100 Ausgaben Tour de France: Die großen Dopingskandale
Berlin (dpa) - Auch die Präsentation der 100. Tour de France wurde von den Nachwehen der Affäre Lance Armstrong überschattet. Der spektakuläre Fall des siebenmaligen Rundfahrt-Siegers ist der größte Dopingskandal in der Geschichte der „Großen Schleife“.
Die Nachrichtenagentur dpa dokumentiert die wichtigsten Dopingfälle bei der Tour:
1967: Der englische Radprofi Tom Simpson kollabiert beim Anstieg zum 1912 Meter hohen Mont Ventoux und stirbt. In Simpsons Trikottaschen werden Röhrchen mit Amphetaminen gefunden. Er stirbt bei großer Hitze an einem Cocktail aus Alkohol und Aufputschmitteln.
1996: Bjarne Riis gesteht 2007, bei seinem Tour-Sieg elf Jahre zuvor gedopt zu haben. Erik Zabel und Rolf Aldag geben ebenfalls öffentlich zu, 1996 EPO und andere Dopingmittel genommen zu haben. Das Gelbe Trikot wird Riis und das Grüne Zabel nur vorübergehend entzogen.
1998: Bei einer Kontrolle an der belgisch-französischen Grenze entdeckt die Polizei in einem Fahrzeug des Teams Festina große Mengen von Doping-Substanzen. Die Mannschaft wird ausgeschlossen, sieben weitere Teams verlassen die Tour oder fliehen regelrecht. Nur 97 von 198 Fahrern erreichen Paris.
1999 bis 2005: Lance Armstrong jubelt siebenmal in Serie auf den Pariser Champs Élysées - Rekord. Er sorgt dabei aber im Nachklapp für den größten Skandal in der Historie der Tour. 2012 wird dem Amerikaner bei allen seinen Erfolgen massive Manipulation nachgewiesen, in den Teams US Postal und Discovery Channel soll er eine regelrechte „Doping-Verschwörung“ geleitet haben. Der Weltverband UCI streicht den einstigen Rad-Helden, dem schon 2005 bei Nachproben von 1999 erstmals EPO nachgewiesen worden war, aus den Siegerlisten.
2006: Zwei Tage vor dem Start werden neun Fahrer - auch Jan Ullrich und Ivan Basso - von der Tour ausgeschlossen. Sie sollen mit dem Doping-Arzt Eufemiano Fuentes zusammengearbeitet haben. US-Profi Floyd Landis wird positiv auf Testosteron getestet. Er verliert den Tour-Sieg im Nachhinein an Oscar Pereiro und gibt später Doping zu. Basso wird gesperrt, Ullrich nach seinem Rücktritt Jahre später durch den CAS ebenso. Patrick Sinkewitz gesteht, während der Tour zum Blutdoping zur Uni-Klinik Freiburg gefahren zu sein.
2007: Tour-Spitzenreiter Michael Rasmussen (Dänemark) wird von seinem Team Rabobank aus dem Rennen genommen und danach entlassen, weil er falsche Angaben über seine Trainingsorte gemacht hatte und Kontrollen erschwerte. Astana-Star Alexander Winokurow wird des Fremdblutdopings überführt. Er verlässt mit seinem Team die Tour. Sinkewitz wird wegen Dopings in der Tour-Vorbereitung von seiner Mannschaft suspendiert.
2008: Die Tour regelt die Doping-Kontrollen neu, droht mit harten Strafen und lässt das Astana-Team und Ex-Weltmeister Tom Boonen nicht starten. Trotzdem hagelt es positive Dopingbefunde: Manuel Beltran aus Spanien wird in der A-Probe positiv auf EPO getestet, ihm folgen sein Landsmann Moises Dueñas Nevado, der Italiener Riccardo Ricco und der Kasache Dimitri Fofonow. 71 Tage nach dem Tour-Ende wird der Italiener Leonardo Piepoli positiv getestet. Stefan Schumacher und der Österreicher Bernhard Kohl werden des CERA-Dopings überführt.
2009: Kurz vor dem Tour-Start wird der Niederländer Thomas Dekker mit einem EPO-Befund erwischt und vom Team Silence-Lotto aus dem Kader gestrichen. Der Spanier Mikel Astarloza gewinnt die 16. Etappe und belegt den 11. Platz im Gesamtklassement. Erst später wird bekannt, dass auch ihm bei einer Kontrolle schon vor Tour-Beginn die Einnahme von EPO nachgewiesen wurde. Er wird im Mai 2010 gesperrt.
2010: Tour-Titelverteidiger Alberto Contador wird positiv auf das Kälbermastmittel Clenbuterol getestet. Der Spanier führt den Befund auf den Verzehr von verunreinigtem Fleisch zurück. Nach langem juristischen Zerren sperrt ihn der CAS im Februar 2012 rückwirkend für zwei Jahre und spricht den Gesamtsieg 2010 Andy Schleck zu.