Vettel-Auto nur äußerlich wie bei Tests
Berlin (dpa) - Vielleicht kann das Namensritual ja die bösen Geister aus Sebastian Vettels neuem Red Bull vertreiben. In einem kleinen Lokal „mit einem großen Grill“ wird sich der Formel-1-Weltmeister in Melbourne mit seiner Crew zum Abendessen treffen.
Bei Steaks und sonstigen Leckereien soll der neue Spitzname für Vettels bislang so zickigen Rennwagen gefunden werden. Das 2013er Modell hatte seinem Namen „Hungry Heidi“ alle Ehre gemacht. Sein neuer Bolide wird bereits beim Formel-1-Auftakt am kommenden Wochenende unter der Abdeckung weitgehend generalüberholt sein. „Das Auto, das wir in Melbourne einsetzen, wird nur von außen das Auto sein, mit dem wir im Winter getestet haben“, sagte der viermalige Weltmeister in einem Interview der „Welt am Sonntag“: „Die technischen Innereien werden andere sein.“
Ins Detail ging Vettel nicht. Zumindest am neuen Problem-Turbomotor von Renault kann nichts mehr großartig verändert werden, so schreiben es die Regeln des Internationalen Automobilverbandes vor. Trotz Tag- und Nachtschichten im Werk in Milton Keynes braucht die Umsetzung dessen, was man bei den Tests gelernt habe, zudem etwas Zeit.
„Nur in der Welt der Comics würde so ein Prozess sofort und blitzschnell funktionieren“, sagte Vettel. Die Situation sei schwierig für Red Bull, wiederholte er: „Aber erst in Melbourne werden wir wissen, wie weit wir tatsächlich von der Konkurrenz entfernt sind“.
Von seinem saisonübergreifend zehnten Sieg in Serie scheint Vettel beim Großen Preis von Australien weit entfernt zu sein. Es sei denn, Teams wie MercedesAMG, Ferrari, McLaren-Mercedes oder auch Williams hätten allesamt und alle gleichzeitig auf einmal gravierende Probleme und könnten das erste von 19 Rennen nicht beenden. Die letzte Niederlage des 39-maligen Grand-Prix-Gewinners liegt mehrere Monate zurück: Am 28. Juli in Ungarn gewann Mercedes-Pilot Lewis Hamilton.
„Es fühlt sich nicht gut an, wenn man verliert“, betonte Vettel nun. Er sei aber gelassener geworden. „Auch was die neue Saison betrifft.“ Nach dem ersten WM-Titel (2010) sei nach und nach mehr Ruhe ins Spiel gekommen, erklärte Vettel - „auch in meinem Kopf“.
Titel Nummer 5 in Serie soll es in diesem Jahr werden, damit zöge Vettel gleich mit Rekordchampion Michael Schumacher. Dem immer noch nicht aus dem künstlichen Koma aufgewachten Vettel-Kumpel und einstigen Idol war es bislang als einzigem Piloten gelungen, fünfmal in Serie zu triumphieren (2000 bis 2004 mit Ferrari). Neben dem neuen Red-Bull-Wagen könnte aber auch die Konkurrenz Vettel bei dem ehrgeizigen Vorhaben stoppen.
„Auf dem Weg...Australien, ich komme!!“, schrieb Ex-Champion Lewis Hamilton bereits über ein Foto aus dem Flieger: „Ich bete, dass dieses Jahr ein ganz besonderes wird.“ Teamkollege Nico Rosberg, bislang noch nie Weltmeister, ist nicht minder erpicht darauf, die Vettel-Ära zu beenden. Hinzu kommt das weltmeisterliche Ferrari-Duo mit Fernando Alonso und Rückkehrer Kimi Räikkönen - der Finne hatte im Lotus den Saisonauftakt in down under vor einem Jahr vor Alonso und Vettel gewonnen. Mit Platz drei könnte Vettel in diesem Jahr in Melbourne sicher gut leben.