Wie ein Uhrwerk: Vettel zeigt in Japan keine Schwäche
Suzuka (dpa) - Die Eilfahrt zum vierten Formel-1-Titel in Serie soll für Sebastian Vettel nur Durchgangsstation sein. „Ich glaube, er hat die besten Jahre noch vor sich“, sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner im Interview der Nachrichtenagentur dpa vor dem Großen Preis von Japan.
Für die Konkurrenz wäre das ein Schock. Doch Triple-Champion Vettel erlaubt sich einfach keine Nachlässigkeiten mehr, auch in Suzuka raste er wieder zur Trainingsbestzeit. „Er fährt besser, als ich es jemals gesehen habe“, lobte Horner seinen Superstar.
Schon am Sonntag könnte Vettel mit seinem neunten Saisonsieg den vierten WM-Triumph perfekt machen, wenn Verfolger Fernando Alonso maximal Neunter wird. „Es gibt noch ein bisschen, was wir hier und da rausquetschen können“, sagte der Hesse nach den Übungsrunden gewohnt kritisch. Wie ein Uhrwerk und praktisch fehlerlos wie schon das ganze Jahr spulte Vettel auf dem 5,807 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitskurs sein Programm ab, während eine Reihe von Rivalen von der Strecke flogen.
Auch Alonso leistete sich einen kapitalen Dreher und wurde nur Zehnter. Ein Omen für Sonntag? „Wir waren nicht so konkurrenzfähig wie wir gehofft hatten“, stellte der Spanier ernüchtert fest. Bei 77 Punkten Rückstand auf Vettel vor dem 15. von 19 Saisonläufen sind die Chancen des Asturiers ohnehin nur noch theoretisch.
1:33,852 Minuten benötigte Vettel für seine beste Runde und war damit 0,168 Sekunden schneller als sein australischer Teamkollege Mark Webber. Auf den dritten Platz fuhr Nico Rosberg im Mercedes. „Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns, aber ich hoffe, wir können Red Bull ein bisschen ärgern“, sagte Rosberg. Der WM-Dritte Kimi Räikkönen aus Finnland wurde Tagesvierter, musste seinen Lotus aber nach einem Fahrfehler vorzeitig im Kiesbett abstellen. Sauber-Pilot Nico Hülkenberg kehrte als 13. zurück in die Garage. Adrian Sutil musste sich im Force India mit Platz 15 begnügen.
Alle Augen ruhen aber an diesem Wochenende ohnehin auf Landsmann Vettel. Schon 13 Mal ist die WM-Entscheidung in Japan gefallen, so oft wie in keinem anderen Land. Als Gruß an die wie immer hellauf begeisterten Fans von Suzuka trägt der Heppenheimer einen Helm mit japanischen Motiven: Bilder von Kirschblüten, Pagoden, Bonsaibäumen und Origami-Figuren. Suzuka ist für den 26-Jährigen längst ein besonderer Ort. Dreimal hat er in den vergangenen vier Jahren hier gewonnen. 2011 holte er sich zudem mit Platz drei im Rennen seinen zweiten WM-Titel.
Seither ist Vettel weiter gereift, sein Titelhunger aber ist ungebrochen. „Er hat den Glauben an seine Stärke, großes Selbstbewusstsein gepaart mit einem enormen natürlichen Talent. Was er in diesem Jahr erreicht hat, acht Rennen zu gewinnen, das ist ziemlich phänomenal“, schwärmte Teamchef Horner.
Mit einem weiteren WM-Triumph würde Vettel in einen exklusiven Kreis aufrücken. Nur Rekordweltmeister Michael Schumacher (7), der Argentinier Juan Manuel Fangio (5) und der Franzose Alain Prost (4) haben in der Geschichte bislang mindestens vier Titel gewonnen. Keiner jedoch war bei seinem vierten WM-Sieg jünger als Vettel. „Sebastian ist einzigartig“, befand Horner. „Wie er seiner Arbeit nachgeht, wie er seine Erfolge erreicht hat und wie er fährt, das ist einmalig.“
Sogar die als unschlagbar geltenden Rekorde seines Kumpels Schumacher scheinen für Vettel nicht mehr unerreichbar. „Hat er die Fähigkeiten dazu? Das hat er wohl im ersten Teil seiner Karriere schon gezeigt. Werden es ihm die Umstände erlauben, das zu erreichen? Keine Ahnung“, sagte sein Teamchef.
Eines aber ist für Horner sicher: „Er hat eine leuchtende Zukunft vor sich“, versicherte der Brite. Und dafür müsse Vettel nicht einmal zu einem anderen Rennstall wechseln, um noch mehr Anerkennung zu erreichen, wie es manche für notwendig halten. Horner dagegen sagte: „Sebastian will im bestmöglichen Umfeld sein, das ihm die größte Chance auf Siege bietet. Red Bull hat das nun schon seit einiger Zeit getan und will das noch für viele weitere Jahre tun.“