Nach dem Spiel Schalke gegen Leverkusen: Wie viel Fairness muss sein?
Beim 1:0 für Leverkusen liegt ein Schalker verletzt am Boden. Am Ende steht es 2:2.
Gelsenkirchen. Jens Keller schaute zufrieden auf den Zettel vor sich, auf dem die aktuelle Tabelle abgebildet war. „Ich bin hier vorrangig angetreten, um den vierten Platz zu sichern“, sagte der Trainer des FC Schalke 04. „Und auf diesem Platz stehen wir.“ Der 42-Jährige wollte nach dem 2:2 gegen Bayer 04 Leverkusen die Gelegenheit nutzen, ein Plädoyer in eigener Sache loszuwerden. Es schien ihm an der Zeit zu sein, seinen Kritikern, die ihm seit seinem Amtsantritt im Dezember 2012 wenig Vertrauen entgegengebracht hatten, mit Fakten zu widersprechen.
Vor allem nach diesem Spiel, in dem die Schalker bereits scheinbar hoffnungslos mit 0:2 zurücklagen und zwischenzeitlich so wirkten, als hätten sie aufgegeben. „Ich bin wahnsinnig stolz auf diese Mannschaft, dass sie trotz der Personalsituation so zurückgekommen ist“, sagte Keller.
Gleich sieben Spieler musste der Trainer wegen Verletzungen oder Sperren ersetzen. Der Spielfluss und das Verständnis hatten speziell in der ersten Hälfte darunter gelitten. Die Leverkusener waren das bessere Team, hatten große Torchancen, nutzten aber nur eine Möglichkeit.
Und ausgerechnet der Führungstreffer von Simon Rolfes (37.) sollte für große Diskussionen sorgen, da zum Zeitpunkt des Angriffs Schalkes Ciprian Marica verletzt im eigenen Strafraum lag und die Werkself den Ball — anders als sonst üblich — nicht direkt ins Aus beförderte, um eine Behandlung zu ermöglichen.
Es war eine knifflige Szene, für die es Argumente sowohl für die eine als auch für die andere Seite gab. Leverkusens Sportdirektor vertrat die Auffassung, dass seine Spieler „alles richtig gemacht“ hatten. Es würde in Deutschland ohnehin stets „viel zu früh der Ball ins Aus gespielt. Schon wenn sich einer den Fußnagel einreißt“, sagte Völler, der am Samstag seinen 53. Geburtstag feierte und diesen Abschluss des Tages als „nicht so schönes Geschenk“ wertete.
Die Schalker fühlten sich dagegen benachteiligt. „Die Leverkusener müssen ihr Verhalten selbst beurteilen“, sagte Keller. „Aber der Schiedsrichter hätte die Szene abpfeifen müssen.“ Kapitän Benedikt Höwedes war allerdings nicht ganz so sicher wie sein Trainer und räumte ein, dass er nicht wüsste, „was ich in der Szene gemacht hätte“.
Als Stefan Kießling zum 2:0 (58.) erhöhte, schien das Spiel gelaufen zu sein, aber Teemu Pukki (71.) und Raffael per Elfmeter (86.) trafen nach einer Energieleistung der Schalker in der Schlussphase zum „aufgrund der zweiten Halbzeit verdienten Ausgleich“, wie Keller befand. Ömer Toprak sah für seine Notbremse gegen Pukki zudem die Rote Karte.
Die Leverkusener verpassten so eine Vorentscheidung im Kampf um die Champions League Plätze. Die Schalker hatten das Optimum aus ihrer personellen Lage herausgeholt und konnten mit dem Ergebnis gut leben. Jens Keller war jedenfalls mit sich und der Welt zufrieden. „Seit ich hier bin, gibt es nur entscheidende Spiele, daran habe ich mich gewöhnt“, sagte er. Er hatte Werbung in eigener Sache betrieben.