Heimspiel für Hoffnungsträger Jonas Folger auf dem Sachsenring kein Außenseiter

Hohenstein-Ernstthal (dpa) - Jonas Folger steckt in einem Zwiespalt. Auf der einen Seite freut sich der Motorradfahrer, auf dem Sachsenring vor den heimischen Fans zu fahren. Auf der anderen Seite ärgert er sich noch über das vergangene Wochenende.

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Ausgerechnet vor seinem Heim-Grand-Prix sah er zum ersten Mal in diesem Jahr nicht die Zielflagge. Ein harmloser Ausrutscher über das Vorderrad brachte den Yamaha Tech3-Piloten in Assen zu Fall. „Ich bin stinksauer auf mich“ sagt der WM-Zehnte und erklärte: „Ich habe das Rennen wegen dieses dummen Fehlers selbst vergeigt, und das ausgerechnet vor dem Sachsenring.“

Doch Folger hat schon ganz andere Sachen wegstecken müssen. Dem 23-Jährigen wurde auf dem Weg in die Königsklasse der Motorrad-WM nichts geschenkt. Noch im Kindesalter war er eines von zwei weltweit ausgesuchten Talenten, das die Aufnahme in die MotoGP Academy von Barcelona schaffte. Dabei handelt es sich um ein Jugendförderungsprogramm, dass Talente über die hart umkämpfte spanische Meisterschaft in die Weltmeisterschaft bringen soll.

Zu Hause wurde Folger nach seinen Siegen in der Mini-Bike-Szene schon längst als neue Hoffnung des deutschen Motorradrennsports gehandelt. In Spanien erwartete ihn ein straffes Programm. Mit nur zwölf Jahren reiste er alleine mit dem Flieger und musste den Mechanikern erklären, wie sich das Motorrad beim Fahren anfühlt. Und das alles in seinem bescheidenen Schulenglisch.

Dafür kämpft Jonas Folger heute in der Liga, in die er immer wollte. Einer seiner größten Befürworter ist der 20-fache Grand-Prix-Sieger Ralf Waldmann, der heute als TV-Kommentator die Rennen begleitet. „Jonas habe ich schon als kleinen Jungen mit einem Mini Bike auf der Kartbahn in Ampfing trainiert. So wie das jetzt der Valentino Rossi mit seinen Nachwuchsfahrern macht.“ Auf Folger hält „Waldi“ große Stücke. „Wenn er zu Beginn des Rennens mehr Ruhe reinbringt, landet er noch weiter vorn. Aber Jonas steht auch unter Druck, weil sein Teamkollege Johann Zarco extrem stark ist.“

Traut Waldmann dem MotoGP-Newcomer schon einen Podestplatz zu in diesem Jahr? Der ehemalige WM-Zweite der 250er-Klasse überlegt nicht lange: „Ja, ich denke schon. Jonas macht laufend Fortschritte und wird über die Renndistanz konstanter.“

Ob das auf dem Sachsenring gelingt, ist aber fraglich. An jeder Ecke lauern Journalisten und Fans, die ihre deutschen Idole belagern. „Ich hätte mich damals am liebsten eingegraben“, erinnert sich Waldmann. „Beim Heim-Grand-Prix läuft alles aus dem Ruder.“

Bisher hat Jonas Folger seinen Job allerdings hervorragend bewältigt. Er weiß, was ihn im deutschen Motorrad-Mekka erwartet. Im vergangenen Jahr fuhr der Schwindegger in der Moto2-Klasse auf einen starken zweiten Platz - hinter seinem heutigen Teamkollegen Johann Zarco. Er kann also mit besonderem Druck umgehen. Eine komplette Außenseiter-Rolle nimmt er schon deswegen nicht ein.