Nach WM-Schlappe: Weise kündigt Analyse an
Den Haag (dpa) - Markus Weise will die richtigen Lehren aus dem schwächsten Abschneiden deutscher Hockey-Herren in der WM-Geschichte ziehen.
„Wir werden in aller Ruhe analysieren, woran es im Detail gelegen hat. Aber man kann jetzt schon sagen, dass es nicht eine Stellschraube war, sondern viele kleine“, erklärte der Erfolgscoach nach dem enttäuschenden sechsten Platz seiner Olympiasieger und Europameister bei der Weltmeisterschaft in Den Haag. Erst zum zweiten Mal seit der Premieren-WM 1971 (Platz 5) hatte das DHB-Flaggschiff das Halbfinale verpasst und nach dem abschließenden 2:4 gegen Belgien sogar eine noch schlechtere WM-Platzierung als vor 43 Jahren erzielt.
„Es gibt also einiges, an dem wir arbeiten müssen“, kündigte der 51-Jährige an. Für ihn beginnt nach dem verpatzten Jahreshöhepunkt schon die Vorbereitung auf das nächste Fernziel - die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. Dafür müssen sich Weises Mannen trotz der Olympiasiege 2008 in Peking und 2012 in London im kommenden Jahr qualifizieren: Entweder über die World League oder über die EM.
Deshalb gilt es, die Gründe für das Tief in Den Haag zu erkennen und auszumerzen. „Einige waren nicht am Limit, plus fehlende Fitness, das reicht dann nicht“, befand Weise. Ihm kommt zugute, dass die Spieler selbstkritisch mit sich umgehen. „Der Coach sagt zurecht, dass viele kleine Dinge nicht gepasst haben. Und wenn die sich aufaddieren, dann fehlen einem acht, zehn oder zwölf Prozent. Dann gibt es halt fünf Teams, die besser abschneiden“, betonte Kapitän Max Müller. Er baut auf die beinahe traditionelle richtige Reaktion im Team. „Ich bin mir sehr sicher, dass wir daraus lernen und uns weiterentwickeln werden. Das haben wir in der Vergangenheit nach Rückschlägen immer getan!“
Allerdings ließ der Spielführer offen, ob er bis zum nächsten großen Ziel weitermachen wird. „Es gibt nicht nur den Hockeyspieler Max Müller. Ich werde jetzt mein Leben neu sortieren und schauen, ob Hockey da weiterhin Platz hat, denn ich bin ein Mensch, der Dinge mit 100 Prozent macht.“ Auch andere denken über das Ende ihrer internationalen Laufbahn nach. Weise: „Ich werde mich mit den Spielern unterhalten, die in ihrer Karriere schon fortgeschritten sind.“
Die Rückkehr des am Kreuzband verletzten und bei der WM vermissten Leitwolfs Moritz Fürste hat er aber fest eingeplant. Und der Kapitän will noch mal angreifen. „Ich werde weitermachen und Rio 2016 auf jeden Fall angehen“, betonte der Mann vom Uhlenhorster HC Hamburg.
Weise hatte wiederholt eine bessere Förderung der DHB-Auswahlteams gefordert, um das Top-Niveau halten und konkurrenzfähig bleiben zu können. „Wenn man alles gewinnt, glaubt einem ja niemand“, klagte Weise nun in der Hoffnung, dass ihm künftig Gehör geschenkt wird. Er plädiert für eine Strukturreform. Der vollgepackte internationale Kalender machte ihm bei der dringend benötigten Vorbereitungszeit ebenso einen Strich durch die Rechnung wie die lange Hallen-Saison in Deutschland und das damit verbundene späte Ende der Feld-Spielzeit.
Während die deutschen Nationalspieler mit ihren Clubs noch um nationale Titel spielten, wurde andernorts schon fleißig auf die WM hingearbeitet. So war es kein Zufall, dass in Den Haag top-geförderte Hockey-Nationen wie die Niederlande, Australien und Argentinien bei Damen wie Herren die ersten drei WM-Plätze unter sich ausmachten.