Räikkönen: Noch kein Sieg, aber Vettel im Nacken
Berlin (dpa) - Kimi Räikkönen kam, sah, nur siegte er noch nicht. Er war zwei Jahre raus aus der Formel 1, nun sitzt er auch Titelverteidiger Sebastian Vettel im Nacken und kämpft mit um die Weltmeisterschaft.
Der Finne weiß, wie man einen unaufholbar scheinenden Rückstand wettmacht.
So wurde Räikkönen schon einmal Titelträger. Und der Lotus-Pilot zählt nicht erst seit seinem zweiten Rang in Ungarn am Sonntag zu den WM-Kandidaten. „Ihr Auto ist schon das gesamte Jahr schnell“, betonte Vettels Red-Bull-Teamchef Christian Horner: „Also ist Kimi auch ein Faktor in der Fahrer-WM“.
Für das erste Rennen nach der Sommerpause sollten ihn alle auf der Rechnung haben: Auf dem legendären Ardennen-Kurs in Spa Francorchamps feierte der Finne fast ein Viertel seiner 18 Grand-Prix-Siege. 2004 und 2005 gewann er den Großen Preis von Belgien im McLaren-Mercedes, 2007 und 2009 im Ferrari. Der Sieg vor drei Jahren am 30. August war auch sein bisher letzter. Am Ende der damaligen Saison hatte sich der „Iceman“ aus der Formel 1 verabschiedet. Bei Ferrari musste er das Cockpit für Fernando Alonso räumen, versüßt mit einem angemessenen Schmerzensgeld, weil sein Vertrag noch gar nicht abgelaufen war.
Kaum ist Räikkönen mit Lotus zum erneuten WM-Kandidaten geworden, haben auch die Spekulationen um seinen weiteren Werdegang Fahrt aufgenommen. Zuletzt wurde Räikkönen wieder mit Ferrari in Verbindung gebracht. Dort endet der Vertrag von Felipe Massa, der 2009 im Gegensatz zu Räikkönen bleiben durfte, obwohl der Finne zwei Jahre zuvor in einem der dramatischsten Formel-1-Finals Weltmeister im Ferrari geworden war.
„Ich habe die WM dort gewonnen, aber das Ende hätte schon ein bisschen schöner ausgehen können“, meinte Räikkönen zuletzt in Budapest. Er habe aber immer gesagt, dass er keine schlechten Gefühle gegen Ferrari hege. Mit den Gerüchten habe er nichts zu tun. „Ich bin glücklich, wo ich jetzt bin, und die Sachen entwickeln sich recht schön.“
Wohl war. Nur einmal verpasste Räikkönen in dieser Saison die Punkte (14. Platz in Bahrain). Ansonsten raste er bereits fünfmal aufs Podest: dreimal wurde er Zweiter, zweimal belegte Räikkönen Rang drei. Der Lohn: In der WM-Wertung liegt er nur noch sechs Zähler hinter dem drittplatzierten Titelverteidiger Sebastian Vettel.
„Er ist unter allen die unbekannte Größe dieses Jahr“, hatte Formel-1-Chef Bernie Ecclestone schon vor der Saison in einem dpa-Interview prophezeit.
Auf Spitzenreiter Alonso hat der fünftplatzierte Räikkönen zwar 48 Punkte Rückstand. Das muss bei neun noch ausstehenden Rennen mit jeweils 25 Punkten für den Sieger aber noch gar nichts heißen. 2007 lag Räikkönen vor den letzten beiden Saisonrennen 17 Punkte hinter der Spitze. Zu dieser Zeit gab es nur zehn Punkte für einen Grand-Prix-Erfolg.
Es reichte, Räikkönen holte mit einem Zähler Vorsprung auf das damalige McLaren-Duo Alonso/Lewis Hamilton den Titel. „Kimi ist ein sehr guter Fahrer und ein Weltmeister - das wirst du nicht, wenn du nicht das gewisse Etwas hast“, betonte jüngst Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali. Fehlt Räikkönen in diesem Jahr wohl nur noch der erste Sieg.