Webber triumphiert bei Glamour-Grand-Prix

Monte Carlo (dpa) - Für Mark Webber als neuen Formel-1-König von Monaco gab es den Siegerpokal von Fürst Albert, für den hauchdünn geschlagenen Zweitplatzierten Nico Rosberg ein Küsschen von Fürstin Charlene.

Das Daumendrücken der deutschen Fußball-Nationalmannschaft hat keinem der deutschen Renn-Stars beim Glamour-Grand-Prix an der Côte d'Azur zum Triumph verholfen.

„Leider hat es nicht zu Platz eins gereicht“, trauerte Mercedes-Pilot Rosberg etwas über den um läppische 0,643 Sekunden verpassten Sieg bei seinem am Schluss verregneten und packenden Heimrennen am Sonntag. „Trotzdem bin ich sehr zufrieden.“

Webber genoss indes die Glückwünsche in der Fürstenloge und die anschließende Champagnerdusche. Der Australier löste seinen dieses Mal viertplatzierten Red-Bull-Teamkollegen Sebastian Vettel als „Monte Carlo-King“ ab. Zudem triumphierte er zum zweiten Mal nach 2010 bei dem legendären Klassiker.

„Ein Riesentag für das Team und mich. Ich bin sehr glücklich“, sagte Webber, der als sechster Sieger im sechsten Saisonrennen zudem für einen Formel-1-Rekord sorgte. Fernando Alonso belegte im Ferrari auf dem rutschigen Stadtkurs Rang drei.

Vettel hatte angesichts einer beinahe aussichtslosen Ausgangslage als Neunter beim Start keine realistische Chance auf eine Wiederholung seines Vorjahressiegs. Immerhin kämpfte sich der zweifache Weltmeister aus Heppenheim auch dank einer klugen Strategie beim Höllenritt durch die Häuserschluchten auf Platz vier vor, verlor aber die WM-Führung. „Die Chancen auf den Sieg waren relativ“, urteilte Vettel. „Aber es ist schade, wenn man die Spitze so knapp verpasst.“ Schließlich fehlten ihm nur 1,343 Sekunden auf Webber.

Michael Schumacher, in der Qualifikation noch grandioser Schnellster, hatte gleich nach dem Start einen Unfall. Wegen Problemen mit dem Benzindruck schied der Rekord-Weltmeister aus Kerpen dann in der 65. Runde aus. „Das Rennende ist enttäuschend“, sagte der Mercedes-Pilot nach dem weiteren Nuller. Aber seine Bestzeit vom Samstag stehe für sich: „Wenn ich von der Pole gestartet wäre, kann man sich ausrechnen, wo ich heute gelandet wäre.“

Während für Schumacher aber schon nach der frühen Kollision die Podestträume beendet waren, kam Rosberg bestens weg: „Ich hatte einen guten Start, Mark leider auch. Danach ging es nur darum, die Reifen zu schonen“, berichtete der Wahl-Monegasse. „Es ist ein toller Tag für mich. Ich hatte das beste Auto, aber man kommt leider nicht vorbei.“

Alleiniger WM-Spitzenreiter nach sechs Grand Prix ist nun der Spanier Alonso mit 76 Punkten. Vettel fiel mit 73 Zählern auf Rang zwei zurück vor seinem punktgleichen Teamkollegen Webber. Rosberg (59) schob sich auf Gesamtposition fünf vor.

Nico Hülkenberg (Emmerich) belegte im Force India einen guten achten Platz und punktete damit zum dritten Mal in diesem Jahr. Marussia-Pilot Timo Glock (Wersau) fuhr auf Platz 14.

Für Schumacher wäre der Große Preis von Monaco kurz nach dem Start beinahe vorbei gewesen. Der Schnellste der Qualifikation, der wegen eines Unfalls von Barcelona in Monte Carlo um fünf Plätze nach hinten strafversetzt worden war, kollidierte mit Romain Grosjean. Trotz leichter Schäden am Silberpfeil konnte der siebenmalige Champion weiterfahren. Grosjeans lädierter Lotus musste indes mit einem Kran aus der Gefahrenzone geborgen werden. Das Rennen wurde deshalb für zwei Runden hinter dem Safety Car neutralisiert.

Auch nach dem Neustart verteidigte Webber seine geschenkte Pole Position problemlos. Rosberg folgte mit bereits gehörigem Abstand auf Rang zwei vor Lewis Hamilton im McLaren. Schumacher hatte trotz des Crashs nur zwei Plätze eingebüßt und hielt sich als Achter bestens.

Vettel und Jenson Button starteten nach ihren enttäuschenden Ergebnissen in der Qualifikation als einzige der Titelkandidaten mit der härteren Reifenvariante, um länger auf der Strecke bleiben zu können. Sie erhofften sich dadurch strategische Vorteile beim Boxenstopp. Vettel profitierte zudem vom frühen Unfall Schumachers und schob sich schnell vom neunten auf den sechsten Rang vor.

Der zweitplatzierte Rosberg ließ als erster des Spitzentrios in der 28. von 78 Runden die Reifen wechseln. Der Führende Webber und der Drittplatzierte Hamilton folgten im nächsten Umlauf. Nachdem auch das Ferrari-Duo stoppte, lag plötzlich Vettel in der 31. Runde vorn. Der Vorjahressieger drückte mächtig aufs Tempo, um seinen Vorsprung vor seinem Boxenstopp auszubauen. Im 47. Umlauf holte dann Vettel neue Reifen und kehrte als Vierter auf den 3,340 Kilometer langen Berg-und-Tal-Kurs zurück.

Nach 260,520 Kilometern gewann Webber in 1:46:06,557 Stunden. „Wir hatten Glück, dass wir auf Pole standen“, räumte er ein. Auch der Regen im letzten Rennfünftel änderte nichts am ersten Saisonerfolg des Australiers. Aber dieser stand auf des Messers Schneide, da in den letzten Runden die Top-Sechs regelrecht aneinander klebten.