„Iceman“ Räikkönen zurück in der Formel 1

Enstone (dpa) - Der „Iceman“ kehrt zurück: Nach seinem zweijährigen Ausflug in die Rallye-WM gibt Ex-Champion Kimi Räikkönen im kommenden Jahr wieder in der Formel 1 Gas. Lotus Renault verkündete die Verpflichtung des Weltmeisters von 2007 für die kommenden zwei Jahre.

Die Königsklasse des Motorsports wird dadurch 2012 noch attraktiver: Erstmals in der Geschichte fahren sechs Weltmeister in einer Saison um den Titel. „Meine Zeit in der Rallye-WM war zu diesem Zeitpunkt in meiner Karriere als Fahrer sehr hilfreich, aber ich kann nicht verleugnen, dass meine Sehnsucht nach der Formel 1 zuletzt immer überwältigender geworden ist“, sagte der 32-Jährige, der 2007 den bislang letzten WM-Titel für Ferrari errungen hatte.

Der wegen seine Nervenstärke „Iceman“ genannte Raikkönen trifft 2012 neben dem aktuellen Champion Sebastian Vettel (Red Bull) auch auf die Ex-Weltmeister Michael Schumacher (Mercedes), Fernando Alonso (Ferrari), Lewis Hamilton und Jenson Button (beide McLaren). Damit sind im kommenden Jahr alle Champions seit 2000 auf der Strecke.

„Ich freue mich auf Kimi. Wenn er motiviert war - und das scheint jetzt der Fall zu sein - gehörte er immer zu den Besten. Und außerdem ist Kimi ein feiner Kerl“, sagte Mercedes-Motorsportchef Nobert Haug, der einst bei McLaren-Mercedes mit Räikkönen zusammen gearbeitet hatte, der Nachrichtenagentur dpa.

Als Typ ist Räikkönen in jedem Fall eine weitere markante Facette für den Formel-1-Zirkus. Der oft wortkarge Blondschopf machte früher oft durch die Partyeinlagen Schlagzeilen. Legendär ist ein Video, bei dem er in offensichtlich nicht mehr ganz nüchternem Zustand auf einer Jacht stürzt. Dennoch: Sein sportliches Talent ist unbestritten.

Rekord-Weltmeister Schumacher hatte schon am Rande des Rennens in Abu Dhabi auf ein Räikkönen-Comeback gehofft: „Ich wäre glücklich, wenn er zurückkäme.“ Damals war vor allem über ein Räikkönen-Engagement bei Williams spekuliert worden. Der Wechsel zu Lotus Renault kam nun etwas überraschend.

Ob Räikkönen 2012 den Brasilianer Bruno Senna oder den Russen Witali Petrow ersetzt, ist unklar. Seit der schweren Verletzung des eigentlichen Stammfahrers Robert Kubica bei einem Rallye-Unfall im Februar ist das Team unzufrieden mit der Cockpit-Besetzung. „Das gesamte Jahr haben wir gesagt, dass unser Team am Beginn einer neuen Zeitrechnung stand“, sagte Teambesitzer Gerard Lopez.

Der eigentliche Kubica-Ersatz Nick Heidfeld musste während der Saison zugunsten Sennas weichen. Allerdings holte der Neffe des 1994 tödlich verunglückten Ayrton Senna in acht Rennen nur zwei Pünktchen. Auch Petrow sitzt alles andere als sicher im Fahrer-Sessel. Der Russe landete mit 37 Punkten auf Platz zehn der Gesamt-Wertung - nur knapp vor Heidfeld, der seine 34 Zähler in nur elf Rennen einfuhr.

Petrows Managerin Oksana Kossatschenko will die Entscheidung über die weitere Karriereplanung des Piloten von einem Treffen am Mittwoch abhängig machen. Ein Verbleib bei dem Rennstall sei zwar Petrows beste Option, er habe aber auch einen „Plan B und einen Plan C“, sagte die Managerin.

Als möglicher Kubica-Ersatz für 2012 wurde bislang der Franzose Romain Grosjean gehandelt. Möglich ist auch, dass Grosjean und Räikkönen 2012 gemeinsam für Lotus fahren. „Kimis Entscheidung, mit uns in die Formel 1 zurückzukommen, ist der erste Schritt von mehreren Bekanntgaben, die uns in Zukunft zu einem noch ernsthafteren Mitbewerber machen werden“, verkündete Lopez. Ein baldiges Kubica-Comeback ist derzeit allerdings nahezu ausgeschlossen.

Der Räikkönen-Comeback könnte sich auch positiv für Adrian Sutil auswirken, der bei Force India vor dem Aus steht und durch Nico Hülkenberg ersetzt werden soll. „Da ich es geahnt habe, beeinflusst es unsere Zukunft nicht unmittelbar“, sagte Sutils Manager Manfred Zimmermann der dpa zur Räikkönen-Rückkehr.

Sutil galt als Kandidat bei Williams, bis dort der Finne ins Spiel gebracht wurde. Am Rande des Rennens in Abu Dhabi hatte Teamchef Frank Williams durchblicken lassen, dass der Brasilianer Rubens Barrichello vor dem Aus steht, Pastor Maldonado dagegen auch 2012 für die Engländer fahren werde. „Der Markt ist mit der Verpflichtung nicht größer geworden“, sagte Zimmermann, dessen Schützling bis dato ohne neuen Vertrag für kommendes Jahr dasteht. Sein Kontrakt mit Force India wurde bisher nicht verlängert.