Nach Protest-Wirrwarr: Hambüchen droht mit Boykott

Mannheim (dpa) - Nach den aus seiner Sicht ungerechtfertigten Entscheidungen der Kampfrichter im Finale der Boden-Konkurrenz hat Fabian Hambüchen mit dem Boykott des Deutschen Turnfestes gedroht.

„Ich bin stinksauer, weil ich mich von den Kampfrichter um den Lohn meiner Arbeit betrogen fühle. Wenn die Kampfrichter zu blöd sind zu werten, muss ich überlegen, ob ich hier überhaupt noch einmal antrete“, sagte Hambüchen wutentbrannt.

Zuvor hatte die Jury bei der deutschen Turn-Meisterschaften in Mannheim nach der Bodenkonkurrenz zunächst Hambüchens Einspruch gegen einen falschen Ausgangswert als berechtigt stattgegeben, aber später ihre Entscheidung wegen verspäteten Einreichens wieder zurückgenommen. Sie hatten damit den Hallenser Matthias Fahrig zum Titelträger erklärt.

„Ich vermute sportpolitische Gründe, die hier den Ausschlag gegeben haben. Dass wir nicht in das Verbandssystem passen, ist ja offensichtlich. Was hier gelaufen ist, ist ganz klar Betrug“, schimpfte Vater Wolfgang Hambüchen. „Ich bin dafür, dass wir abreisen und damit zeigen, dass wir uns nicht alles gefallen lassen“, fügte er hinzu.

Fahrig war nach diesem Sieg auch nicht rundum glücklich. „Ich habe doch nichts gegen Fabian, wir beide verstehen uns glänzend. Die Fehler lagen eindeutig bei den Kampfrichtern“, beklagte Fahrig nach seinem siebten Titel. „Das Schlimmste ist, dass ich mir vorgestellt habe, dass ich gewonnen habe, und dann hier fast einen Nervenzusammenbruch bekommen habe, weil man mir zunächst den Titel aberkannte“, meinte Fahrig nach den nervenaufreibenden Minuten. „Ich war da einen Moment sehr, sehr traurig. Doch jetzt freue ich mich riesig“, sagte der Ex-Europameister nach der dramatischen Auseinandersetzung hinter den Kulissen.

Für den Hallenser war es der zweite Boden-Titel nach 2010, den er schließlich mit 15,15 Punkten vor Hambüchen (15,10) sicherte. „Ich wäre traurig gewesen, wenn ein anderer einen Namensbonus bekommt, aber letzten Endes ist es jetzt gut für mich ausgegangen“, sagte Fahrig, während Hambüchen schon auf dem Siegerpodest mit dem Hin und Her der Kampfrichter haderte.

Der Olympia-Zweite Marcel Nguyen hielt sich hingegen nach seinem Mehrkampf-Verzicht mit dem dritten Titelgewinn in Serie an den Ringen schadlos. Der Stuttgarter turnte mit 15,25 Punkten die mit Abstand beste Übung der Konkurrenz und holte sich den insgesamt siebten Titel seiner Karriere. Hambüchen war an den Ringen mit der Silbermedaille (15,00) durchaus zufrieden. Meister am Seitpferd wurde zum zweiten Mal nach 2009 der Berliner Philip Sorrer.

Lokalmatadorin Elisabeth Seitz verpasste nach Wochen des Abiturstresses ihren vierten Sieg in Serie am Stufenbarren und musste im goldglänzenden Turnanzug trotz der Anfeuerung ihrer heimischen Fans mit Rang drei zufrieden sein (14,40). Der Sieg ging erstmals an Junioren-Europameisterin Sophie Scheder aus Chemnitz (14,933). In der Sprung-Konkurrenz sicherte sich Kim Bui aus Stuttgart ihren insgesamt siebten Meistertitel (14,249).

Eine schlechte Nachricht gab es am Dienstag für Olympia-Teilnehmerin Nadine Jarosch, deren Verletzung am linken Knie sich nach der MRT-Untersuchung als Kreuzbandriss herausstellte. Die 18-jährige Schüler aus Detmold fällt damit für die WM im September in Antwerpen aus.