Am 29. Januar Paralympics: Weltverband entscheidet über Russen-Teilnahme

Leipzig (dpa) - Friedhelm Julius Beucher bleibt dabei: Wenn das Internationale Paralympische Komitee im Kampf gegen Doping seinen guten Ruf nicht verlieren will, muss der Komplettausschluss des russischen Teams auch bei den Winter-Paralympics in Südkorea bestehen bleiben.

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Er sehe „aus Gründen einer konsequenten Anti-Doping-Politik wenig Handlungsspielraum für das IPC, anders zu entscheiden, als bei der Anti-Doping-Haltung von Rio“, sagte der Präsident des Deutschen Behindertensport-Verbandes der Deutschen Presse-Agentur. „Das heißt: Komplettausschluss der russischen Athleten.“

Die Entscheidung darüber, ob die Russen vom 9. bis zum 18. März im südkoreanischen Pyeongchang starten dürfen, verkündet das Internationale Paralympische Komitee (IPC) am 29. Januar in Bonn. Schon bei den Sommer-Paralympics 2016 hatte das IPC anders als das Internationale Olympische Komitee (IOC) wegen des mutmaßlich staatlich orchestrierten Dopingsystems alle russischen Behindertensportler ausgeschlossen.

Das IOC mit dem deutschen Präsidenten Thomas Bach hatte am 5. Dezember erneut den historischen Gesamtausschluss vermieden. 169 unbelastete russische Sportler dürfen auf IOC-Einladung unter neutraler Flagge im Februar an den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang teilnehmen. Das gleiche Prozedere bei den Paralympics wäre für Beucher keine gute Lösung. „Ich halte das für ein Hilfskonstrukt, was nicht angemessen ist“, sagte er.

Seine Entscheidung wollte das IPC ursprünglich vor Weihnachten verkünden, hatte die Bekanntgabe dann aber verschoben. Der neue IPC-Präsident Andrew Parsons bescheinigte dem suspendierten Paralympischen Komitee Russlands (RPC) bislang erhebliche Fortschritte im Anti-Doping-Kampf. Doch für die Aufhebung der Suspendierung - erst nach dieser sind die russischen Athleten wieder startberechtigt - müssen noch fünf der sieben vom IPC geforderten Schlüsselkriterien erfüllt werden.

Die zwei wichtigsten Punkte sind die Aufhebung der Suspendierung der Anti-Doping-Agentur RUSADA sowie die Anerkennung und Akzeptanz des McLaren-Berichts der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). Das ist bisher nicht passiert. Und wird es wohl auch nicht. Denn die Russen und ihre politische Führung streiten alles ab. Zudem bleibt die RUSADA nach einem Beschluss der WADA von Mitte November 2017 weiter suspendiert.

Wäre eine Wiederaufnahme ohne die Erfüllung vor allem dieser beiden Punkte denkbar? „Das liegt zunächst allein im Ermessen der Taskforce. Sie muss beurteilen, ob die Kriterien immer noch angemessen sind oder ob sie angepasst werden müssen. Das könnte aber auch bedeuten, sie zu verschärfen, wenn sie das für nötig halten. In jedem Fall müssen wir auch über Pyeongchang hinausblicken“, sagte Parsons.

Sein Vorgänger Sir Philip Craven hatte im Sommer 2016 das getan, was sich viele auch vom IOC und Bach gewünscht hätten: Der damalige IPC-Präsident hatte angesichts des Skandals um flächendeckendes Staatsdoping den Ausschluss des gesamten russischen Teams von den Paralympics in Rio verkündet. Für viele eine Ohrfeige für das IOC. „Es war keine mutige, es war einfach nur eine richtige Entscheidung“, sagte Craven. Er empfinde nichts als „Ekel, Fair Play ist das Fundament des Sports. Wenn wir damit nachlassen, sind wir erledigt.“