HSG Krefeld Niederrhein Schicks: „Bis Januar brauchen wir die genauen Zahlen“

Krefeld · Interview André Schicks, der Geschäftsführer der HSG Krefeld Niederrhein, spricht mit der WZ über die anstehende Sanierung der Glockenspitzhalle

André Schicks, der Geschäftsführer der HSG Krefeld Niederrhein, hat zu Recht gute Laune.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Die HSG Krefeld Niederrhein ist derzeit in der Winterpause der 3. Handball-Bundesliga. Zeit genug, um mit Geschäftsführer André Schicks über die Hinrunde, die Glockenspitz-Sanierung und das Derby des Jahres zu sprechen.

Gleich zu Beginn unseres Interviews müssen wir erst einmal gratulieren. Mit 29:1 Punkten ist die HSG Tabellenführer. Damit lässt sich gut leben, oder?

André Schicks: Damit lässt es sich sehr gut leben. Wir sind sehr zufrieden. Ein bisschen ärgert uns immer noch dieser abhandengekommene eine Punkt, weil in dem Spiel definitiv mehr drin war, aber so ist das im Sport.

Sie gehen also gelassen in die Rückrunde?

Schicks: Wir haben jetzt eine veränderte Situation im Gegensatz zu den Vorjahren. Wir haben eine kurze Ruhephase in Form von Urlaub. Die Jungs haben am Dienstag ihre Abschluss-Testungen gehabt, sodass wir ihnen über die Feiertage einen richtigen Trainingsplan mitgeben können. So können sie Anfang des Jahres ideal in die Vorbereitung starten.

Von der Handball-WM sind Sie gar nicht betroffen?

Schicks: Unser Spielbetrieb geht normal weiter. Wir hoffen, dass es im weiteren Turnierverlauf keine Überschneidungen mit den Spielen der deutschen Nationalmannschaft geben wird.

Die HSG hat sich in den deutlich weiterentwickelt. Dazu gehören auch steigende Zuschauerzahlen. Was zeichnet die HSG aus?

Schicks: Erfolg macht sexy. Ich glaube, das kann man ganz klar sagen. Und der Erfolg ist sportlich gesehen auch vollkommen vorhanden. Das lässt die Zuschauerzahlen deutlich wachsen. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass wir abseits der Platte einen sehr guten Job machen. Die Stimmung ist toll, das Ambiente ist prima, das Ganze ist familiär gehalten. Dadurch haben wir Zuwächse zu verzeichnen. Im ersten Heimspiel des neuen Jahres gegen Aldekerk werden wir die Zuschauerzahl erneut toppen. Das ist jetzt schon abzusehen.

Danach steht schon das Derby des Jahres am 15. Februar in der Yayla-Arena vor der Tür.

Schicks: Darauf freuen wir uns sehr. Es wird das dritte Spiel in der Arena und es war bislang immer ein großes Handball-Fest, darauf hoffen wir im Februar erneut. Und nach dem Derby des Jahres sehen wir natürlich weitere Handball-Spektakel in der Aufstiegsrunde auf uns zukommen.

Wie hoch ist der Zuspruch aus Korschenbroich für das Derby?

Schicks: Wir haben bislang rund 5000 Karten verkauft. Die Nachfrage aus Korschenbroich ist noch ein wenig verhalten, aber da habe ich die Hoffnung, dass dann trotz des Tabellenstandes der Zuspruch und die Begeisterung wächst.

Da gab es noch die Diskussion um das Aldekerk-Derby. Wäre es nicht geschickter gewesen, aufgrund des zu erwartenden Tabellenstandes des Gegners, das Spiel sofort in der Glockenspitzhalle auszutragen?

Schicks: Ja und nein. Also zunächst sehe ich einen Vorteil für den gesamten Handballsport in der Region. Durch solche Highlight-Spiele versuchen wir ja zudem die breite Masse zu überzeugen. Deswegen kann ich nach wie vor die Entscheidung von Aldekerk nicht verstehen. Auch wenn es vielleicht nicht das spannendste Spiel geworden wäre, hilft es der ganzen Handball-Region, sich weiterzuentwickeln. Das ist unser Ziel. Darüber hinaus wollen wir natürlich als Sieger vom Platz gehen.

Gibt es vonseiten der HSG Krefeld Niederrhein Überlegungen, in der Aufstiegsrunde in die Arena umzuziehen?

Schicks: Wir haben in der Entscheidungsfindung immer die Mannschaft mitgenommen. Aus der reinen Zuschauerperspektive, die in der Arena natürlich wesentlich besser und interessanter wäre, wäre ein Umzug nicht allein nur aus monetären Dingen von Vorteil. Aber aus rein sportlicher Sicht ist es der Wunsch der Mannschaft, dort zu spielen, wo die ganze Saison gespielt wurde, weil es gewisse gewohnte Abläufe gibt. Und die möchte die Mannschaft, wenn es darauf ankommt, nicht verändern. Deswegen gehe ich davon aus, dass wir in der Glockenspitzhalle spielen. Es sei denn, der Bagger dort rollt früher vor die Tür als erwartet (lacht).

Damit wären wir beim Thema Hallenwechsel. Ab September verliert die HSG ihre Heimspielstätte.

Schicks: Genau, im Sommer müssen wir umziehen. Ich gehe davon aus, dass wir zwei Spielzeiten ausweichen müssen. Wir haben alle Sorgen und Nöte mit der Stadt Krefeld besprochen und sind auf dem besten Wege, alle Lösungen zu finden. Denn sportlich wie finanziell ist ein Rückzug in die Königshofer Halle, wo wir herkommen, gar nicht mehr möglich.

Wieso nicht?

Schicks: Wir können dort unseren Sponsoren-Verpflichtungen nicht nachkommen. Ebenso wäre sie im Falle eines Aufstieges in die zweite Liga nicht nur von den Zuschauerkapazitäten zu klein. Die Außenlinien sind zu nah an den Wänden oder an den Zuschauerrängen. Das ist leider in vielen Hallen in der Stadt so, weshalb es in Krefeld keine andere Spielstätte als die Yayla-Arena geben wird.

Können Sie den Fans der HSG einmal skizzieren, was in der Glockenspitzhalle alles erneuert wird?

Schicks: Die Halle wird kernsaniert. Alle Defekte, die durch Proben, Bohrungen und Begehungen gefunden wurden, werden erneuert. Die Halle ist 53 Jahre alt, da kann schon mal etwas anfallen. Auch das Dach wird ausgetauscht. Darüber hinaus werden infrastrukturelle Dinge an der Glockenspitzhalle erneuert. Wenn die Halle fertig ist, können sich Schulklassen wie unsere Fans auf ein tolles, nahezu neues Produkt freuen.

Bekommt die Glockenspitzhalle einen neuen Hallenboden?

Schicks: Hierzu stehen wir in Gesprächen. Wir würden uns natürlich über den Einbau eines LED-Bodens sehr freuen. Das würde den Zuschauern ein noch besseres Spielerlebnis geben und für die Spieler, Schiedsrichter und Trainer würde es die Arbeit deutlich erleichtern, da nur noch die Linien auf dem Feld zu erkennen sind, die gebraucht werden. Es wäre eine Investition für die Zukunft und für uns, als Aushängeschild des Handballsports in Krefeld, sicher von elementarer Bedeutung.

Und die Anzeigetafel wird dann endlich in der Halle aufgehängt?

Schicks: Das müssen wir uns auf jeden Fall anschauen, denn im Falle eines Aufstiegs in die 2. Bundesliga dürfte sie an der aktuellen Position auf dem Boden nicht mehr stehen, sondern muss mindestens in zwei Meter Höhe hängen.

Durch den Umzug in die Yayla-Arena kommen auf die HSG deutlich höhere Kosten zu. Wie wollen Sie die stemmen?

Schicks: Auch hier sind wir in sehr guten Gesprächen mit der Stadt Krefeld. Bis Januar benötigen wir die genauen Zahlen, damit wir den Lizenzierungsprozess bei der Deutschen Handball Liga beginnen können. Für die Arena-Spieltage fallen natürlich höhere und zusätzliche Kosten an, da wir ein größeres Catering benötigen, ein breiter Sicherheitsdienst notwendig ist, Brandwachen sind Pflicht, die Gema-Kosten werden steigen, um nur einige Dinge zu nennen. Ohne Unterstützung wird es schwer werden, diese Kosten zu decken oder wir müssten unseren gesamten Etat dafür verbrauchen. Denn wir wollen eigentlich mit einer Top-Mannschaft, egal in welcher Liga, an den Start gehen. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir in den kommenden Wochen gute Ergebnisse präsentieren können.

Mit welchem Etat plant denn die HSG für das kommende Jahr?

Schicks: Ich gehe davon aus, dass wir wieder mit circa 1,1 Millionen Euro planen können.

In der Yayla-Arena gibt es 20 Logen. Wird die HSG an der Vermietung beteiligt?

Schicks: Genau, wir können dann für den Business-Club ganz normal Karten verkaufen und die Logen an Sponsoren vermieten.

Die HSG hat sich als Sportmarke in Krefeld etabliert. Wo steht die Marke HSG aktuell, wo soll es hingehen?

Schicks: Stand heute sehe ich die HSG als stabile Sportmarke in unserer Stadt, in einer Sportart, in der es in unserer Region etwa 4000 aktive Sportler gibt. Ich vermute, dass wir in Zukunft noch stabiler als Marke werden. Wir haben unser maximales Potenzial nicht abgerufen. Doch wir wollen uns stetig weiterentwickeln. Wichtig ist uns, dass es nicht kometenhaft vonstattengeht, sondern mit Weitsicht und Seriosität. Wir wollen sukzessive wachsen und die Marke HSG Krefeld Niederrhein in der Region immer weiter etablieren.

Neben vielen Fragen um den Spielbetrieb in der kommenden Saison gibt es zudem ein Problem mit den Trainingszeiten. Können Sie ein Update geben?

Schicks: Von außen gesehen ist kaum zu glauben, wie viel am Trainingsbetrieb hängt. Es ist längst nicht damit getan, uns eine Halle zu geben. In der Glockenspitzhalle haben wir uns in der Vergangenheit selbst sehr gute Möglichkeiten erschaffen. Sei es die größere Kabine, damit wir dort Video-Analysen und Besprechungen abhalten können. Darüber hinaus haben wir viel Platz für Trainingsgeräte, fürs Aufwärmen, Physiotherapie und sonstige Dinge. Alles muss in der Übergangstrainingsstätte in Zukunft ebenfalls gegeben sein, umso mehr, wenn wir aufsteigen sollten. Der Trainingsbetrieb soll daher in der Sporthalle Scharfstraße gebündelt werden. Darüber hinaus wird die Stadt mit zusätzlichen Containern arbeiten müssen. Fest steht aber, dass für alle Beteiligten eine große Herausforderung vor der Tür steht.

Durch die Trainingsstätte Scharfstraße wird es für die dort ansässigen Klubs samt Mannschaften sicher nicht einfacher.

Schicks: Auf keinen Fall. Wir müssen hier mit allen Beteiligten zusammenarbeiten. Alle Vereine sind mit ähnlichen Problemen behaftet und wir wollen keinem vorschreiben, wie er nun zu trainieren hat. Ich appelliere immer wieder an alle Vereine, miteinander Lösungen zu finden. Wenn wir alle miteinander sprechen, bin ich davon überzeugt, dass wir die Herausforderung meistern werden. Es wird nicht einfach, das steht fest.