Vettel gleich zum Auftakt Schnellster
Melbourne (dpa) - Sebastian Vettels „hungrige Heidi“ hat das erste Mal zugebissen. In seinem neuen Dienstwagen mit dem eigenwilligen Spitznamen raste der dreimalige Weltmeister gleich zum Formel-1-Saisonauftakt in Melbourne zur ersten Trainingsbestzeit.
„Wir sind ganz gut in Schuss“, befand der Hesse, zumal auch sein Red-Bull-Teamkollege Mark Webber als Zweiter einen gelungenen Start erwischte. Dagegen kamen die Silberpfeile von Lewis Hamilton und Nico Rosberg auf dem Abschleppwagen zurück an die Box.
Kurz vor Ende der zweiten Übungseinheit war Mercedes-Neuzugang Hamilton in Kurve sechs in einen Reifenstapel gekracht. An einen Zaun gelehnt beobachtete der Brite den Abtransport seines Boliden. Ein Schaden am Unterboden habe den Ausritt verursacht, teilte Teamchef Ross Brawn mit. Zwei Minuten nach Hamilton rollte auch Rosberg auf einer Wiese aus - Getriebeprobleme. „Keine große Sache“, beteuerte der neue Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.
Immerhin gaben die Trainingszeiten dem umformierten Werksteam Hoffnung für die kommenden 19 Rennen. Rosberg fuhr auf Platz drei, Hamilton belegte Rang sieben. „Ich bin damit zufrieden, wo wir im Moment stehen“, sagte Hamilton.
Gelassenheit demonstrierte auch Vize-Weltmeister Fernando Alonso nach Platz sechs. „Wir wussten schon, dass wir nicht die Schnellsten sind, das wurde bestätigt“, erklärte der Ferrari-Pilot. Der Spanier sieht noch viel Arbeit vor sich, „wenn wir in diesem Jahr mit den Besten mithalten wollen“.
Noch weiter scheint derzeit der Weg für das McLaren-Team zu sein. Der dreimalige Australien-Sieger Jenson Button und Neuzugang Sergio Perez kamen nicht über Mittelfeldplätze hinaus. „Wir haben noch höllisch viel zu tun“, unkte Button. Allerdings warnte Vettel bereits vor vorschnellen Schlüssen: „Man darf keinen zu früh in irgendeiner Weise abschreiben.“
Ein gelungenes Comeback feierte Adrian Sutil. Im Force India belegte der Gräfelfinger die Plätze acht und neun und war jeweils schneller als sein britischer Teamkollege Paul di Resta. Nico Hülkenberg kam am Ende mit der zehntbesten Zeit zurück in die Sauber-Garage.
An die Marke von Vettel aber kam wieder einmal niemand heran. „Wir sind ziemlich zufrieden mit dem Auto, es macht Spaß. Das was ich gern hab, scheint das Auto auch zu machen“, lobte Vettel seine „Heidi“. 1:25,908 Minuten benötigte er für seine schnellste Runde im sonnigen Albert Park, Webber war 0,264 Sekunden langsamer. Nach den eher undurchsichtigen Ergebnissen der Testfahrten sah sich Vettel damit in seinem guten Gefühl bestätigt. „Wir wussten schon, dass es einigermaßen klappen sollte“, verriet der 25-Jährige.
Offen aber ist, wie viel die ersten Trainingseindrücke wirklich wert sind. Ohnehin rechnen die Fahrer wegen eines Wetterwechsels am Wochenende mit einer deutlich veränderten Ausgangslage im Rennen am Sonntag. Regen und böiger Wind könnten die Fahrt auf den sensiblen neuen Reifen zur Lotterie machen. „Ein paar Grad machen einen riesigen Unterschied mit diesen Reifen“, erklärte Vettel.
Mehr als einen ersten Fingerzeig für die Auftaktwochen erwartet der Titelverteidiger ohnehin nicht. „Hier wird mit Sicherheit nichts entschieden. Aber es ist mit Sicherheit wichtig, mit dem richtigen Fuß aufzustehen“, sagte Vettel vor dem Start.