Australier Meyer gewinnt Tour Down Under
Adelaide (dpa) - Neue Doping-Anschuldigungen zum internationalen Abschied ließen Lance Armstrong taumeln, Vorjahressieger André Greipel scheiterte gleich doppelt: Bei der zu Ende gegangenen 13. Tour Down hatten nur die Gastgeber Grund zum Jubel.
Der Australier Cameron Meyer holte sich mit zwei Sekunden Vorsprung den Gesamtsieg vor seinem Landsmann Matthew Goss.
Der siebenfache Tour-de-France-Sieger Armstrong wirkte bei seinem letzten Start außerhalb der USA dagegen uninspiriert und mürrisch. Nach sechs Etappen über insgesamt 742 Kilometer landete der 39- Jährige mit 6:42 Minuten hinter dem dreifachen Bahn-Weltmeister Meyer abgeschlagen auf Platz 67. Eine rauschende Abschiedsfeier sieht anders aus, auch wenn Fans auf selbst gebastelten Plakaten schrieben „Danke für die schönen Erinnerungen“.
Nach dem Tour-Finale in Adelaide, dem rund 120 000 Radsportbegeisterte am Straßenrand beiwohnten, verließ der Texaner nach einem freundlichen Plausch mit dem südaustralischen Premier Mike Rann wortlos den Zielbereich. Vorher hatte die Nachrichtenagentur AP eine sms empfangen, dass Armstrong schweigen würde. In der Heimat werden ihm Juristen schwere Zeiten bereiten - dazu bedurfte es nicht der neuesten Vorwürfe in „Sports Illustrated“. Am Freitag hatte Armstrong getwittert, er freue sich auf seine Verteidigung vor der US-Anti-Doping-Behörde. Da muss er gesprächiger sein.
Vorjahressieger Greipel war aus anderen Gründen gefrustet: auf Platz sieben fuhr er an seinem angestrebten dritten Gesamtsieg deutlich vorbei. Noch dazu konnte er seinen Intimfeind Mark Cavendish nicht einmal mit einem Etappensieg ärgern. Zum ersten Mal seit drei Jahren ging er in Australien völlig leer aus. Der 28-jährige Rostocker, der nach dem Training im strengen europäischen Winter in Australien mit Temperaturen um die 40 Grad Celsius konfrontiert war, musste mit zwei zweiten Plätzen zufrieden sein. Das mit Spannung erwartete Sprinterduell gegen den ebenfalls erfolglosen Cavendish endete mit einem langweiligen 0:0.
Auch Armstrong, der Doping-Attacken lange ebenso lässig wie dreist parierte, hatte sich die Abschiedstour im Ausland anders vorgestellt. Die Nervosität war ihm anzumerken. Kontakte zu verdächtigen Ärzten, Klüngeleien mit Doping-Fahndern, vertuschte abnorme Testwerte und Zugang zum verbotenen, lebensgefährlichen Medikament HemAssist: die von der US-Zeitschrift „Sports Illustrated“ erhobenen Vorwürfe hätten dramatischer kaum sein können und lassen ein baldiges Verfahren prognostizieren. Die Zeitschrift beruft sich unter anderem auf eine Quelle, die mit der derzeit laufenden Untersuchung der US-Behörden gegen Armstrong und dessen Ex-Team US Postal vertraut ist.
In Australien hatte sich der Radprofi, der bei der Kalifornien-Rundfahrt im Mai einen Schlusspunkt unter seine Karriere setzen will, mit kritischen Reportern angelegt - zu den Vorwürfen schwieg er. 1999 nach seinem ersten Toursieg ein Jahr nach dem verheerenden Festina- Skandal war der genesene Krebspatient als eine Art Heilsbringer gefeiert worden. Es besteht die große Gefahr, dass die wundersame Armstrong-Story als große Farce entzaubert werden könnte.
Der 23-jährige australische Zeitfahrmeister Meyer, in der kommenden Woche in Berlin zum ersten Mal auf einer Sechstagepiste, siegte in der Endabrechnung mit dem geringsten Vorsprung aller 13 Austragungen. Die letzte Etappe über 91 Kilometer in Adelaide gewann der Brite Ben Swift. Die schwerste 5. Etappe, die zweimal über den Willuga Hill führte, hatte sich nach 131 Km der Spanier Francisco Ventoso gesichert.