Für Hamilton „nie zu spät“ Rosberg: „Halte mich an meinen Plan“

Mexiko-Stadt (dpa) - Auf dem legendären Weltmeister-Macher-Kurs in São Paulo will Nico Rosberg sein WM-Werk in weniger als zwei Wochen vollenden.

Foto: dpa

Ein Sieg auf dem Autódromo José Carlos Pace, wo so viele Titel in der Geschichte der Formel 1 schon vergeben wurden, und der 31 Jahre alte Wiesbadener wäre der dritte deutsche Champion in der Motorsport-Königsklasse. Da kann Titelverteidiger Lewis Hamilton machen, was er will. „Ich weiß das, es ist cool, in der Situation zu sein“, betonte Rosberg, „aber ich werde meinen Ansatz nicht ändern, weil es sich so am besten anfühlt.“

Rosbergs Mantra: Nur von WM-Etappe zu WM-Etappe schauen und das Optimum erreichen. „Ich halte mich an meinen Plan, das nächste Rennen zu gewinnen.“ Ein Sieg käme beim Großen Preis von Brasilien diesmal aber dem WM-Triumph gleich, nachdem er in Mexiko am Sonntag wie schon eine Woche zuvor den wichtigen zweiten Platz hinter dem wieder erstarkten Mercedes-Teamkollegen Hamilton rettete.

Dort hatte Rosberg schon bei der Fahrerparade Gänsehaut verspürt, dafür hatten die frenetischen mexikanischen Fans gesorgt. In Brasilien wird das kaum anders sein. Das Land, das Formel-1-Ikonen wie Ayrton Senna hervorbrachte, ist motorsportverrückt. Und der Kurs in Interlagos ein Klassiker, auf dem Hamilton vor neun Jahren seinen damals so greifbar nahen ersten Titel auf unfassbare Weise gegen Kimi Räikkönen verpasst, ein Jahr später aber auf nicht minder dramatische Weise triumphiert hatte.

Und nach zwei Siegen im aktuellen Titelkampf hat Hamilton auch wieder an Zuversicht gewonnen, selbst wenn er die WM längst nicht mehr in der eigenen Hand hat. „Ich kämpfe um etwas, bei dem ich nicht weiß, ob ich es erreichen kann. Das ist ein ungewöhnliches Szenario“, beschrieb der Titelverteidiger seine Lage. „Ich gebe bis zum Ende Vollgas. Auf der einen Seite kann es schmerzhaft ausgehen, auf der anderen Seite großartig. Alles was ich seit dem Beginn meiner Karriere in der Formel 1 weiß, ist, dass sich alles bis zur letzten Minute ändern kann. Deshalb kann ich nicht aufgeben.“

Brasilien liegt Hamilton jedoch trotz des WM-Gewinns 2008 nicht unbedingt. Siegen konnte er dort noch nie. „Ich konzentriere mich jetzt nicht auf die WM, sondern darauf, das nächste Rennen zu gewinnen“, beteuerte Hamilton nach seinem achten Saisonsieg.

Rosberg, Brasilien-Sieger der vergangenen beiden Jahre, war 2016 sogar schon neunmal erfolgreich. Kurz nach dem Start in Mexiko musste er aber einen Schreckmoment überstehen, als Max Verstappens Red Bull Rad an Rad gegen den Silberpfeil schlug. „Nico hat kämpfen müssen, das rechne ich ihm fast höher an“, lobte Teamaufsichtsrat Niki Lauda den gebürtigen Wiesbadener, der hinter einem souveränen Hamilton seinen zweiten Platz verteidigen konnte.

An den Briten kam Rosberg nie heran. „Lewis ist ein perfektes Rennen gefahren, Nico konnte nicht mehr erreichen“, resümierte Lauda nach Hamiltons 51. Grand-Prix-Sieg, durch den er mit Formel-1-Legende Alain Prost gleichzog. „Wäre Hamilton jedes Rennen so gefahren, gäbe es keinen Meisterschaftswettkampf auszutragen. Er hat Rosberg das gesamte Wochenende unsichtbar gemacht“, schrieb der englische „The Telegraph“. Für „El Mundo“ aus Spanien steht fest: „Rosberg wird bis zum Ende schwitzen müssen.“

Dass Hamilton wieder in Topform ist, blieb Rosberg nicht verborgen. „Das habe ich die ganze Zeit gesagt. Das ist nichts Neues, dass er voll motiviert ist und voll konzentriert in die Arbeit reingeht. Da hat sich nichts verändert“, sagte Rosberg, dem noch zwei Rennen zur Traumerfüllung in diesem Jahr bleiben. Auf Brasilien folgt Abu Dhabi, das dann alles entscheidende Finale vor einer 1001-Nacht-Kulisse, falls die Titelvergabe auch in Brasilien vertagt wird.

„Ich weiß, dass in meinem Szenario die Chance größer ist zu verlieren als zu gewinnen“, sagte Hamilton. Eines sei aber gewiss: „Die Geschichte zeigt, dass es nie zu spät ist.“ Sollte es aber im vorletzten Rennen schon zu spät für ihn sein, muss er sich nach zwei Jahren im Titelrausch mit der WM-Niederlage gegen seinen deutschen Dauerrivalen auseinandersetzen. „Ich weiß nicht, wie man sich aufs Verlieren vorbereiten soll“, sagte der dreimalige Weltmeister. Titelfeiern lassen sich da schon eher organisieren.