Le Mans: Audi erobert komplettes Podium
Le Mans (dpa) - Auf der Strecke formierte sich die Audi-Flotte zur Triumphfahrt, das Podium der 24 Stunden von Le Mans nahmen André Lotterer & Co. komplett in Beschlag.
Der Ingolstädter Autobauer feierte bei der 80. Auflage des legendären Langstreckenrennens einen souveränen Dreifacherfolg. Wie vor einem Jahr steuerte der Duisburger André Lotterer nach dem Ende um 15.00 Uhr am Sonntag das Gewinnerauto durch die jubelnden Audi-Mechaniker in die Boxengasse. „Das war ein großartiges Rennen“, sagte Lotterer: „Le Mans ist etwas Besonderes.“
Lotterer machte nach 378 Runden vor Le-Mans-Rekordsieger Tom Kristensen im zweiten neuen Dieselhybrid-Wagen den elften Sieg für Audi bei dem legendären Rennen perfekt. Auf Rang drei fuhr der vor einem Jahr noch schwer verunglückte Mike Rockenfeller im herkömmlich angetriebenen Audi. „Das war ein großer Sieg. Das war ein Rennen, wie man es wohl nur in Le Mans erleben kann“, meinte Audis Motorsportchef Wolfgang Ullrich.
Trotz acht Runden Rückstands auf Rang drei durfte sich aber auch Nick Heidfeld mit dem Privatteam Rebellion über eine starke Leistung bei dem Langstrecken-Klassiker in Frankreich freuen. Der ehemalige Formel-1-Pilot aus Mönchengladbach und seine Mitstreiter Neel Jani aus der Schweiz und Nicolas Prost aus Frankreich profitierten in ihrem Lola allerdings als Vierte allerdings von den Problemen des Le-Mans-Rückkehrers Toyota.
„Bei Toyota hatte man schon vermutet, dass sie nicht durchkommen“, meinte der 35 Jahre alte Heidfeld. Nach über einem Jahrzehnt Abstinenz schickten die Japaner zwei Prototypen auf den 13,629 Kilometer langen Kurs. Beide Autos erreichten aber nicht das Ziel, stattdessen landete der britische Pilot Anthony Davidson mit einer schweren Verletzung im Krankenhaus.
Sein Toyota war beim Überholen nach einer Berührung durch einen unterklassigen Ferrari abgehoben und hatte sich überschlagen. Der Wagen schleuderte danach auch noch in die Reifenstapel. „In einem französischen Hospital zu liegen mit einem gebrochen Rücken ist nicht das, was ich mir zum jetzigen Rennzeitpunkt vorgestellt hatte“, twitterte Davidson noch in der Nacht auf Sonntag. Die Diagnose ergab: Bruch des elften und zwölften Rückenwirbels. Heilungsdauer rund drei Monate. Der zweite Toyota schied mit einem Defekt vorzeitig aus.
Damit war der Weg vor über 200 000 Zuschauern auch für Audi frei, das zwei konventionell betriebene Autos und zwei Hybrid-Wagen an den Start geschickt hatte. Wie im Vorjahr fuhr das Trio mit Lotterer, dem Schweizer Marcel Fässler und dem Franzosen Bénoît Tréluyer von der Pole los und gab die Führung lange nicht ab. Nach einem Boxenstopp rund 6 Stunden vor dem Rennende setzte sich aber Le-Mans-Rekordsieger Kristensen an die Spitze. Zwei Stunden später wechselte sich die Führung der beiden Teams wieder ab. Beide schenkten sich nichts. „Wie haben echtes Rennfahren gezeigt“, betonte Lotterer.
In der Schlussphase herrschte allerdings Hochbetrieb in der Audi-Garage, Ullrich hatte Sorgenfalten ins Gesicht. Zuerst setzte Marc Gené seinen Audi in die Reifenstapel, danach erwischte es Allan McNish, der im Vorjahr einen kapitalen Crash wie durch ein Wunder unverletzt überstanden hatte. Der mögliche Vierfacherfolg für die Audi-Flotte war damit futsch.
Heidfeld war's recht, bevor er sich einen Ausflug nach Paris gönnen wollte. „Ich bin gespannt, ob ich fit bin. Vielleicht schlafe ich auch einfach nur.“ Im Rennen war der ausgemusterte Formel-1-Pilot hellwach gewesen, auch wenn Audi wie erwartet eine Nummer zu groß war.