Heim-Grand-Prix MotoGP-Pilot Folger feiert auf Sachsenring
Hohenstein-Ernstthal (dpa) — Nach seinem Wahnsinnsritt auf Rang zwei beim Heim-Grand-Prix auf dem Sachsenring flippte Jonas Folger schon auf seinem Motorrad aus.
Als er unter dem tosenden Applaus der mehr als 77 000 Zuschauer die Ziellinie hinter Weltmeister Marc Marquéz überquerte, brüllte der 23-Jährige seine Freude lautstark heraus, ballte immer wieder die Faust und winkte euphorisiert in die On-Board-Kamera. „Das war das bisher geilste Rennen meines Leben. Ich bin überglücklich. Vor dem Rennen hätte ich nicht geglaubt, dass ich um den Sieg mitfahren kann“, sagte der MotoGP-Neuling, nachdem er im Parc fermé seiner wartenden Crew in die Arme sprang. Dann küsste er auf dem Siegerpodium seine Trophäe und genoss die Champagner-Dusche.
Folger ist der erste Deutsche nach Walter Zeller im Jahr 1957, der in der Königsklasse bei einem deutschen Grand-Prix auf dem Podium stand. Und er ist der erste, der es in der Königsklasse auf dem Sachsenring schaffte. Nicht nur deshalb liefen Vater Jakob, Mutter Anka und Schwester Amelie Tränen der Rührung über die Wangen. Folger geht nun als Siebter der MotoGP-WM-Gesamtwertung in die Sommerpause, ehe es am 4. August im tschechischen Brünn weitergeht. Und er versprach: „Da kommt noch mehr. Heute konnte ich zeigen, dass Deutschland einen starken Fahrer hat.“
Auch die anderen deutschen Fahrer fuhren gute Ergebnisse ein. In der Moto2 wurde Sandro Cortese Achter, direkt gefolgt von seinem Teamkollegen Marcel Schrötter. In der Moto3-Klasse schaffte es Philipp Öttl auf einen starken fünften Platz.
Doch die beste Show aus deutscher Sicht zeigte Folger. Er lieferte einen Superstart von Position fünf ab, fuhr die schnellste Rennrunde und hatte einen tollen Speed - es passte fast alles. In der sechsten Runde überholte er den nun achtfachen Sachsenring-Sieger Marquez und fuhr seine ersten Führungskilometer in der Königsklasse. „Das war ein schöner Moment, noch dazu hier auf dem Sachsenring“, sagte der Schwindegger, der in der turbulenten Startphase nach einer Berührung in der ersten Kurve mit Danilo Petrucci fast die Kontrolle über sein Motorrad verloren hätte.
Im Rennen passierten ihm zwei Fehler, wie er berichtete. „Sonst hätte ich Márquez geknackt“, meinte er. Die Erkenntnis für Folger nach seinem erst neunten MotoGP-Rennen aber ist: Er kann in der Weltspitze mitfahren und sogar um den Sieg mitkämpfen. Deutschland hat wieder einen Top-Fahrer in der höchsten Motorrad-Klasse. „Ich habe ganz viel gelernt, das bringt mir ganz viel für den Rest der Saison“, sagte der Bayer.
Von Platzierungen wie Folger kann indes der frühere Moto3-Weltmeister Cortese, der 2012 den bisher letzten deutschen Sachsenring-Sieg einfuhr, nur träumen. Nach einer bisher desaströsen Saison zieht er aber das Positive aus dem Rennen. „Ich war mehrere Male in Sturzgefahr und habe mich dafür entschieden, den sicheren Top-Ten-Platz nicht zu gefährden“, sagte der Berkheimer, der mit dem Ergebnis etwas beruhigter in die Sommerpause geht. Doch es ist kein Geheimnis, dass seine Zukunft im Dynavolt IntactGP-Team fraglich ist. In den nächsten vier Wochen wird es mehrere Gespräche geben.
Teamneuzugang Schrötter war nach Platz neun enttäuscht. „Ich konnte das Tempo aus dem Training nicht im Rennen fahren und auch keine Gegner attackieren, die sonst eigentlich keine Rolle für mich spielen“, sagte er. Als WM-Zehnter nach neun Rennen kann der Pflugdorfer aber eine positive Bilanz ziehen. Gleich nach dem Rennen flog er nach Japan, wo der 24-Jährige am kommenden Wochenende am Acht-Stunden-Rennen in Suzuka teilnimmt.