Vettel-Angriff mit neuer Frisur

Budapest (dpa) - Die neue Frisur sitzt und nun will Sebastian Vettel auch die Konkurrenz wieder rasieren. Bei seiner Aufholjagd gegen WM-Spitzenreiter Fernando Alonso setzt der Heppenheimer auf die Unberechenbarkeit der Formel-1-Weltmeisterschaft in diesem Jahr.

„Die Saison war bisher unvorhersehbar, warum sollte das in den kommenden Rennen nicht auch so sein. Du kannst sehr schnell Punkte aufholen“, betonte Vettel, allerdings nicht ohne anzufügen: „Oder auch nicht.“

44 muss er aber schon jetzt auf Alonso gutmachen. Von einer Favoritenrolle will der Spanier auf dem Weg zu seinem dritten WM-Titel nach 2005 und 2006 (damals im Renault) aber nichts wissen. „Wir sind in einer guten Position, was die Punkte in der ersten Saisonhälfte betrifft. Aber wie gesagt, wir sind erst bei der Hälfte“, betonte Alonso in Budapest. „Es ist nicht unmöglich, dass sich die anderen erholen.“

Allerdings ist Alonso derzeit das Maß der Dinge. In Ungarn feierte er zudem vor neun Jahren im August 2003 seinen ersten Sieg in der Formel 1. „Ich habe nie daran gedacht, als ich hier gewonnen habe, dass ich zwei WM-Titel holen würde und eines Tages für Ferrari fahren würde“, sagte Alonso am Donnerstag.

Was könnte es dann noch besseres geben, als an seinem 31. Geburtstag auch seinen 31. Grand-Prix-Sieg zu schaffen. Von Vettel hat Alonso am Sonntag aber kein Geschenk zu erwarten. „Er hat schon ein vorzeitiges letzte Woche bekommen“, sagte der Hesse mit breitem Grinsen und rasantem Kurzhaarschnitt an den Seiten.

Vier Tage nach dem bitteren Nachspiel auf dem Hockenheimring konnte Vettel wieder lachen. Als die Sprache auf sein Überholmanöver gegen Jenson Button kam, verteidigte er aber mit entschlossener und ernster Miene sein Verhalten auf und neben der Strecke. „Ich habe getan, was ich getan habe. Daran hat sich nichts geändert“, gab Vettel im Motorhome von Red Bull zu Protokoll.

„Wenn es nicht klappt, muss man sich nicht schämen, dass man es nach außen zeigt, dass man nicht ganz so zufrieden ist“, betonte Vettel. Durch die nachträgliche Strafe war Vettel vom zweiten auf den fünften Platz zurückgerutscht. Wortlos und stinksauer hatte er vergangenen Sonntag darauf reagiert.

Allerdings musste auch Kumpel Schumacher schweren Herzens der Bestrafung beipflichten. Er sehe ja auch lieber einen Deutschen auf dem zweiten Platz als einen anderen Kollegen. „Gerade Sebastian, aber das muss man einfach hinnehmen“, betonte Schumacher in Budapest.

Vorbei mit dem Spaß war es bei Vettel für einen Moment, als der Heppenheimer auch noch auf seine Aussagen nach dem Rennen zu Lewis Hamilton angesprochen wurde. Der Brite hatte ihn im McLaren nach der Überrundung zurücküberholt. Vettel sagte nach dem Rennen, es sein „ein bisschen dumm, die Führenden zu stören“. Kurz angebunden entgegnete Vettel nun britischen Journalisten auf deren Nachfragen: „Ich habe mich gar nicht beklagt, ich haben gesagt, dass es unnötig aus Sicht des Rennens war, die Führenden zu stören.“

Recht gelassen reagierte er hingegen drei Tage vor dem Großen Preis von Ungarn (14.00 Uhr/RTL und Sky) auf die Veränderung, die Red Bull an der Motoreneinstellung vornehmen muss. Diese war schon beim Deutschland-Rennen in den Fokus des zuständigen Technischen Delegierten, Jo Bauer, geraten. „Ich glaube nicht, dass uns das hier am Wochenende groß trifft“, meinte Vettel.

„Es wird viel geredet und viel geschrieben. Manchmal wünscht man sich, dass die Leute einem zuhören, wenn man sagt, dass es gar kein so großes Drama ist“, meinte Vettel. Es wäre allerdings auch gelogen, zu sagen, es mache gar nichts aus. „Dann würde es ja keinen Sinn machen, dass wir überhaupt damit fahren.“