Kurze Trauer - Dakar-Karawane zieht weiter

Santa Rosa (dpa) - Um 5.00 Uhr morgens in Santa Rosa nahm die Dakar wieder ihren Lauf. Am Tag nach dem tödlichen Unfall von Jorge Martínez Boero mussten ausgerechnet seine Motorrad-Kollegen wieder als Erste auf die Strecke.

„Wir wissen, dass in unserem Fall ein Fehler mit dem Schlimmsten enden kann“, sagte Boeros Landsmann Javier Pizzolito laut argentinischer Medien. Er hatte es am tragischen Neujahrstag als erster Argentinier in der Motorrad-Wertung als Dritter bis aufs Podest geschafft.

Doch das spielte erstmal keine Rolle: Schon wieder wurde ein Motorradfahrer Opfer der schwersten Rallye der Welt. Bereits 1979 bei der ersten Auflage war in Patrick Dodin ein Zweiradpilot ums Leben gekommen. Vor drei Jahren war Pascal Terry nach drei Tagen tot aufgefunden worden. Er war bis zum tödlichen Unfall des 38-jährigen Boero der letzte Teilnehmer, der bei der Dakar ums Leben kam.

Immer wieder sind aber auch Zuschauer und selbst Berichterstatter bei dem Offroadrennen, das seit vier Jahren in Südamerika ausgetragen wird, getötet worden. Vor einem Jahr war ein 42 Jahre alter Einheimischer nach dem Zusammenstoß seines Kleinlasters mit dem Toyota von Eduardo Amor aus Argentinien gestorben. Insgesamt verzeichnet die Dakar rund 60 Todesfälle.

Doch die Karawane der Dakar zieht immer weiter. Die Sicherheitsdiskussionen, die in anderen Motorsportdisziplinen nach tragischen Ereignissen geführt werden, halten sich eher in Grenzen. Es klingt absurd, aber zur Faszination Dakar gehört für viele offensichtlich auch die ständige Lebensgefahr. „Was einen nicht umbringt, macht einen stärker“, hatte Boero, der vor einem Jahr bereits einen schweren Unfall bei der Dakar gehabt hatte, einen Tag vor seinem Tod noch getwittert.

Nach einem Augenzeugenbericht verlor der Argentinier am Sonntag auf einem geraden Streckenabschnitt die Kontrolle über seine Maschine. „Er war einer der Letzten, weshalb viel Erde lose lag“, sagte Juan Carlos Urzúa dem Rundfunksender Rivadavia. Als Boero dann auf einen kleinen Hügel gefahren sei, passierte das Unglück. Nach einem Herzstillstand starb Boero auf dem Weg ins Krankenhaus.

Viel Zeit zum Trauern blieb vielen nicht, der sportliche Alltag bei der Dakar ist allein schon schwer genug. Nachdem Titelverteidiger Nasser Al-Attiyah mit seinem Hummer erst kurz vor Mitternacht im Biwak von Santa Rosa eingetroffen war, mussten seine Mechaniker die Probleme mit der Benzinzufuhr in den Griff bekommen. „Was den Sieg betrifft, bin ich nicht sehr zuversichtlich, aber man muss trotzdem weiter daran glauben“, meinte der Katarer.

Dagegen nährte das hessische X-raid-Team seine Hoffnungen auf den Gesamtsieg bei der 33. Dakar mit einem Auftakt-Dreifacherfolg. „Ich bin wirklich sehr froh über diesen Sieg“, sagte der russische Pilot Leonid Nowitzki, der sich bestens auf seinen erfahrenen Münchner Beifahrer Andreas Schulz verlassen konnte. So nah liegen Trauer und Triumph bei der Dakar beieinander.