Neukirchners Zwischenbilanz: Ernüchterung statt Euphorie

Hohenstein-Ernstthal (dpa) - Mal hat er Pech, mal ist es Unvermögen. Die Gründe für das überaus mäßige und ernüchternde Abschneiden von Max Neukirchner in der Motorrad-Weltmeisterschaft sind vielschichtig.

Nach sieben Rennen stehen acht WM-Punkte zu Buche. Im vergangenen Jahr, als er für das MZ-Team auf einem eher zweitklassigen Bike unterwegs war, hatte der 29-Jährige bereits dreimal so viele Zähler gesammelt. Dabei waren die Voraussetzungen vor dieser Saison für den Stollberger richtig gut.

Er hat das letztjährige Motorrad von Stefan Bradl und wird vom ehemaligen Team des deutschen Moto2-Weltmeisters betreut. Was dem Sachsen fehlt, sind die Erfolge des Bayern. Während Bradl vor einem Jahr als Titelanwärter zum deutschen Grand Prix auf dem Sachsenring anreiste, kommt der Sachse als 21. der WM-Tabelle zum Heimrennen am Wochenende.

Bradl war damals mit 127 Punkten klarer WM-Spitzenreiter. Aber diesen Vergleich lässt Teamchef Stefan Kiefer nicht gelten. „Gerade die jungen Fahrer in der Moto2-Kategorie haben sich immens weiterentwickelt - wenn Stefan in der Klasse geblieben wäre, hätte auch er sich deutlich steigern müssen, um dieses Jahr wieder vorne dabei zu sein“, sagt Kiefer.

Dennoch ist schwer zu verstehen, warum Neukirchner so weit hinter den gesteckten Zielen zurückbleibt. „Vorsichtig formuliert hatten wir damit gerechnet, dass Max regelmäßig in die Punkteränge, also unter die besten 15 fährt“, gibt Teamchef Kiefer zu. Das ist Neukirchner lediglich einmal gelungen, als er in Frankreich Achter wurde. Die schlechte Position in der WM-Tabelle machen Neukirchner und Kiefer übereinstimmend am Sturz in den letzten Minuten des Qualifikationstrainings vor dem Saisonauftakt in Doha fest. „Ich habe mich an der linken Hand verletzt und von da an Schmerzen gehabt. Aber erst nach dem dritten Rennen in Portugal wurde durch eine Computertomographie festgestellt, dass der Handwurzelknochen mehrfach gebrochen war“, erklärt Neukirchner.

Dass er sich nur langsam mit dem deutschen Kalex-Fahrwerk anfreundet, führen Fahrer und Team auf den Fahrstil des ehemaligen Superbike-Piloten zurück. „Den hätte ich schon im vergangenen Jahr ändern müssen“, räumt der Stollberger ein, „aber da haben wir so lange versucht, das Chassis meinen Bedürfnissen anzupassen, bis nichts mehr ging.“

Zwischenzeitlich kursierten im Fahrerlager Gerüchte, nach denen das Team per Ultimatum bessere Resultate eingefordert habe. Solche Unterstellungen weist Kiefer zurück: „Wer das behauptet, lügt.“ Kiefer muss demnächst wieder Sponsoren abklappern, um das Budget für das nächste Jahr zusammenzukratzen. Aber die stehen hinter ihm, ist er sicher: „Viele unserer kleineren Geldgeber sind uns seit Jahren treu. Aber einen größeren Investor bräuchten wir schon noch ...“ Ungeachtet dessen steht auch Kiefer hinter seinem Fahrer: „Ich bin sicher, dass Max unter die ersten 15 der Moto2-WM fahren kann - wenn er nicht stürzt.“ Das aber passierte in dieser Saison bislang zu oft.