Vettel will Siegerroulette beenden - Schumi-Einsatz

Montréal (dpa) - Sebastian Vettel hat Kumpel Michael Schumacher auch mit auf der Siegerrechnung, dem Gewinnerroulette in der Formel 1 will er aber am liebsten höchstpersönlich das Ende setzen.

„Es ist nicht realistisch, dass jedes Rennen ein anderer Fahrer gewinnt“, betonte Vettel am Donnerstag in Montréal. „Entweder hier oder in Valencia“ gibt es nach Ansicht des 24 Jahre alten Red-Bull-Piloten den ersten Fahrer, der seinen zweiten Sieg in der bislang irren Saison einfährt.

Womöglich Vettel selbst, nachdem ihm vor einem Jahr eine halbe Runde gefehlt hatte und er nach einem Fahrfehler im Dauerregenrennen Zweiter geworden war. „Es wäre fantastisch zu gewinnen“, meinte Vettel. Mit einem Sieg auf dem Circuit Gilles Villeneuve würde er nicht nur eine persönliche Montéal-Premiere feiern, sondern auch Red Bull den ersten Erfolg in Kanada bescheren.

In diesem Jahr stand Vettel erst einmal ganz oben (Bahrain). Zuletzt gewann sein Teamkollege Mark Webber in Monaco, aber auch Kanada-Vorjahressieger Jenson Button im McLaren (Australien), WM-Spitzenreiter Fernando Alonso im Ferrari (Malaysia), Mercedes-Pilot Nico Rosberg (China) und Überraschungsmann Pastor Maldonado im Williams (Spanien) heimsten schon Siege 2012 ein.

Irgendwann schließe sich der Kreis, meinte Vettel vor dem siebten Saisonrennen. Neben Lewis Hamilton im zweiten McLaren hält der Heppenheimer auch Rekordweltmeister Michael Schumacher im zweiten Silberpfeil des Mercedes-Werksteams für einen potenziellen Gewinner in dieser Saison.

Und Vettel steht damit nicht alleine. „Ich bin fest davon überzeugt, dass Michael in diesem Jahr noch ein Rennen gewinnen wird“, sagte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh jüngst in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Der letzte Schumacher-Sieg liegt zwar nun schon einige Jahre mit dem Erfolg im Oktober 2006 in China (Schumachers 91. Grand-Prix-Sieg) zurück. Vor allem mit seiner Pole-Position-Zeit zuletzt in Monte Carlo ließ der 43-Jährige aber die Kritiker verstummen.

Selbst eine schier unfassbare Pechsträhne konnte Schumacher bislang nicht irritieren. Trotz des gegensätzlichen Saisonverlaufs mit WM-Mitkandidat Rosberg (59 Punkte) auf Platz fünf der Fahrerwertung und Schumacher mit zwei Zählern unter ferner liefen würden Schumacher und Rosberg so gute Arbeit leisten, „dass sie beide Bestnoten verdienen“, betonte Mercedes-Teamchef Ross Brawn.

Der Schumacher-Wegbegleiter lobte den siebenmaligen Weltmeister und siebenmaligen Kanada-Gewinner. „Eine der Eigenschaften, die ich schon immer an Michael bewundert habe, ist sein Teamgeist. Er weiß, dass jeder für ihn sein Bestes gibt“, sagte Brawn in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Dennoch könnte es zu dem Punkt kommen, an dem Schumacher in die für ihn äußerst ungewohnte Rolle des WM-Gehilfen schlüpfen könnte/müsste. Schumacher und Rosberg wüssten, „dass die Formel 1 ein Mannschaftssport ist. Sie wissen und verstehen, wann und wie sie im Interesse des Teams handeln müssen“, erklärte Brawn. Es sei aber auch nicht die Zeit, um eine solche Diskussion zu starten.

Bei Red Bull haben beide Fahrer ohnehin offiziell immer freie Fahrt. Nun liegt Vettels Teamkollege erstmal gleichauf dem Hessen. Bei Vettels Versuch, nach Juan-Manuel Fangio und Schumacher als dritter Fahrer der Formel-1-Geschichte den WM-Hattrick zu schaffen, ist der Australier Konkurrent auf Augenhöhe. Und das bereitet dem 35-Jährigen sichtlich Freude. Nachdem die beiden vor zwei Jahren schon mal aneinandergeraten waren, antwortete Webber am Donnerstag genüsslich auf die Frage nach dem Teamduell mit Vettel und möglichen Spannungen: „Es ist doch gut, überhaupt so ein Problem zu haben.“