MotoGP-Pilot Marquez rast in neue Dimensionen

Austin (dpa) - In den Bars von Austin herrschte am Sonntagabend Alarmstimmung. Die Betreiber wussten nicht so recht, wie sie mit der Situation umgehen sollten, dass ein 20-Jähriger in Begleitung eines großen Trosses von wirklich Erwachsenen feiern wollte.

Um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, ließ man Marc Marquez und sein Repsol Honda Team an diesem geschichtsträchtigen Tag nicht eintreten. Doch die Leute waren erfinderisch und so kam es dann doch noch zu einer standesgemäßen Siegerparty, obwohl der Spanier seinen 21. Geburtstag erst im nächsten Jahr begeht.

Schon zuvor konnte sich Marquez vor Glückwünschen kaum retten. Sein Husarenritt zum Sieg beim Motorrad-Weltmeisterschaftslauf von Austin in der MotoGP-Kategorie war eine Triumphfahrt ohne gleichen. Mit 20 Jahren und 63 Tagen ist Marquez nun der jüngste Sieger eines Rennens in der Königsklasse. Und so standen die Gratulanten Schlange. Der neunmalige Champion Valentino Rossi verneigte sich noch auf der Strecke. Später kam das gesamte MotoGP-Feld, um dem gerade erst in die MotoGP aufgestiegenen Spanier ihre Anerkennung auszusprechen.

Einige allerdings mit gemischten Gefühlen. Vor allem die Honda-Markenkollegen Daniel Pedrosa und Stefan Bradl hatten ein paar Probleme. Pedrosa, weil er gemeinsam mit Marquez im Werksteam unterwegs ist und nun fürchten muss, seinen Status als Nummer eins und damit möglicherweise auch seine weitere Zugehörigkeit zum Elite-Team zu verlieren. Zumal sich beide nicht leiden können und wann immer es möglich ist aus dem Weg gehen. Und der ehrgeizige Bradl, weil ausgerechnet sein Erzrivale aus Moto2-Zeiten als Neuling ihm einfach auf und davon fährt.

Doch man sieht nach dem Gewinn der Moto2-WM im vergangenen Jahr einen neuen Marquez. Der Rambo von einst scheint diszipliniert worden zu sein, Harakiri-Aktionen auf Kosten der Gesundheit anderer hat es zumindest bislang nicht gegeben. Seine fahrerische Klasse bewies er bereits in Katar und nun in Austin. Experten gehen davon aus, dass man nun einen neuen Rossi gesehen hat, der über Jahre die Szene beherrschen könnte. Vergleiche mit dem früheren Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher oder Golf-Star Tiger Woods machten schnell die Runde.

Marquez selbst will von all dem (noch) nichts hören. Er genoss seinen ersten MotoGP-Sieg, blieb aber bescheiden. Das war bislang nicht immer so. Und auch beim Feiern hielt er sich zurück. Wohl wissend, dass dazu noch sehr oft Gelegenheit sein dürfte. Und er für den Bar-Besuch eigentlich noch zu jung war.