Rosberg will mit einem Sieg in Ungarn in die Ferien
Budapest (dpa) - Mit einem Sieg auf der Paradestrecke seines Formel-1-Titelrivalen will sich Nico Rosberg den perfekten Start in die Sommerferien verschaffen.
Viermal hat sein Mercedes-Kollege Lewis Hamilton schon den Großen Preis von Ungarn gewonnen, doch der in diesen Tagen vom Glück verwöhnte Rosberg fühlt sich auch in Budapest unaufhaltsam. „Mit dem Auto, das ich habe, kann der nächste Grand Prix auch morgen kommen“, versicherte der WM-Spitzenreiter. Beflügelt von Hochzeit, Vertragsverlängerung und Hockenheimsieg könnte Rosberg mit einem Erfolg auf dem Hungaroring den nächsten Wirkungstreffer im Privatduell der Silberpfeile landen.
Hamilton zumindest spürt immer deutlicher, wie viel Kraft und Nerven ihn die ständige Aufholjagd auf seinen Teamkollegen kostet. 16 Wochen führt Rosberg insgesamt schon die Gesamtwertung an, der Brite stand nur zwei Wochen an der Spitze. Neun Rennen bleiben ihm für die Wende. „Vielleicht muss ich ja ein paar Indianer besuchen oder den Bauch des Buddhas rubbeln. Ich probiere alle möglichen Religionen, wenn es mir Glück bringt“, scherzte Hamilton nach seiner spektakulären Fahrt von Rang 20 auf Platz drei in Hockenheim.
Das Deutschland-Wochenende war ein Spiegelbild der Saison des Weltmeisters von 2008. Hamiltons Jahr pendelt zwischen Rückschlägen und höchster Fahrkunst. „Aber ich mag es sowieso nicht, einfach zu gewinnen. Ich will die Herausforderung“, behauptete der 29-Jährige vor dem Abstecher nach Ungarn. Dort stand Hamilton in den vergangenen zwei Jahren stets auf der Pole Position und fuhr als Erster über den Zielstrich. Auch 2007 und 2009 gewann er den Grand Prix.
Nur Michael Schumacher hat auf dem 4,381 Kilometer langen Kurs genauso oft gewonnen wie Hamilton. „Vielleicht kommt die Strecke meinem Fahrstil eher entgegen“, erklärte der Mercedes-Star. Voll auf Angriff - das ist Hamiltons Stil. Und genau das ist auch seine Devise für die nächste Episode im Kampf mit Rosberg. 14 Punkte Vorsprung nimmt der Deutsche mit in die Puszta. Kein dickes Polster. Aber Rosberg ist sicher: „Ungarn wird gut werden.“
Darauf setzt auch Titelverteidiger Sebastian Vettel, dessen Red-Bull-Team auf dem kurvigen Hungaroring wohl nicht so sehr unter den PS-Vorteilen der Rivalen Mercedes und Williams leiden muss. „In Budapest kommt unsere Chance“, urteilte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Vettel hat mit Ungarn ohnehin noch eine Rechnung offen. „Ich habe in Budapest noch nie gewonnen - das steht noch auf meiner To-Do-Liste“, sagte der viermalige Champion.
Endlich wieder siegen, zumindest einmal Mercedes ärgern, das treibt Vettel und seine Mannschaft in diesem Sommer an. „Mercedes müsste schon etwas katastrophal falsch machen, um diese WM noch zu verlieren“, räumte Horner ein. Die Ziele des Branchenführers der vergangenen vier Jahre sind vorerst kleiner: Platz zwei in der Teamwertung gegen die anstürmende Williams-Equipe sichern und den Boliden für 2015 präparieren. „Wir haben noch neun weitere Gelegenheiten, das Auto fürs nächste Jahr weiterzuentwickeln, wenn die Regeln stabil sind“, stellte Horner fest.
Die Frage nach den Prioritäten für den Rest der Saison wird sich spätestens nach den Eindrücken von Ungarn auch vielen anderen Teams stellen. Der Urlaub zur Saisonmitte ist oft der Zeitpunkt, vom dem an die Ressourcen verstärkt auf das kommende Jahr konzentriert werden. Titeljäger Rosberg allerdings würde am liebsten möglichst lange noch im Hier und Jetzt bleiben. „In den vergangenen beiden Wochen sind so viele positive Dinge bei mir passiert“, schwärmte der 29-Jährige. Ein Premieren-Sieg in Budapest wäre das passende Sahnehäubchen.