Letzter Einsatz im Hafen: Vettel-Segel auf Sieg
Valencia (dpa) - Fußball-Lehrstunde mit einem Weltmeister, Small-Talk mit zwei Hollywood-Schönheiten: Nach der gelungenen Frustverdauung will sich Sebastian Vettel beim letzten Einsatz seines „Wunderauspuffsystems“ nicht wieder aus der Spur bringen lassen.
Während die von Rennen zu Rennen weniger werdenden Verfolger das Ende der Vettel-Festspiele am 26. Juni beim Großen Preis von Europa herbeisehnen, bleibt der kesse Hesse trotz des künftigen Zwischengas-Verbots gelassen: „Ich glaube nicht, dass es uns härter trifft, als alle anderen auch.“
Die Jäger sammeln sich erneut, allerdings machen sich immer weniger Hoffnung auf fette Beute. Selbst nach Michael Schumachers Galavorstellung im Regenchaos von Kanada hat Mercedes vor dem Rennen im Hafen von Valencia die Segel gestrichen. „Von uns in diesem Jahr sicher nicht“, antwortete Motorsportchef Norbert Haug in einem dpa-Interview auf die Frage, ob Vettel noch einzuholen sei.
Vor dem achten von 19. Saisonrennen führt der 23-Jährige mit beeindruckenden 60 Punkten Vorsprung auf Montreal-Sieger Jenson Button. Der triathlonbegeisterte Brite hat nach dem Kraftakt in Montreal und dem entscheidenden Vettel-Patzer in der letzten Runde mächtig Lunte gerochen. „Wir haben bewiesen, dass wir Vettel herausfordern und schlagen können und wir wissen, dass wir um den WM-Titel kämpfen können“, sagte Button.
Sein McLaren-Teamkollege, Asphalt-Rowdy Lewis Hamilton (4. Platz/76 Punkte Rückstand), droht dagegen im Mittelmaß zu versinken, wenn er auch am Mittelmeer ohne Punkte bleibt wie zuletzt in Montreal. Immerhin sorgte der Champion von 2008 durch ein Treffen mit Red-Bull-Teamchef Christian Horner für Schlagzeilen.
Im Rennen um den WM-Titel ist auch noch Vettels Teamkollege Mark Webber. Und der Australier hat mit Valencia noch mehrere Rechnungen offen: er legte stets ohne Punkte wieder ab und hatte zudem im vergangenen Jahr einen schweren Unfall auf dem Kurs, als er mit seinem Red Bull auf den Lotus von Heikki Kovalainen aufgefahren und hoch in die Luft gestiegen war. Webber kam mit dem Schrecken davon, aber erneut ohne Zählbares. „Ich werde versuchen, den Bann zu brechen“, sagte der WM-Dritte.
Vettel wird hingegen versuchen, den Erfolg aus dem Vorjahr auf dem 5,419 Kilometer langen Kurs zu wiederholen. Seine Erfahrungen aus dem gemeinsamen Fußballtraining mit dem französischen Welt- und Europameister Thierry Henry und den Red Bulls New York will der Hobbykicker dagegen nicht aufzufrischen. „Sagen wir es so . . . ich war ab und zu ein bisschen später am Ball, als es geplant war“, sagte Vettel.
Besser machte Vettel es dann als glänzend aufgelegter Wettpate bei „Wetten, dass..?“. Selbst auf Schwimmflossen in der Stierkampfarena von Palma de Mallorca war der Heppenheimer nach dem ein oder anderen launigen Small-Talk mit Sängerin Jennifer Lopez oder Schauspielerin Cameron Diaz nicht zu bremsen.
Vettel ist eben immer auf Pole gepolt. Umso mehr dürften einige Konkurrenten auf das Ende des sogenannten Zwischengases setzen. Vom Großen Preis von Großbritannien am 10. Juli an ist diese Abgasvariante verboten, bei der heiße Luft auf das hintere Ende des Unterbodens strömt und dadurch den Abtrieb und die Straßenlage verbessert. Der Wagen soll so pro Runde bis zu einer halben Sekunde schneller sein.
Vor allem Ferrari, das mit dem zweimaligen Weltmeister und spanischen Lokalmatador Fernando Alonso auf den ersten Sieg in diesem Jahr wartet, dürfte sich Hoffnungen machen. „Die haben das nie richtig in den Griff bekommen“, sagte indes Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko und sprach von Einbremsmanövern, „die gegen uns doch massiv laufen“. Er beruhigte aber alle Vettel-Fans: „Wir wären nicht Red Bull Racing, wenn wir nicht auch schon Überlegungen hätten, wie wir das wieder abfedern könnten.“