weh soll Sebastian Vettels Rekordsiegesserie hingegen unter keinen Umständen zu Ende gehen.
Auf Geschenke des viermaligen Champions auf dem legendären Autódromo Carlos Pace in Interlagos braucht niemand zu warten; schon gar nicht Teamkollege Webber.
„Es wäre großartig für ihn, dass letzte Rennen zu gewinnen. Was wäre das für eine Art auszusteigen!“, meinte schon Red Bulls Rennstallchef Christian Horner. Problem: „Sebastian will aber auch diesen Rekord ansteuern.“ Sprich: 13 Siege in einer Saison. Einer fehlt noch. Schafft er auch diese Bestmarke seines einstigen Idols Michael Schumacher, aufgestellt 2004 als Vettel noch ein Teenager war, dürften die nächsten Schluchzer des zuletzt ungewohnt emotionalen Heppenheimers gewiss sein.
Tränenreich dürfte es aber sowieso zugehen. Vor allem Massa scheint der nahende Abschied von der Scuderia nach insgesamt acht Jahren mit manchem Hoch, aber auch einigen Tiefs schon gewaltig ans Gemüt zu gehen. „Letztes Rennen, es wird emotional für Massa und Webber“, titelte er selbst bei Facebook über einem gemeinsamen Bild.
Während Teamkollege und Vizeweltmeister Fernando Alonso schon die guten Omen für 2014 mit einem Werbeplakat fürs Auftaktrennen in Australien beschwor, zeigte Massa ein Bild aus der Vergangenheit, weinerlich der Gesichtsausdruck. Es dürfte aus jenem Jahr stammen, als er sich ausgerechnet bei seinem Heimrennen nach seinem Sieg auch für Sekunden als Weltmeister fühlen durfte. In der letzten Kurve schnappte sich Lewis Hamilton mit einem Überholmanöver gegen Timo Glock aber den nötigen fünften Rang zurück. Das ist fünf Jahre her. Massa war geschlagen.
Auch Webber blickte mit seinen 37 Jahren bereits zurück: Als kleiner Bub legte er sich ganz früh schlafen, ließ sich eine halbe Stunde vor Mitternacht wecken, um rechtzeitig zur Einführungsrunde vor dem Fernseher zu sitzen. „Ich habe es wirklich genossen, mit meinem Vater die Rennen zu schauen - auch wenn er recht häufig dabei eingeschlafen ist“, erzählte Webber nun auf seiner Homepage.
Nur zu gern würde er endlich seinen zehnten Sieg in der Königsklasse feiern und sich mit einer runden Zahl Richtung Sportwagenprogramm von Porsche verabschieden. Seinen bis heute letzten Erfolg feierte Webber am 8. Juli 2012. Seitdem gewann er nicht mehr. Sein übermächtiger Teamkollege feierte hingegen seitdem 16 Grand-Prix-Siege.
Und beim Großen Preis von Brasilien am Sonntag (Start 17.00 Uhr MEZ/RTL und Sky) soll der 17. als krönender Abschluss von Vettels bislang bester Saison in der Formel 1 folgen. „Es ist immer an den Montagen nach einem Erfolg, da fühlst du dich für einen Moment unbesiegbar“, meinte Vettel. Genau das will er wieder spüren und kündigte schon mal an, in Brasilien „motivierter denn je an den Start“ gehen zu wollen.
2010 gewann Vettel in Brasilien zum ersten und bislang auch einzigen Mal. Es war ein wichtiger Schritt zum WM-Triumph beim anschließenden Finale in Abu Dhabi - die Ära Vettel war eingeläutet. Zweifel an seiner Motivation braucht nach seinen Siegen in Abu Dhabi und Austin nach dem bereits feststehenden WM-Triumph niemand zu hegen.
Die gedemütigte Konkurrenz sehnt das Ende herbei, die gesamte Red-Bull-Mannschaft kann vom Siegesrausch noch immer nicht genug kriegen. „Du musst nur in die Augen jedes einzelnen Teammitglieds schauen und du siehst die Motivation und den Willen, die weiter da sind“, betonte Horner. Die große Party nach dem Finale haben sie sich ohnehin redlich verdient.
Für Webber wird es eine Abschiedssause. Er und Massa sind damit aber nicht allein. Pastor Maldonado wird den Platz für Massa bei Williams räumen - Zukunft ungeklärt. Sergio Perez muss sich von McLaren verabschieden. Wird es womöglich das letzte Rennen von Ross Brawn als Mercedes-Teamchef? Und was passiert mit Nico Hülkenberg? Fest steht, dass die aktuellen Autos samt Motoren am frühen Sonntagabend mitteleuropäischer Zeit ausgedient haben werden. Die Saug-Aggregate werden eingemottet und verabschiedet. Die Formel 1 startet 2014 mit den Turbomotoren wieder neu durch.