Lorenzo gewinnt verrücktes Motorrad-Rennen
Phillip Island (dpa) - Jorge Lorenzo liebkoste die schwarz-goldene Siegerschale, strahlte glückselig und sprang wie von der Feder geschnellt vom obersten Podestplatz.
Im Stile eines großen Champions hatte der Spanier beim Motorrad-Grand-Prix von Australien mit dem 50. Sieg seiner Karriere den Angriff des Heißsporns Marc Marquez auf den WM-Titel abgewehrt. Der Titelverteidiger triumphierte in Phillip Island in einem denkwürdigen Rennen der Königsklasse MotoGP und vertagte damit die WM-Entscheidung.
Wegen Sicherheitsbedenken bei den Hinterreifen hatte die Rennleitung die Distanz von 27 auf 19 Runden verkürzt. Zudem war ein Motorrad-Wechsel nach der Hälfte des Rennens Pflicht, die WM-Spitzenreiter Marc Marquez zum Verhängnis wurde. Der Spanier kam eine Runde zu spät zum Tausch und wurde disqualifiziert. In günstigster Konstellation hätte der MotoGP-Neuling vorzeitig Weltmeister werden können. Zweiter wurde in Dani Pedrosa ein weiterer Spanier vor dem Italiener Valentino Rossi.
„Wir haben die WM wieder spannend gemacht“, sagte Lorenzo und fügte an: „Das war ein verrücktes Rennen mit dem Motorrad-Wechsel in der Mitte des Rennens. Wir haben das vorher geübt und uns verbessert. Das war einer der Schlüssel zum Erfolg.“ Für den wegen seiner risikoreichen Fahrweise bekannten Marquez hatte der Weltmeister tröstende Worte übrig: „Ohne seinen Fehler wäre er sicher Zweiter oder Erster geworden. Er war wie immer sehr stark.“
Stefan Bradl hatte während des packenden Duells einen Logenplatz. Der Zahlinger verfolgte das turbulente Rennen aus der Boxengasse, nachdem ihm die Rennärzte wegen seines gebrochenen Knöchels Startverbot erteilt hatten. „Es ist ein Desaster. Mich ärgert es sehr, dass ich nicht dabei sein darf“, sagte der Honda-Pilot als Co-Kommentator des Fernsehsenders „Sport1“. Der Moto2-Weltmeister von 2011 will am kommenden Wochenende beim Großen Preis von Japan wieder um WM-Punkte fahren. „In Japan werde ich das ganze Wochenende durchziehen. Aber natürlich werde ich gehandicapt sein und nicht 100 Prozent meiner Leistung erreichen“, meinte er.
Kein Happy End gab es beim Australien-Grand-Prix für Jonas Folger. In der kleinsten Rennklasse Moto3 fuhr der 20-Jährige lange auf Siegkurs. Doch eine Kollision mit WM-Spitzenreiter Luis Salom in der letzten Runde verhinderte den ersten Saisonsieg für den Kalex-Piloten aus Schwindegg, der sich mit Platz sechs zufriedengeben musste. „Es ist eine Schande, das Wochenende in dieser Art und Weise zu beenden, denn wir haben dieses Mal über alle drei Tage einen tollen Job erledigt“, sagte Folger, der mit einem reflexartigen Manöver einen Sturz verhinderte.
Dennoch zog er ein positives Fazit nach Startplatz zwei und der schnellsten Zeit im Warmup. „Dank einer großartigen Abstimmung habe ich mich wie schon lange nicht mehr am Motorrad super wohlgefühlt.“ Alex Rins, Maverick Vinales und Salom sorgten für einen spanischen Dreifacherfolg.
In der kommenden Saison steigt Folger in die Moto2 auf und fährt für das spanische Team Arginano & Gines Racing. Dann ist er Kontrahent von Sandro Cortese, der als Moto3-Weltmeister zu Beginn dieser Saison ins höhere Limit gewechselt war. In Australien hatte sich der Berkheimer nach dem siebten Platz im Qualifikationstraining einen Top-Ten-Rang ausgerechnet, wurde aber lediglich Elfter. Sieger des wegen der Reifenprobleme auf 13 Runden verkürzten Sprint-Rennens wurde der neue WM-Führende Pol Espargaro aus Spanien.