Nach 62 Jahren WM: 125-ccm-Klasse geht in Rente
Valencia (dpa) - Punkt 12 ist Schluss. Wenn am Sonntag zur Mittagszeit die Piloten des 125-Kubikzentimeter-WM-Laufes von Valencia aus der Auslaufrunde in ihre Boxen zurückkehren, endet eine 62 Jahre währende Ära.
Die Zeit der Zweitakter in der Motorrad-WM ist dann endgültig vorbei.
Die Umstellung auf Viertakt-Triebwerke, die in der Königsklasse MotoGP im Jahr 2002 und in der mittleren, Moto2 getauften Kategorie, 2010 erfolgte, wird im kommenden Jahr auch in der WM-Einsteigerklasse vollzogen. Diese heißt dann Moto3.
Seit dem WM-Start 1949 war die 125er-Klasse stets Teil des Programms. Ihr unangefochtener Held ist der Spanier Angel Nieto mit sagenhaften 62 Grand-Prix-Siegen und sieben Weltmeistertiteln allein in dieser Kategorie - nebenbei war er sechsmal 50-ccm-Champion. Im Lauf der 62 Jahre gewannen 13 deutsche Fahrer insgesamt 49 WM-Läufe auf einer Achtellitermaschine.
Drei Titel durch Werner Haas (1953), Dieter Braun (1970) und Dirk Raudies (1993) stehen zu Buche. Mit immerhin 14 Rennsiegen war Raudies auch der erfolgreichste deutsche Pilot dieser Klasse. 2011 steuerten die 18-jährige Nachwuchshoffnung Jonas Folger (Schwindegg) einen und der Schwabe Sandro Cortese (Berkheim) zwei Erfolge zur deutschen Gesamtbilanz bei - und damit so viele in einer Saison wie seit 16 Jahren nicht mehr.
Wie sich die neue Moto3-Klasse zum Saisonstart 2012 präsentieren wird, ist noch unklar. Aber zumindest die vom Reglement festgelegten Eckdaten der neuen Maschinen sind bekannt. Statt der 125er-Zweitaktmotoren werden künftig Einzylinder-Viertakter mit 250 ccm Hubraum verwendet. Ausgereizte Motoren sollten in diesem Rahmen bis zu 54 PS erreichen können und wären damit so stark wie die bisher verwendeten 125er-Zweitakter.
Allerdings wird extremes Tuning dadurch erschwert, dass die Triebwerke zu einem Maximalpreis von 12 000 Euro angeboten werden müssen. Die leistungssteigernde Verwendung teurer exotischer Materialien verbietet sich deshalb. Honda hat bereits im Sommer als erster Hersteller eine komplette Moto3-Maschine unter der Bezeichnung NSF 250 R vorgestellt, die in der Serienausstattung mindestens 48 PS leisten wird. Der österreichische Motorradbauer KTM folgte im Herbst, präsentierte einen neu entwickelten Moto3-Motor, der auf dem Prüfstand bereits 54 PS geliefert haben soll, sowie ein Chassis in Stahl-Gitterrohr-Bauweise.
Wie wettbewerbsfähig diese Lösungen sein werden, dürfte sich frühestens am kommenden Montag zeigen, wenn einige dieser Prototypen bei den ersten offiziellen Testfahrten in Valencia auf die Strecke gehen. Der Charme der 125er Maschinen wird den Fans jedoch in guter Erinnerung bleiben.