Schwitzen für den Hattrick - Vettels Training

Berlin (dpa) - Formel 1 ist mehr als ein bisschen Autofahren. Die Piloten müssen körperlich topfit sein. Der Weltmeister allen voran. Sebastian Vettel steht auf Sportarten, bei denen er gewinnen kann.

Die Grundlage für den Erfolg muss er gleich zu Jahresbeginn schaffen.

Feintuning für den Körper reicht nicht, für den Titel-Hattrick muss Sebastian Vettel im Januar und Februar wieder ordentlich schwitzen. „Man hat dann mehr Zeit als während der Saison, um zu trainieren. Es ist wichtig, die Fitness für das gesamte Jahr aufzubauen“, sagte Vettels Physiotherapeut Tommi Parmakoski der Nachrichtenagentur dpa. Kraft, Ausdauer, Koordination: Um am Steuer bei über 300 Sachen jederzeit die richtige Entscheidung im Kopf zu treffen, muss der Körper den hohen Belastungen in der Formel 1 standhalten.

Nico Rosberg jongliert auch mal auf dem Einrad oder spielt Memory im Liegestütz, Timo Gock radelt und radelt, Jenson Button zeigt hin und wieder bei Triathlonstarts, wie fit er ist. Sportarten, die Vettel beim Training nicht mag, gibt es gar nicht. Gleichwohl bevorzugt der zweimalige Weltmeister, der an diesem Wochenende beim Race of Champions in Düsseldorf unter anderem mit Schumacher, Glock und Button auch den Spaß nicht zu kurz kommen lassen will, Disziplinen mit der Lizenz zum Siegen. Erster sein zu wollen, gehört zu den entscheidenden Zügen des Vettel'schen Charakters.

Manchmal kann Vettels Vorliebe für die Pole Position und das oberste Podest auch bemerkenswerte Züge tragen. „Ich habe sogar in der Supermarktschlange schon mal jemanden überholt“, erzählte Vettel einmal in einem Interview. Tennis und Badminton mag der Red-Bull-Pilot besonders.

Vettel-Physio und -Trainer Parmakoski stimmt die Übungen auf die Bedürfnisse des Heppenheimers ab. Der ehemalige Eishockey-Torwart holt sich dafür Anregungen bei anderen Trainern oder auch aus Büchern. Letztlich kommt es aber darauf an zu wissen, was der Fahrer wirklich braucht. Danach richtet sich das Training.

Um keine Langeweile oder Monotonie aufkommen zu lassen, machen Vettel und sein Personal Coach den ein oder anderen Ausflug. Auf dem Vesuv waren beide vor der ersten Weltmeister-Saison. Wohin es vor dem möglichen dritten Titel in Serie geht, wird noch nicht verraten.

Welchen Platz Parmakoski in Vettels kleinem Erfolgs-Kosmos einnimmt, machte der Doppelchampion unmittelbar nach seinem zweiten WM-Triumph deutlich. „Herausheben möchte ich die Person, mit der ich in diesem Jahr die meiste Zeit verbracht habe - meinen Trainer Tommi Parmakoski“, sagte Vettel in Japan. Parmakoski habe ihn immer wieder auf den Boden zurückgeholt, damit ich nicht abhebe. „Er ist derjenige, mit dem ich mehr Zeit verbringe als mit irgendjemand sonst“, sagte Vettel. 2012 wird das nicht anders sein.

Um über den Fitnesszustand Bescheid zu wissen, wird Vettel zwei- bis dreimal im Jahr leistungsdiagnostischen Tests unterzogen. Auf Grundlage dieser Daten kann Parmakoski mögliche Defizite durch entsprechendes Training wieder ausgleichen. Durchgeführt werden die Tests vor, mitten in und nach der Saison.

Laufen und Radfahren steht als Ausdauertraining immer auf dem Programm. Krafttraining für die besonders beanspruchte Muskulatur im Rücken-, Nacken- und Halsbereich oder auch in den Beinen durch die Bremsbelastungen kommen ebenso hinzu wie Übungen zur Koordination. Parmakoski achtet auch darauf, dass Vettel weder zu viel noch zu wenig trainiert. Nach drei Jahren Zusammenarbeit mit zwei WM-Titeln wird Vettel also im Januar und Februar wieder schwitzen müssen, bevor am 18. März die neue Saison startet.