Reha nach schwerer Verletzung Nach Olympia-Drama: Ringerin Wendle kämpft sich zurück

Freiburg · Annika Wendle hat das „herausforderndste Jahr“ ihrer Karriere hinter sich. Nach dem Verletzungsschock von Paris arbeitet die Topringerin aus Südbaden am Comeback - und neuen Zielen.

Annika Wendle aus Altenheim in Südbaden ist Deutschlands Ringerin des Jahres.

Foto: Sina Schuldt/dpa

Annika Wendle saß im Rollstuhl und winkte ins Publikum. Immerhin konnte sie nur wenige Tage nach ihrem Verletzungsdrama bei den Olympischen Spielen schon wieder lächeln. Die Bilder davon, wie sie durch das große Stade de France in Paris geschoben wurde, bleiben in Erinnerung.

„Ich denke immer mal wieder daran zurück“, sagt die Ringerin aus Altenheim in Südbaden auch mehr als vier Monate später. Gerungen hat die 27-Jährige seit den Sommerspielen nicht mehr. Die Reha ist in vollem Gange. Bisher bewegt sich Wendle aber noch überwiegend im Kraftraum oder auf dem Laufband. So richtig auf die Matte geht sie wohl erst im Januar wieder.

Ein Auf und Ab - schon vor den Spielen

Ein Schock - auch für die Gegnerin: Annika Wendle (l.) verletzte sich in Paris schwer.

Foto: Sina Schuldt/dpa

2024 sei das bislang „herausforderndste Jahr“ ihrer Karriere gewesen, sagt die EM-Dritte von 2020 und 2021. Die emotionale Achterbahnfahrt hatte schließlich schon vor dem Saisonhöhepunkt im Sommer begonnen. Zwischenzeitlich hätten sich „die Ereignisse regelrecht überschlagen“, erinnert sich Wendle.

Wendle hatte die Olympia-Qualifikation zunächst - wegen äußerst fragwürdiger Entscheidungen des Kampfgerichts beim Turnier in Istanbul - verpasst. Nach dem Rückzug des russischen Verbands war sie kurzfristig doch ins Starterfeld gerutscht und in Paris dann bis in den Kampf um Bronze vorgestoßen. Dort verletzte sie sich gegen die Nordkoreanerin Choe Hyo Gyong schwer: Kreuz- und Außenbandriss im linken Knie, dazu der Abriss eines Wadenmuskels.

Traum von der WM-Medaille

Wendle vergoss rund um Olympia viele Tränen. Nach den Spielen habe sie erst mal die freie Zeit genossen und Abstand vom Ringen genommen, berichtet sie.

Nun aber befindet sich eine der größten Hoffnungsträgerinnen des deutschen Teams wieder im Angriffsmodus. Die EM in der Slowakei im April kommt wohl noch zu früh. Zumal die angehende Grundschullehrerin im Februar ihr Referendariat beginnt. Die WM in Kroatien im September hat sie aber im Visier.

„Eine WM-Medaille will ich auf jeden Fall noch“, sagt sie. Und ihren Frieden mit Olympia machen? „Ich könnte mir schon vorstellen, 2028 noch mal dabei zu sein“, sagt die 53-Kilo-Athletin. „Aber erst mal muss ich sehen, wie es sich auf der Matte wieder anfühlt.“ Wendle muss kleine Schritte gehen. Auf dem Weg zu großen Zielen.

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(dpa)